Mondgefluester - Ladies and Legends Trilogie
kleine Person um sich zu haben.
Kate packte ihre Koffer dreimal ein und aus, bevor sie sich schließlich aufs Bett sinken ließ. Sie wusste, sie sollte mit dem Nachmittagsflug abreisen. Wenn sie auch nur einen Funken Selbstachtung hätte, ganz zu schweigen von gesundem Menschenverstand, würde sie die Insel verlassen. Sie konnte unmöglich bleiben nach dem, was heute Morgen geschehen war.
So viele Jahre hatte sie von Piraten geträumt. Jetzt, da sie einen persönlich kannte, wusste sie, dass sie einen zur Weißglut treiben konnten. Sie würde jederzeit einen netten, gefühlvollen, verständnisvollen und vor allem zivilisierten Mann vorziehen.
Als es klopfte, machte ihr Herz einen kleinen Sprung. Wenn dies Jason war, der sich entschuldigen und ihr alles erklären wollte, würde sie es ihm nicht leicht machen. Er verdiente es, etwas zu leiden. Mit erhobenem Kopf öffnete sie die Tür.
„Oh hallo, Letty.“
„Ich nehme an, Sie haben jemand anderen erwartet?“
„Ich hatte eine gewisse Hoffnung.“
Letty kam herein und betrachtete die offenen Koffer. „Also werden Sie abreisen.“
„Um ehrlich zu sein, ich habe mich noch nicht entschieden.“
„Dann beeilen Sie sich besser. Hank fliegt in einer halben Stunde.“
„Ich hasse den Gedanken, mich von diesem arroganten, diktatorischen Kerl von der Insel vertreiben zu lassen.“
„Gut.“ Letty setzte sich in einen Sessel. „Ich bin froh, das zu hören. Wir haben gewettet, und ich habe fünf Dollar gesetzt.“
Kate verzog das Gesicht. „Es gibt wirklich nicht viel Privatleben auf dieser Insel, nicht?“
„Ich fürchte nein.“
„Jeder weiß, dass ich wütend auf Jason bin?“
„Hm. Glauben Sie mir, egal, auf was sie gesetzt haben, alle beten, dass Sie bleiben werden.“
„Warum?“
„Weil niemand Jasons Laune ausgesetzt sein möchte, nachdem Sie weg sind. Er ist jetzt schon in schlechter Stimmung, und alle fürchten, es wird noch viel schlimmer, wenn Sie abgereist sind.“
„Also soll ich allen einen Gefallen tun und die wütende Bestie besänftigen?“ Kate wurde wieder zornig. „Vergessen Sie es. Der Streit war hundertprozentig seine Schuld.“ „Tatsächlich?“
„Ganz und gar.“ Kate hängte ein Kleid auf. „Außerdem habe ich keinerlei Absicht, mich bei dem Mann zu entschuldigen. Aber Sie können Ihren Gewinn kassieren - weil ich gerade beschlossen habe, mich nicht vertreiben zu lassen. Ich bin hergekommen, um Urlaub zu machen, und das werde ich! Ich habe genug dafür bezahlt.“
Letty grinste. „Irgendwie dachte ich mir, dass Sie so denken würden.“
„Sehen Sie nicht so entzückt aus, Letty. Die große Affäre ist zu Ende.“
„Weiß Jason das schon?“
„Er wird es bald genug herausfinden.“
„Ich kann es gar nicht abwarten.“ Letty ging zur Tür.
„Wo wollen Sie hin?“
„Da ich jetzt eine Information aus erster Quelle habe, werde ich meinen Einsatz verdoppeln.“
An diesem Abend zog Kate sich an, als würde sie sich auf eine Schlacht vorbereiten. Sie sah alles durch, was sie mitgebracht hatte, und entschied sich schließlich für ein feuerrotes Kleid mit enger Korsage und weitem Rock. Als sie sich im Spiegel betrachtete, wusste sie, dass sie die richtige Wahl getroffen hatte. Sie wirkte stolz und ganz und gar selbstsicher.
Als sie die Bar betrat, konnte sie spüren, wie erleichtert das Personal war. Der Colonel nickte ihr leicht zu. Kate lächelte und setzte sich in einen Sessel. Ein paar Minuten später wurde ihr ein Getränk aus Rum und Fruchtsaft serviert. Kate sah zu der Kellnerin auf.
„Ich bin froh, dass Sie nicht abgereist sind“, sagte die Frau leise.
„Lassen Sie mich raten. Sie hatten auch eine Wette laufen?“ Kate akzeptierte inzwischen das Unvermeidliche.
„Ich habe um zehn Dollar gewettet, dass Sie nicht mit Hank Whitcomb fliegen würden“, gab die Kellnerin zu. „Aber ich bin nicht nur deshalb froh, dass Sie geblieben sind.“
„Sie denken, ich werde irgendwie mit meinem Zauberstab winken und Jason wieder in gute Stimmung versetzen?“
Die Kellnerin lachte. „Wir alle wären Ihnen ewig dankbar.“
„Ist es irgendjemandem eingefallen, dass ich vielleicht nur deshalb noch hier sein könnte, damit Jason mich in gute Stimmung versetzt?“
Die Kellnerin schien Schwierigkeiten mit diesem Gedanken zu haben. „Wollen Sie Jason in die Knie zwingen?“
„Sie scheinen nicht daran zu glauben.“
Die Kellnerin lachte. „Lassen Sie uns sagen, es wäre interessant. Viel Glück, Miss
Weitere Kostenlose Bücher