Mondberge - Ein Afrika-Thriller
da er großen Wert auf seine Ausrüstung legte. Sagte er.
»Brauchen wir wirklich so viele Leute?« Andrea beobachtete das Geschehen, währende Tom neben ihr ununterbrochen Fotos schoss. Der wandte ihr kurz den Kopf zu und nickte.
»Da oben gibt es absolut nichts.« Er hielt sich seine Kamera wieder ans Auge. »Wir müssen das Essen für die gesamte Tour mitnehmen. Darüber hinaus Holzkohle zum Kochen, die Töpfe und schließlich auch noch Ersatz-Zelte, falls eines der Lager weggeschwemmt worden ist.« Er setzte die Kamera wieder ab und sah sie an. Andrea starrte ihn blass an. Tom grinste. »Keine Sorge, so schlimm ist es nicht. Ich werde dich gegen die bösen Geister beschützen.« Dann fotografierte er weiter.
»Apropos böse Geister ...«, sagte sie.
Tom wandte sich ihr wieder zu. »Ja?«
»Da war diese Nacht jemand an meiner Tür ...« Sie erforschte sein Gesicht genau.
»Hast du einen heimlichen Verehrer?«, fragte er belustigt.
»Ach, lass doch die Sprüche, Tom.«
»Das war vermutlich nur der Nachtwächter. Die haben hier einen, allerdings schläft der eigentlich die ganze Zeit. Hin und wieder sieht man ihn aber über das Gelände streifen wie ein Gespenst.«
»Wer auch immer das war, er hat dies hier verloren.« Andrea fischte die kleine Gorillafigur aus der Hosentasche. Tom blickte auf ihre Handfläche. Dann nahm er die Figur in die Hand, um sie genauer zu begutachten.
»Wo hast du das gefunden?«
»Vor meiner Tür. Ich habe nachgeschaut, weil ich jemanden weglaufen hörte.«
»Aber du hast niemanden gesehen?«
»Ich war nicht schnell genug.«
Tom gab ihr die Figur zurück. »Vermutlich ist das eine Figur, wie es sie hier zu Tausenden in den Souvenirshops gibt.«
Auf der Wiese flammte ein neuer Streit auf. Diesmal waren es zwei Träger, die laut aufeinander einredeten. Andrea und Tom konnten kein Wort verstehen. Die anderen Träger unterbrachen ihre Arbeit, um dem Schauspiel beizuwohnen. Der eine oder andere mischte sich ein, doch im Großen und Ganzen spielte sich der Zwist zwischen zwei Leuten ab.
»Kannst du etwas verstehen?«, wollte Andrea von Manfred wissen.
»Nicht viel. Es geht wieder um die Rebellen. Und um die Geister der Mondberge. Der eine von ihnen scheint etwas zu sagen, woran die anderen nicht glauben.«
»Ich weiß nicht recht, ob wir wirklich da raufgehen sollten ...«, sagte Andrea leise.
»Mach dir keine Sorgen. Die Leute hier wissen genau, was sie tun«, beruhigte Tom sie.
Andrea atmete tief durch. »Vielleicht sollte ich endlich lernen, den Menschen um mich herum zu vertrauen. Ständiges Misstrauen ist auf Dauer ziemlich anstrengend.« Sie straffte ihren Rücken und lächelte gequält.
Auf dem Platz mischte sich nun auch Peter in den Streit ein. Er sprach mit einem der aufgebrachten Träger, der ihn um irgendetwas zu bitten schien. Doch schließlich gab der Mann auf. Die Tasche, die er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, warf er wütend zu Boden, rief den anderen noch einmal etwas zu, wofür er Gelächter erntete, und wandte sich dann ab. Dabei streifte sein Blick Andrea. Obwohl er weit weg war, sah sie Angst in seinen Augen. Er hatte Andrea ebenfalls wahrgenommen, stockte in der Bewegung, fixierte sie durchdringend. Er rief ihr etwas zu, doch Peter ging energisch dazwischen, stieß ihn kräftig in die Seite und schob ihn vom Grundstück.
»Was ist denn los?«, wollte Andrea wissen, als Peter zurückkam.
Doch der winkte nur ab. »Nichts, was dich beunruhigen sollte ... Die und ihre verdammten Geister der Mondberge«, murmelte er, bevor er sich wieder seiner Arbeit zuwandte.
»Mir sind diese ganzen Andeutungen unheimlich ...«, murmelte Andrea. Sie starrte die Berghänge an. Dann rieb sie sich mit den Händen über das Gesicht, schüttelte den Kopf und fragte Tom: »Was ist das eigentlich für eine Geschichte mit den Mondbergen? Warum heißt der Ruwenzori so?«
»Es gibt unterschiedliche Geschichten, die den Namen erklären. Angeblich sehen die weißen Gipfel manchmal aus wie der Mond. Andere sagen, dass die Berge vor langer Zeit als die Grenze des bis dahin bekannten Universums angesehen wurden. Heute lässt sich nicht mehr nachvollziehen, woher der Name genau stammt. Allerdings gibt es ganz im Norden einen kleinen See, der Lac de la Lune heißt.«
»Aber irgendwer muss doch diesen Begriff geprägt haben ...«
»Ptolemäus hat ihn ins Spiel gebracht. Hier ganz in der Nähe befindet sich eine Region, die von den Einheimischen Wunyamwezi genannt wird: das
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