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Mondgeschöpfe (Phobos)

Mondgeschöpfe (Phobos)

Titel: Mondgeschöpfe (Phobos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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Minute. Sie fiel weiter. Die Wirklichkeit um ihn verschwamm mit der Wirklichkeit in ihm.
     
    *****
     
    Der Gedanke, dass sie Julian mit Hilfe ihrer Exkremente langsam aber sicher zu Tode bringen würden, übte auf Cassia und Eleonore eine deutlich aphrodisierende Wirkung aus. Das Bild des immer tiefer im schwarzgrünen Schlamm versinkenden Julian wurde ihnen jetzt bei jedem Gluckern des Wassers im Waschbecken oder beim Rauschen des Spülkastens in der Toilette eine stete Quell innerer Freude.
    Cassia streckte und dehnte sich bäuchlings auf dem Bett liegend unter Eleonores Zärtlichkeiten. Sie seufzte tief. Diese Freundin hatte sich als wahrer Segen, als ein Füllhorn leidenschaftlicher Zärtlichkeit, aber auch als Balsam für ihre an den Männern wundgescheuerte Seele erwiesen. Fünf Kerzen brannten in Cassias Zimmer und verbreiteten ein warmes, anheimelndes Licht.
    "Diese schreckliche Maske...", begann Eleonore, während sie ihre Lippen über die vier Grübchen bewegte, die Cassias untere Rückenpartie wie bei allen sexuell aktiven Frauen zierten.
    "Was ist mit dieser Maske?", murmelte Cassia.
    "Woher hast du sie?"
    "Ganz banal aus dem Versand. Weißt du, diese Firma, die sich auf fernöstliche Waffen spezialisiert hat."
    "Setzt du sie noch einmal auf?!"
    Cassia stutzte und drehte sich auf den Rücken. "Wie kommst du jetzt darauf?"
    Eleonore wirkte beinahe etwas verschämt. "Weißt du, sie sieht schrecklich aus. Du siehst mit ihr schrecklich aus. Aber gleichzeitig macht sie mich an."
    "Muss das denn jetzt sein?"
    Eleonore lachte. "Aber wir haben doch alle Zeit der Welt."
    "Na gut." Cassia gab nach. "Sie liegt nebenan im Ankleidezimmer, hol sie mir, und ich setze sie auf."
    Eleonore glitt von dem Bett mit dem schwarzen Fell. Cassia hörte, wie sie nach nebenan ging und ließ sich wieder zurückfallen. Eleonore erschien im Türrahmen und hielt die Maske mit beiden Händen vor sich. Sie schritt geradezu feierlich auf Cassias Bett zu, als gälte es eine Königin zu krönen. Eleonore sah Cassia fragend an. Die nickte ihr aufmunternd zu. Eleonore drückte ihr die Maske leicht auf das strenge, aber schöne Gesicht. Eigentlich ist dieses Gesicht nicht grausam, befand sie. Nur von einer unendlichen Starre. Ein eigenartiger, unvergleichlicher Reiz ging von diesem sehr männlichen Gesicht aus, das sich jetzt mit einem eindeutig weiblichen Körper vereinigte. Es machte sie tatsächlich an.
    "Ist da ein Haftöl drin oder was?" Cassias Stimme klang sehr dumpf unter der Maske hervor.
    "Haftöl?" Eleonore war etwas verwirrt.
    "Ja, irgendetwas, was klebt." Cassias Stimme klang jetzt nicht mehr nur dumpf. Sie klang schrill. "Es brennt auf der Haut!"
    Eleonore stürzte auf das Bett zu. "Setz das Ding sofort ab!"
    Cassia umklammerte jetzt die Maske mit beiden Händen. "Es geht nicht, sie sitzt fest", stieß sie hervor." Und ich bekomme keine Luft mehr." Aber das war kaum noch zu verstehen. Cassia begann zu wimmern.
    Eleonore griff ebenfalls nach der Maske und zog. Sie saß fest wie betoniert. Cassia rollte auf den Teppich. Eleonore kniete sich auf ihre Brust und versuchte die Maske mit aller Kraft herunterzureißen. Cassias Stimme begann alle natürliche Lautstärke zu überschreiten. Da gab die Maske mit einem schmatzenden Laut nach. Cassia fiel haltlos zurück. Eleonore hielt die Maske in den Händen und sah fassungslos auf das herunter, was von Cassias schönem Gesicht übrig geblieben war. Aus einer rotschwarzen Trümmerlandschaft blinkten Eleonore die weißen Zähne und die freigelegten Wangenknochen entgegen. Selbst die Augenhöhlen waren leer, bis auf zwei kleine glänzende Pfützen frischen Blutes. Cassia bewegte sich nicht mehr.
     

Heavy Metal
     
    Der satanische Sound erfüllte die gesamte schmutzige Halle. Die scharfen, metallischen Töne der Melodiegitarre und das dumpfe Dröhnen der Doublebass arbeiteten sich bis weit auf den Vorplatz der Halle vor und ließen sogar die Eisengitter der rostigen Fahrradständer vibrieren.
    Die Gruppe DEATHVILLE tobte in der alten Kokerei.
    "Sie haben Softeis im Gehirn und in den Adern..." Coin schrie es dermaßen heraus, dass ihn von den über fünfhundert Besuchern dieses Heavy Metal-Konzertes kaum einer richtig verstehen konnte. Immerhin hatte der DEATHVILLE-Manager Herbie die Texte der Songs abziehen und am Eingang verkaufen lassen. Das gab einigen jungen Fans Gelegenheit, diesen Antisong mitzugröhlen.
    "...mit ihren feuchten Blicken gewinnen sie jeden Kampf..."
    Coin weigerte

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