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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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fluchte herzhaft, doch im Gegensatz zu Kathrin trieb ein eiserner Wille sie voran.
    An einer Wegbiegung blieb Andrea stehen, schaute sich um, bemerkte, dass Birgit weit hinter ihr lief, und wartete. Birgit stockte kurz, ging dann jedoch japsend weiter.
    »Geht’s dir gut?«, wollte Andrea wissen, als Birgit sie erreichte. »Du siehst abgekämpft aus.«
    »Ja, kein Problem«, antwortete diese.
    »Ich merke nur, dass die Luft hier dünner wird. Aber ich werde das schon schaffen.«
    »So hattest du dir das nicht vorgestellt, oder?«
    »Nein, tatsächlich nicht ...«
    Eine Weile stapften sie hintereinander durch den Morast. Neue Grasbüschel erhoben sich vor ihnen. Wieder mussten sie springen, mit den Wanderstöcken immer wieder testen, ob der Untergrund fest genug war. Als Andrea den Kopf hob, ragten Berge vor ihr majestätisch in den Himmel. Kleine Wolken schwebten vor der blauen Fläche wie Wattebäusche, die über einen Tisch geblasen wurden. Zwei Gipfel türmten sich auf, schroff, felsig, gespenstisch. Wolken stauten sich auf ihrer rechten Seite, waberten im Sonnenlicht auf und ab, bis sie von scharfen Winden erfasst und mit Macht zwischen den Gipfeln hindurchgeschoben wurden wie Wasser, das eine Enge in einem reißenden Fluss passieren muss.
    »Ich war erstaunt, dass du diese Tour mit mir machst ...« Andrea wandte sich zwischen den Sprüngen nach hinten. »Aber ich bin sehr froh, dass du auf meine Idee eingegangen bist.«
    »Wir haben so lange keine Reise mehr zusammen gemacht, da fand ich einfach, dass es an der Zeit war«, entgegnete Birgit atemlos. »Wir hätten uns vielleicht nur lieber für einen Badeurlaub auf Sansibar entscheiden sollen ...«
    Andrea blieb kurz stehen. »Bereust du deine Entscheidung?«
    »Nein. Seit wir uns aus den Augen verloren haben, wollte ich immer wieder Kontakt zu dir aufnehmen, aber es ist einfach ständig etwas dazwischen gekommen.«
    »Was ist damals eigentlich los gewesen?« Andrea ging weiter; der Weg wurde schwieriger, der Abstand zwischen den Grasbüscheln größer. Einzelne Lobelien mischten sich zwischen die anderen Pflanzen.
    »Ach, das ist Schnee von gestern.« Birgit biss sich auf die Unterlippe, bis sie Blut schmeckte.
    »Du warst plötzlich weg vom Fenster. Und ich hatte immer das Gefühl, dass wir uns missverstanden haben.« Andrea sprang locker über den großen Abstand zwischen zwei Büscheln. »Lag es an meinem damaligen Freund? Mein Eindruck war, dass du ihn nicht mochtest.«
    Die Erinnerungen trieben Birgit Tränen in die Augen.
    »Damals, als du mit deinem praktischen Jahr im Krankenhaus fertig warst«, fügte Andrea hinzu.
    Natürlich erinnerte sich Birgit. Sie wollte sich selbstständig machen. Hatte Andrea das vergessen?
    »Oder lag es an der Praxis?«, erkundigte sich Andrea weiter, ohne sich erneut nach der Freundin umzusehen.
    Die Gefühle wallten in Birgit hoch. Diese blöde Schnepfe. Reich bis unter die Haarspitzen, ihre angeblich beste Freundin! Immer hatte sie Andrea zugehört, wenn wieder einmal eine Männergeschichte schiefgegangen war. Sie hatte ihre Freundin getröstet, die Nächte mit ihr durchgesoffen, auch wenn sie am nächsten Tag in den Frühdienst musste. Doch als Birgit zum ersten Mal ihre Hilfe gebraucht hätte, hatte Andrea sie ihr verweigert. Keinen Cent hatte sie ihr leihen wollen. Stattdessen hatte Birgit weiter in dem beschissenen Krankenhaus Schichten schieben müssen, bis sie umfiel. Andrea eröffnete indessen mit Papas Hilfe ein Sportstudio, in dem sich die Prominenz der Republik die Klinke in die Hand gab. Birgit hatte das Bedürfnis, Andrea all das einfach vor die Füße zu kotzen, jetzt sofort. Doch sie hielt sich zurück. Nur keine schlafenden Hunde wecken.
    »Nein, das ist schon alles in Ordnung ...« Sie biss die Zähne zusammen.
    Andrea blieb wieder stehen, und beinahe wäre Birgit beim nächsten Sprung mit ihr zusammengestoßen. Sie versuchte abzustoppen, rutschte vom Grasbüschel ab und wäre in den Sumpf gefallen, wenn Peter, der hinter ihr ging, sie nicht im letzten Moment aufgefangen hätte. Birgit blickte ihrer Freundin angespannt ins Gesicht. Andrea sah den Zorn, der sie kalt durchbohrte. Sie hielt Birgit helfend eine Hand entgegen, doch die rappelte sich mit Peters Hilfe auf und nahm Anlauf zu einem Sprung, geradewegs an Andrea vorbei. Auf dem nächsten Grasbüschel blieb sie stehen.
    »Dann lag es doch an dem Kerl damals, nicht wahr? Aber meine Beziehung mit ihm ist doch fast sofort wieder in die Brüche gegangen

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