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Monde

Titel: Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Die Farben fl o ssen aus der Welt ab wie Wasser in einen Abfluss.
    »Er meinte, es wäre ihm egal«, sagte Maggie. »Und dass Tschernobyl und Challenger nur die ersten Anzeichen für das Ende der technologischen Ära sind. Ein paar Wochen später hat er dann die Vorbereitungen für seine Reise hierher getroffen. Haben Sie Hunger, Richard?«
    Es war noch nicht einmal halb sieben Uhr morgens, aber die Schalterhalle füllte sich schon mit Menschen. Andere lagen schlafend auf dem rissigen und schmutzigen Linoleumboden. Baedecker fragte sich, ob es sich bei ihnen um potenzielle Passagiere oder nur um Obdachlose handelte, die eine Unterkunft für die Nacht gebraucht hatten. Ein Baby lag allein auf einem schwarzen Kunststoffsitz und schrie aus Leibeskräften. Eidechsen huschten über die Wände.
    Maggie führte ihn zu einer kleinen Cafe teria im ersten Stock, wo verschlafene Kellner mit schmutzigen Handtüchern über den Armen warteten. Sie warnte ihn davor, den Speck zu versuchen, dann bestellte sie ein Omelette, Toast, Gelee und Tee. Baedecker fragte sich, ob er frühstücken sollte, entschied sich dann aber dagegen. Eigentlich wollte er einen Scotch. Er bestellte schwarzen Kaffee.
    Der große Saal war menschenleer, bis auf die lärmende russische Besatzung einer Aeroflot-Maschine, die Baedecker durch das Fenster sehen konnte. Die Russen schnippten mit den Fingern, um die müden indischen Kellner herbeizurufen. Baedeckers Blick glitt über den Kapitän, dann schaute er noch einmal hin. Der große Mann kam ihm bekannt vor – auch wenn es bestimmt eine Menge russischer Piloten mit markantem Kiefer und buschigen Augenbrauen gab.
    Dennoch fragte er sich, ob er ihn nicht vielleicht während der drei Tage kennengelernt hatte, die er mit der Besatzung des Apollo-Sojus- Testpro je kts in Moskau und dem sowjetischen »Sternenstädtchen« verbracht hatte. Er zuckte die Achseln. War nicht wichtig.
    »Wie geht es Scott?«, fragte er.
    Maggie Brown blickte auf, und ein leicht verschlossener Ausdruck schien sich wie ein feiner Schleier über ihr Gesicht zu legen. »Prima. Er sagt, er hat sich in seinem Leben noch nie so gut gefühlt, aber ich glaube, er hat etwas abgenommen.«
    Baedecker sah seinen untersetzten Sohn mit Bürstenschnitt und T-Shirt vor sich, der damals Shortstop in der Jugendliga von Houston spielen wollte, aber zu langsam und nur für das rechte Feld geeignet war. »Was macht sein Asthma? Hat es in der hohen Luftfeuchtigkeit wieder angefangen?«
    »Nein, das Asthma ist weg«, erklärte Maggie gelassen. »Laut Scott hat es der Meister geheilt.«
    Baedecker blinzelte. Selbst in den letzten Jahren in seinem einsamen Apartment hatte er nachts unwillkürlich auf Husten oder keuchendes Atmen gewartet. Genau wie damals in den Zeiten, da er den Jungen die ganze Nacht hindurch wie einen Säugling gehalten und gewiegt hatte, während sie beide ängstlich dem Röcheln in seiner Lunge lauschten. »Sind Sie auch eine Anhängerin dieses … des Meisters?«
    Maggie lachte, und der Schleier schien sich von ihren grünen Augen zu heben. »Nein. In diesem Fall wäre ich nicht hier. Sie erlauben einem nicht, den Ashram für mehr als ein paar Stunden zu verlassen.«
    »Hmmm«, sagte Baedecker und spähte auf die Uhr. Neunzig Minuten, bis sein Flug nach Bombay startete.
    »Er wird Verspätung haben«, sagte Maggie.
    »Wie?« Baedecker war nicht sicher, wovon sie sprach.
    »Ihr Flug. Er wird Verspätung haben. Was haben Sie bis Dienstag vor?«
    Darüber hatte Baedecker noch nicht nachgedacht. Es war erst Donnerstagmorgen. Er hatte sich vorgestellt, noch am Nachmittag in Bombay zu sein, am Freitag die Leute von der Elektronikfirma und deren Bodenstation zu besuchen, mit dem Zug nach Poona zu fahren, Scott übers Wochenende zu besuchen und am Montagnachmittag von Bombay aus nach Hause zu fliegen.
    »Ich bin nicht sicher«, sagte er. »Ich schätze, ich werde ein paar Tage in Bombay bleiben. Was ist so wichtig an dieser Klausur, dass Scott sich nicht freinehmen konnte?«
    »Nichts«, sagte Maggie Brown. Sie trank den Rest von ihrem Tee und stellte die Tasse mit einer brüsken Bewegung ab, in der ein Anflug von Zorn lag. »Dasselbe wie immer. Vorträge des Meisters. Meditationssitzungen. Tänze.«
    »Tänze?«
    »Na ja, keine richtigen. Sie spielen Musik. Der Rhythmus wird schneller. Immer schneller. Sie bewegen sich dazu. Immer schneller. Schließlich brechen sie vor Erschöpfung zusammen. Reinigt die Seele. Das ist Teil des

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