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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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einfach den breiten Schneisen, die die Tiere in das Unterholz brechen, orientieren sich an den klopfenden Geräuschen des Brusttrommelns und beobachten die Baumwipfel. Berggorillas steigen zwar selten auf Bäume, doch wenn sie weit oben etwas entdecken, was ihnen schmecken könnte, fällen sie den Baum kurzerhand.
    Touristen lieben die Babys der Berggorillas. Und da es nicht mehr in Mode ist, die Kleinen einfach mitzunehmen, dürfen sie die Tiere besuchen – für maximal eine Stunde am Tag. Bis die Berggorillas die Nähe von Menschen jedoch zulassen, vergeht eine lange Zeit. Etwa zwei Jahre lang gehen Forscher und Ranger jeden Tag in den Regenwald zu einer Gruppe, setzen sich in die Nähe, folgen ihr, wenn die von Natur aus scheuen Tiere fliehen, und lassen sich von den Scheinangriffen der Silberrücken nicht abschrecken. Irgendwann resignieren die Tiere. Dann dürfen die Touristen kommen. Sieben Meter Mindestabstand sind vorgeschrieben. Man darf einem Silberrücken dabei nicht lange in die Augen sehen, sonst greift er an. Die Berggorillas halten sich nicht immer an diese Vorgaben.
    Dian Fossey machte die akute Bedrohung der Berggorillas in den 1970er Jahren öffentlich. Als der Kölner Zoo Ende der 1960er Jahre in Ruanda zwei Berggorillas bestellte, wurden auch zwei Tiere gefangen und trotz Fosseys Protest ausgeliefert. Die Familien der beiden Berggorillas Coco und Pucker Puss wurden erschlagen, als sie sich für ihre Kinder mit ihrem Leben einsetzten. Neun Jahre waren die beiden Berggorillas der Publikumsmagnet des Zoos, dann starben sie kurz nacheinander.
    Berggorillas werden heute als Aschenbecher, Mülleimer und Touristenattraktionen benutzt. Nur für Letzteres benötigt man sie als lebende Exemplare.
    Tim legte den Text irritiert zurück, als sich die Tür öffnete und Georg Meyer eintrat. Der deutsche Wissenschaftler leitete die Forschungsstation im Südwesten Ugandas und erforschte im Auftrag des Leipziger Max-Planck-Instituts das Leben der Berggorillas. Sein Mitarbeiter Harald Buttner folgte ihm. Die beiden gingen an den Studenten vorbei und schienen keine Notiz von ihnen zu nehmen.
    »Die Idee ist absurd. Berggorillas leben nur im Bwindi Impenetrable Forest und in den Virunga-Bergen«, sagte Georg.
    »Die Vegetation, das Klima und die Abgeschiedenheit, die die Tiere als Lebensraum brauchen, passen doch genau«, sagte Harald wütend. »Niemand hat dort jemals auch nur einen einzigen Berggorilla gesehen. Es gibt sie nicht im Ruwenzori«, machte Georg seine Position deutlich. Er stand Harald in dem pragmatisch eingerichteten Aufenthaltsraum gegenüber, der zugleich Arbeitsraum für die Studenten und Dokumentationszentrum für die seltenen Besucher war.
    Die Wände zierten Fotos der Berggorilla-Gruppe, die sie gerade beobachteten. Jedes Tier war mit einem gestochen scharfen Porträt vertreten, unter dem der Name, das Alter und die besonderen Merkmale notiert waren.
    Tim und Jenny, die erst an diesem Tag angekommen waren, folgten erstaunt dem Gespräch der Wissenschaftler, konnten aber den Streitpunkt nicht erfassen. Harald blickte kurz zu ihnen hinüber und zuckte hilflos die Schultern.
    »Entschuldigt bitte unseren Disput«, sagte er. »Das ist so etwas wie eine alte Fehde zwischen Georg und mir. Wir sollten euch damit nicht behelligen.«
    Georg jedoch fuhr völlig unbeeindruckt fort: »Nicht einmal dein geschätzter Freund Stefan hat Beweise geliefert. Dabei hat er sich extra auf die Suche nach den Gorillas gemacht. Seit er damals einfach wortlos gegangen ist, haben wir nichts mehr von ihm gehört. Das ist nun schon fünf Jahre her! Wahrscheinlich ist er nicht einmal angekommen, sondern hat sich verlaufen und ist elend im Schlamm dieser undurchdringlichen Berge verreckt. Wie so viele weiße Forscher vor ihm.« Georg lachte auf. »Dieser verbohrte Spinner.«
    »Und du hast mit Freude sein Forschungsprojekt übernommen ...« Harald schoss die Zornesröte ins Gesicht, als er seinen Vorgesetzten anfunkelte. Georg grunzte unwillig.
    Harald setzte nach: »Wenn Stefan etwas herausgefunden hätte, hätte es dich ohnehin nicht interessiert. Vielleicht kam es dir ja sogar ganz gelegen, dass er verschwunden ist.«
    »Was willst du damit sagen?« Georgs Stimme wurde lauter. Nun blickte er sich doch nach den beiden Studenten um, die in diesem Moment ganz offensichtlich wünschten, lieber nicht im Raum zu sein.
    Als er sich Harald wieder zuwandte, fixierten sich die beiden Wissenschaftler genau. Harald bemerkte die

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