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Monde

Titel: Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Tantra-Yoga.«
    Baedecker konnte hören, was sie nicht sagte. Er hatte einiges über diesen ehemaligen Philosophieprofessor gelesen, der zum neuesten Guru so vieler reicher Kinder aus allen möglichen wohlhabenden Nationen geworden war. Laut Time waren die indischen Behörden schockiert gewesen, als ihnen Berichte über Gruppensex in seinen Ashrams zu Ohren kamen. Baedecker selbst war schockiert gewesen, als Joan ihn davon in Kenntnis setzte, dass Scott die Universität in Boston verlassen hatte und dann um die halbe Welt gereist war. Auf der Suche wonach denn?
    »Sie scheinen das nicht zu billigen«, sagte er zu Maggie Brown.
    Das Mädchen zuckte die Achseln. Dann leuchteten ihre Augen auf. »Hey, ich hab eine Idee! Warum schauen wir uns nicht zusammen die Sehenswürdigkeiten an? Seit ich im März hergekommen bin, versuche ich Scott dazu zu überreden, sich auch mal was anderes als den Ashram in Poona anzusehen. Begleiten Sie mich einfach! Wird bestimmt lustig. Das Visum von Air India kriegen Sie praktisch umsonst.«
    Baedecker, dem immer noch die Gerüchte über Gruppensex im Kopf herumspukten, war einen Moment fassungslos. Dann bemerkte er den kindlichen Eifer in Maggies Gesicht und tadelte sich selbst. Er war ein lüsterner alter Idiot. Das Mädchen war schlichtweg einsam.
    »Was genau haben Sie denn vor?«, fragte er. Er brauchte einen Augenblick, um sich eine höfliche Ablehnung zurechtzulegen.
    »Ich fliege morgen«, erklärte sie strahlend. »Zuerst nach Varanasi, dann nach Khajuraho; ein kurzer Stopp in Kalkutta, dann Agra und Ende der Woche zurück nach Poona.«
    »Was ist in Agra?«
    »Nur das Taj Mahal«, sagte Maggie und beugte sich mit einem schalkhaften Ausdruck in den Augen zu ihm. »Sie können Indien nicht besuchen und das Taj Mahal auslassen. Das ist verboten.«
    »Tut mir leid, aber ich muss wohl«, sagte Baedecker. »Ich habe morgen eine Verabredung in Bombay, und Sie haben gesagt, dass Scott am Dienstag wieder hier ist. Spätestens Freitag in einer Woche muss ich wieder nach Hause fliegen. Ich ziehe diese Reise auch so schon zu sehr in die Länge.« Sie nickte, aber er konnte sehen, wie enttäuscht sie war. »Außerdem«, sagte er, »bin ich kein großer Tourist.«  
    Baedecker hatte die amerikanische Flagge als absurd empfunden. Er hatte damit gerechnet, dass ihr Anblick ihm zu Herzen gehen würde. Einmal war er in Jakarta gewesen, nur neun Monate fern von den Staaten, und da hatte ihn die amerikanische Flagge, die am Heck eines Frachters im Hafen flatterte, zu Tränen gerührt. Aber auf dem Mond – über eine Viertelmillion Kilometer von zu Hause entfernt – konnte er nur daran denken, wie albern sie an ihrem starren Drahtgestell wirkte, das mitten im Vakuum eine Brise simulieren sollte.
    Er und Dave hatten salutiert. Sie standen zur Sonne gewandt vor ihrer Fernsehkamera und salutierten. Unbewusst hatten sie schon die Gewohnheit angenommen, sich in der geringen Schwerkraft in der »Schlaffer-Affe-Haltung« nach vorne zu beugen, vor der Aldrin sie in Kommuniques gewarnt hatte. Die war zwar bequem und fühlte sich natürlich an, fotografierte sich aber schlecht.
    Sie hatten den Salut beendet und wollten sich gerade anderen Dingen zuwenden, als Präsident Nixon zu ihnen sprach. Für Baedecker war dieser Stegreiffunkspruch gewesen, der ein ohnehin unwirkliches Erlebnis ins Surreale gekippt hatte. Der Präsident hatte offenbar nicht festgelegt, was er im Verlauf des Anrufs sagen wollte, und so schweifte sein Monolog ab. Mehrmals schien es, als hätte er seinen Satz beendet, und sie setzten schon zu einer Antwort an, doch dann ertönte Nixons Stimme erneut. Die entfernungsbedingte Funkverzögerung trug zusätzlich zu dem Problem bei. Dave übernahm das Reden fast vollständig. Baedecker sagte mehrmals: »Danke, Mr. Präsident.« Aus unerfindlichen Gründen hatte Nixon gedacht, dass sie sich für die Footballergebnisse der Spiele vom Vortag interessieren würden. Baedecker verabscheute Football. Er fragte sich, ob dieses Geschwätz über Football Nixons Vorstellung von einem echten Gespräch unter Männern entsprach.
    »Danke, Mr. Präsident«, hatte Baedecker gesagt. Und die ganze Zeit, während er vor dem Auge der Kamera stand, eine starre Flagge vor schwarzem Hintergrund betrachtete und dem von Rauschen überlagerten Geschwafel seines Staatsoberhaupts lauschte, musste Baedecker an den unerlaubten Gegenstand denken, der sich in der Probentasche über dem rechten Knie verbarg.
    Der Flug von Delhi

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