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Monde

Titel: Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ist. Wann war nochmal der Termin?«
    »Der Arzt sagt, am siebten Januar«, sagte Dave. »Di glaubt, dass es später wird. Ich tippe auf etwas früher.«
    »Wenn überhaupt, dann kommt das erste Baby eher später«, sagte Miz Callahan.
    Baedecker räusperte sich. »Äh … was hatten Sie über magnetische Kraftlinien gesagt?«
    Miz Callahan tätschelte ihren Hund, stand auf und schritt vorsichtig zum Tisch. Sie blickte zum Himmel, betrachtete die Karten, nickte zufrieden und kehrte zu ihrem Sessel zurück. »Ja, eigentlich elektromagnetische Linien«, sagte sie. »Ich habe es nie genau verstanden, aber nachdem Mr. Callahan zum ersten Mal Kontakt hergestellt hatte, hat er alles aufgeschrieben. Sie können sich gerne einmal alles ansehen, wenn Sie möchten. Wie dem auch sei, Mr. Callahan bestätigte, dass sie korrekt sind und dies die beste Stelle in den Vereinigten Staaten – in ganz Nordamerika – ist, also zogen wir hierher. Mr. Callahan verstarb 1964, aber da sie zu mir nicht sprechen wie zu ihm, muss ich mich auf seine frühen Berechnungen verlassen. Meinen Sie nicht auch?«
    »Ich denke, ja«, sagte Baedecker.
    »Nun, Mr. Callahan hatte zweifellos Recht, was den Ort betrifft«, fuhr die alte Dame fort, »aber er war sich nie sicher hinsichtlich der Zeit. Sie ließen sich einfach nicht auf einen Zeitpunkt festlegen. Ich habe sie schon Hunderte Male oben vorbeifliegen sehen, aber heruntergekommen sind sie bisher noch nicht. Nun, ich muss sagen, sie sollten sich besser beeilen. Ich werde nicht jünger, und manchmal kostet es mich alle Anstrengung, diese alten Knochen die Treppe heraufzuschleppen. Heute Nacht ist keine gute Nacht, um sie zu beobachten, weil der Vollmond bald aufgehen wird, und … oh, aber schauen Sie!«
    Baedecker folgte dem schattenhaften Umriss ihres Arms zu einem Punkt am Zenit, wo ein Satellit oder ein außerordentlich hoch fliegendes Flugzeug kurz aufleuchtete, als es von Westen nach Osten flog. Die drei sahen ihm nach, bis es mit dem Sternenhintergrund verschmolz, danach saßen sie mehrere Minuten in behaglichem Schweigen und Dunkelheit.

»Noch jemand Limonade?«, fragte Dave schließlich.  
    Nachdem Baedeckers Mutter 1956 an einem Schlaganfall gestorben war, übersiedelte sein Vater aus Chicago in ihre »Blockhütte« in Arkansas. Baedeckers Eltern hatten das Land bei einem Preisausschreiben des Herald Tribune gewonnen und fast fünf Jahre an dem Haus gearbeitet. Sie hatten, wenn möglich, den Sommer dort verbracht und waren manchmal auch zu Weihnachten hingefahren. Baedeckers Vater war 1952, also in dem Jahr, als sein Sohn angefangen hatte, F-86 Sabres in Korea zu fliegen, vom Marine-Korps in den Ruhestand versetzt worden, und hatte danach einen Halbtagsjob bei Wilsons Sporting Goods angenommen. Sie hatten vorgehabt, sich im Juni 1957 endgültig in den gemeinsamen Ruhestand zurückzuziehen. Stattdessen hatte sich Baedeckers Vater im November 1956 allein dort niedergelassen.
    Baedecker konnte sich noch sehr deutlich an zwei Ausflüge erinnern: an den ersten im Oktober 1957, zwei Monate bevor sein Vater an Lungenkrebs gestorben war, und an den zweiten mit Scott im heißen Watergate-Sommer des Jahres 1974.
    Scott war in jenem Jahr zehn geworden, befand sich aber bereits in der Wachstumsphase, die erst aufhören sollte, als er einen Meter zweiundachtzig maß, vier Zentimeter mehr als sein Vater. Scott hatte sich in dem Jahr das rote Haar wachsen lassen, so dass es ihm bis auf die Schultern fiel. Baedecker gefiel das nicht – seiner Meinung nach sah der hagere Junge damit zu mädchenhaft aus –, und noch viel mehr missfiel ihm die nervöse Angewohnheit seines Sohnes, das Haar ständig aus dem Gesicht zu schütteln, aber Baedecker fand das alles nicht wichtig genug, um sich deswegen aufzuregen.
    Die Fahrt von Houston war heiß und ereignislos gewesen. Es war, wie Baedecker später erkannte, der erste Sommer, in dem Joans Unzufriedenheit zum Tragen kam, daher war er froh, dass er ein paar Wochen von ihr getrennt sein konnte. Joan hatte beschlossen, in Houston zu bleiben, weil sie mit verschiedenen Frauenorganisationen Abmachungen getroffen hatte. Baedecker hatte die NASA einen Monat zuvor verlassen und sollte seinen neuen Job bei der Flugzeugfirma in St. Louis im September anfangen. Es war sein erster Urlaub seit über zehn Jahren.
    Scott war alles andere als begeistert. In den ersten Tagen der Arbeit an der Blockhütte – sie mussten das Unterholz lichten, beschädigte Fenster auswechseln,

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