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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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erstaunlich gepflegt. Ein großes festes Holzhaus mit Veranda, das vor den empfindlich kalten Temperaturen in der Nacht, die oft unter den Gefrierpunkt sanken, schützte.
    Als Nzanzu nach dem Abendessen vorschlug, einen Ruhetag zur Akklimatisierung an die Höhe einzulegen, hätte Tom nur zu gerne zugestimmt, doch als Hans aufbegehrte, wollte er keine Schwäche zeigen und machte sich ebenfalls für den Weitermarsch stark. Sie wollten weiter nach oben steigen, direkt am nächsten Morgen. Auch Martin und Michael, die sich den Tag über erstaunlich gut gehalten hatten, waren dafür. Kai blickte auf Kathrin und schwieg. Andrea schien hin und her gerissen zu sein. Lediglich Birgit äußerte vorsichtig das Bedürfnis, einen Tag zu rasten. Tom spürte, dass es ihm gut tun würde, seinem Körper Zeit zu geben, mit der enormen Höhe und dem geringen Sauerstoffgehalt der Luft fertig zu werden. Aber sich die Blöße geben? Niemals.

22
    Ruwenzori, am Vormittag des 14. Juni
    Die Luft in der Bujuku-Hütte am frühen Morgen war kalt und frisch. Tom roch den Wald und spürte die hohe Luftfeuchtigkeit, die durch alle Ritzen bis in seinen Daunenschlafsack drang. Er fröstelte, schälte sich aus dem klammen Schlafsack und zwängte sich umständlich in den kleinen Freiraum zwischen den Etagenbetten. Dabei streifte er Andreas Arm mit der Hand.
    Sie öffnete ihre Augen zu schmalen Schlitzen, tastete nach seiner Hand, hielt sie einen Moment lang fest und glitt zurück in den Schlaf. Tom durchfuhr ein Gefühl der Nähe.
    Die Aussicht, die sich ihm draußen bot, war gigantisch: Nebel zog wie zäher Brei vom Bujuku-See kommend durch das weite Tal, ohne die Sicht darauf völlig zu verhängen. In allen Richtungen konnte er Berge erahnen. Eisiger Wind fuhr ihm durch die Haare. Die Landschaft war trotz der Höhenlage unfassbar dicht bewachsen.
    Beim Frühstück diskutierten die Wanderer gemeinsam darüber, ob sie den Abzweig zu den höchsten Gipfeln des Gebirges wagen sollten. Doch lediglich Kai konnte sich für diese Idee begeistern. Als Peter in aller Deutlichkeit auf die Gefahren dieses Trips und ein sich näherndes Unwetter hinwies, sprachen sich alle anderen dafür aus, die Gipfel rechter Hand liegen zu lassen und direkt den Weg über den Scott-Elliot-Pass zu den Kitandara-Seen in Angriff zu nehmen.
    Selbst Peter hatte an diesem kalten Morgen seine dicke Jacke angezogen. Kathrin leuchtete in der ansonsten eher einheitlichen Umgebung wie ein schriller Vogel auf: Sie trug eine brandneue kanarienvogelgelbe Outdoor-Jacke. Michael und Martin wirkten wie eineiige Zwillinge, denn sie hatten dunkelbraune Trekking-Hosen und dazu passende Jacken der gleichen Marke an. Der einzige Unterschied lag in der Wahl der Farbe: Michaels Jacke war rot, Martins blau.
    »Ich werde heute mit Peter sprechen«, sagte Andrea zu Birgit, als sie aufbrachen. Sie sah sich suchend um. »Ich will endlich wissen, ob er überhaupt eine Ahnung hat, wo seine Wurzeln sind.«
    »Warum hast du das nicht längst getan?«, fragte ihre Freundin mürrisch.
    Andrea beobachtete die Guides, die den Trägern Anweisungen für den Tag gaben. »Nach der Überquerung des Passes haben wir die Hälfte der Tour hinter uns, und es geht zurück zum Basiscamp. Die Strecke wird sicher leichter sein als die erste Hälfte.«
    »Das glaubst auch nur du«, rief Birgit höhnisch aus. »Dieses Gebirge nervt mich nur noch. Ich will duschen, ich will mir die Haare waschen und trockene Klamotten anziehen.«
    Starker Regen begleitete die Gruppe während der ersten Etappe dieser Tagestour. Der Weg wurde immer steiler, bis sie schließlich eine glitschige Leiter an einem beinahe senkrechten Felsen erklimmen mussten. Oben angekommen wurde der Regen von scharfem Wind vertrieben, und die Schönheit der Landschaft breitete sich vor ihnen aus. Sie konnten etwa vierhundert Meter tiefer den Bujuku-See sehen, an dessen Ufer sie tags zuvor entlanggegangen waren. Von oben wirkte er unheimlich und grundlos wie der Krater eines Vulkans.
    Als sie den Weg fortsetzten, erstreckte sich vor ihnen ein riesiges Areal schwarzer Felsen ähnlich einer Mondlandschaft – auf den ersten Blick abweisend, gespenstisch, atemberaubend. Sie überquerten den 4.372 Meter hohen Scott-Elliot-Pass.
    Tom hatte die Kapuze seiner Jacke fest um den Kopf geschlossen. Seine Kamera hatte er mit Plastikfolie umwickelt. Immer wieder blieb er kurz stehen, um Fotos von dieser irritierenden Ödnis zu machen. Es regnete nicht mehr, dicke Schneeflocken

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