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Mondgeschöpfe (Phobos)

Mondgeschöpfe (Phobos)

Titel: Mondgeschöpfe (Phobos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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Von Professor Dr. Moltron war von Carlton gewissermaßen in ein Traumschloss entführt worden. In diesem Traumschloss gab es Frauen, die exakt den Vorlieben und Wünschen Carltons entsprachen und die kein anderes Motiv zum Leben hatten, als ihm das Leben angenehm zu machen. Grundlage dieses Traumes bildete die Möglichkeit des gentechnischen Direkteingriffes, den Moltron entwickelt hatte.
    Durch den Direkteingriff wurde es möglich, Menschen nachträglich, also nach Beendigung ihres natürlichen Wachstumsprozesses, mit neuen Fähigkeiten und Eigenschaften auszustatten. Vorbild für diesen genialen Schritt war der Krebs. Genau gesagt, die Fähigkeit karzinogener Zellen, ihr genetisches Programm in die normalen Körperzellen einzuschleusen. Aufgepeppt mit Wachstumsbeschleunigern wirkten diese Manipulationsgene, die beim Direkteingriff benutzt wurden, sogar noch intensiver als normale Krebszellen.
    Eine weitere Technik des Direkteingriffes beruhte auf der Tatsache, dass alle Körperzellen des Menschen sich innerhalb von sieben Jahren neu bilden. Neben der offensiven Technik des dem Krebs abgeschauten Systems, bot die ser natürliche Weg der Zellerneuerung noch eine weitere, schonendere, aber langsamere Möglichkeit. Eine einzige Zelle wird umprogrammiert und im Körper platziert. Für eine solche Platzierung ist die Leber z.B. sehr gut geeignet, weil hier das ganze Blut eines Organismus gereinigt wird. Zu dem Programm dieser besonderen Zelle gehört es dann, die entsprechenden Gen-Informationen an die anderen Zellen des Körpers weiterzugeben. Im Laufe von sieben Jahren würde sich der betreffende Mensch dann wie von selbst fast vollständig umfunktionieren.
    Man arbeitete an der kompletten Umgestaltung von Lebewesen, und zwar an einer schnellen. Die Neuzucht, die die Nazis so fasziniert hatte, und die sie mit dem Verein "Lebensborn" umsetzten, hatte bei alledem Pate gestanden. Aber die Züchtung von Menschen , wie man sie bis 1945 in Deutschland betrieb, war ein langfristiges und damit veraltetes Thema.
    Alles war im Fluss und im Werden. Lui Carlton seufzte wohlig, während seine rege Phantasie ihm ein Schloss ausmalte, ein Schloss, indem er Herr war und... Aber ein unangenehmes Ansteigen der Zimmerlautstärke holte ihn zurück. Was er bis jetzt als angenehmes Geplätscher des Gespräches wahrgenommen hatte, schwoll deutlich an. Offenbar nahten argumentative Stromschnellen.
    "Sie spielen auf diesen bedauerlichen Zwischenfall in Brasilien an?", hörte Carlton Oliver fragen.
    "Ich spiele nicht an", entgegnete das br itische Mitglied des Vorstandes, "ich spreche von jenem verdammten 13. August, als es einem Dutzend unbeschreiblicher Wesen in Agolar gelungen war, aus unserem dortigen Forschungszentrum zu entkommen."
    "Ein sicherlich bedauerlicher, aber gewiss einmaliger Vorgang", beschwichtigte Oliver. "Bis auf eines konnten diese Manips ausnahmslos eliminiert werden."
    Mit Manips meinte Oliver genmanipulierte Lebewesen und setzte voraus, dass alle im Raum den Begriff kannten. Vielleicht war es ihm auch egal, ob er vollständig verstanden wurde. Innerlich fluchte er lauthals: Immer schob Carlton ihm diese beschissenen Aufgaben zu. Er warf einen schrägen Blick zu seinem Chef hinüber. Aber der machte keinerlei Anstalten, ihn aus dem Feuer zu holen. Eines Tages, dachte Oliver, wirst du mir für jede einzelne dieser Demütigungen bezahlen.
    Und da kam auch schon die Frage, die Oliver erwartet hatte. Das deutsche Mitglied des Vorstandes stellte sie. Natürlich, die deutsche Präzision!
    "Hätten Sie die Güte, uns mitzuteilen, was mit diesem einen entlaufenen Manip geschehen ist, bzw. geschehen soll?"
    "Es ist alles unter Kontrolle", beruhigte Oliver. "Wir lassen diesen Einzelgänger noch ein wenig in Freiheit, um die Wirkung unserer Eingriffe gewissermaßen in freier Wildbahn zu testen. Er hat regelmäßigen Kontakt zum Institutslaboratorium."
    Wieder heulte es draußen in quälend hohen Tönen. Im Zimmer nebenan ging mit lautem Klirren eine Scheibe zu Bruch. Gerade als der Deutsche seine nächste Frage losschießen wollte, wurde die Nebentür aufgerissen. Zwei Frauen schleppten eine Dritte durch den Vorstandsraum. Zwei glitzernde Glasscherben ragten ihr aus dem Oberschenkel.
    "Die Tür bei uns klemmt", schrie die eine.
    "Ist hier ein Arzt?", rief die andere.
    Niemand meldete sich.
    "Bringen Sie sie zum Fahrstuhl!", sagte Carlton sehr cool und sehr bestimmt. Er sah Oliver dabei an. Der sprang auf und hielt den Frauen die

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