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Mondgeschöpfe (Phobos)

Mondgeschöpfe (Phobos)

Titel: Mondgeschöpfe (Phobos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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Die Kugel traf weitgehend ungehindert, bis Gordon nur noch eine unkenntliche Masse Fleisch in einem roten Autositz war. Was er nicht mehr spürte, war, dass der Angreifer den Verschluss des Benzintanks öffnete, einen Lappen hineinstopfte und ihn anzündete. Er griff über Gordon hinweg, löste die Handbremse und sprang schnell vom Wagen fort. Der Cadillac setzte sich träge rückwärts in Bewegung, dann wurde er immer schneller. Der Angreifer verließ das Parkhaus, und die Nacht verschluckte ihn.
     
    *****
     
    Julian meditierte vor dem Bild Chokis. Gordon umgebracht zu haben belastete ihn nicht weiter. Einen Mann konnte er mit Leichtigkeit als Abfall betrachten, ganz bestimmt einen solchen Mann. Eine Frau jedoch, und mochte sie genauso falsch und hinterhältig sein wie ein Mann, wurde von seinem innersten Ich anders bewertet. Die Tatsache allein, dass Cassia eine Frau war, schützte sie. Und das erhöhte Julians Wut ins Unermessliche. Er spürte den inneren Widerstand, sich auf einen Kampf mit ihr einzustellen. Er hasste sie, aber sie schlagen, sie verletzen? Die eigene Traumfrau?
    Wieder konzentrierte er sich auf Choki, versuchte die Züge Cassias auf den Dämon zu projizieren , und das half. Er konnte gegen sie kämpfen, wenn er sie zum Dämon machte. Julian wusste, dass er vor der größten Aufgabe in seinem Leben stand.
     
    *****
     
    Der Gong ertönte klangvoll und erfüllte das ganze alte Haus. Cassia atmete tief ein. Das musste Eleonore sein, diese süße Rothaarige, die sie ins Geschäft der Domina einzuweihen gedachte. Cassia bedauerte, dass geile Männeraugen schnell ihr mädchenhaftes Flair zerstören würden. Andererseits würde Eleonore die Einnahmen von TRANSSOUL sicher fühlbar erhöhen.
    Cassia seufzte. Sie war jetzt Unternehmerin und musste dafür Opfer bringen. Sie erhob sich von ihrem bequemen Lager und betätigte den Türdrücker. Kurze Zeit später stand Eleonore im Türrahmen. Sehr schlank, sehr ätherisch, verletzliche Hände, schmales Gesicht. Ein merkwürdiger Kontrast zwischen äußerer Zartheit und ihrer inneren Haltung, die vor allem in jenem durchdringend verachtungsvollen Blick gipfelte, mit dem sie ständig die Welt und insbesondere die Männerwelt zu betrachten schien.
    Cassia hatte Eleonore zum ersten Mal am Bahnhof getroffen, Köfferchen in der Hand, bekleidet mit einem lackledernen Mantel. Cassia spürte sogleich die tiefe Unsicherheit hinter der hochnäsigen, verachtungsvollen Fassade dieser Frau. Sie hatte Eleonore ganz offen angesprochen und ihr freundlich Hilfe und Unterstützung angeboten.
    Und heute stand Eleonore im Türrahmen. Sie war bereit, Cassias Schülerin zu werden. Sie würde, dessen war sich Cassia ganz sicher, ihr geheimes Wissen um dieses Haus der Freuden und der Qualen und somit um ihre Macht über die Männer hinter ihren dunklen, fast schwarzen Augen verborgen halten. Für sie beide bedeutete dieses geheime Wissen mehr als nur einen Schlüssel zum Geld. Sie war Quelle tiefster innerer Befriedigung, in gewisser Weise eine andauernde Rache.
    Cassia umarmte Eleonore und begann sofort jene für eine gute Geschäftsbeziehung notwendige positive emotionale Grundlage zu schaffen. Sie zog Eleonore zum Bett hinüber.
     
    ******
     
    Ohne große Schwierigkeiten war Julian in das alte Haus eingedrungen. Ein schmales Kellerfenster war offenbar der Absicherung für unwürdig erklärt worden, weil es für einen Mann viel zu schmal gewesen wäre. Aber Julian hatte für auch für so einen Fall trainiert. Das Fenster war eng, aber er wurde zur Schlange, jedenfalls in seiner Vorstellung, und sein Körper begann sich nach einigen Minuten der Vorstellung anzupassen. So passte er schließlich hindurch. Im Keller verharrte er. Der Gong ertönte, und Julian glaubte schon, sein Vorhaben verschieben zu müssen. Vielleicht hatte jemand Geburtstag?
    Aber dann hörte er nur die beiden Frauen miteinander sprechen und beschloss, seinen Plan in die Tat umzusetzen, da er nur kurze Zeit in Anspruch nehmen würde. Julian schlich die Treppe empor, näherte sich Cassias Zimmer und erstarrte neben dem Türpfosten. Er sah die beiden Frauen zärtlich miteinander befasst. Seine grimmige Entschlossenheit verlor den Boden unter ihren den Füßen. Die Intimität und die Zärtlichkeit der beiden Frauen legten sich wie eine weiche Decke über die dornigen Spitzen seiner Wut.
    Cassia sah ihn über Eleonores Schulter hinweg unverwandt an. Dann schlang sie ihre Arme um Eleonore. Lächelte sie?
    Chokis

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