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Mondgeschöpfe (Phobos)

Mondgeschöpfe (Phobos)

Titel: Mondgeschöpfe (Phobos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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ließ mich weiter in die Konzentration fallen.
    Eine halbe Stunde später begann die blaue Flamme in meinem Gehirn zu zucken. Sie nahm mein Bewusstsein in sich auf und begann sic h ihren Weg zum E.G.C. - Forschungszentrum zu bahnen. Die Flamme züngelte durch die Maschendrahtzäune, durchdrang die Aluminiumtüren und die Glasscheiben. Nichts konnte sie aufhalten. Dann war sie im Zellentrakt. Immer noch, selbst heute, stellen sich mir die Nackenhaare hoch, wenn ich solche Flure sehe. Ich hasse Käfige aller Art. Zwei Jahre hatte ich selbst in einem von ihnen gesessen. Und ich wäre schon längst seziert, wenn nicht eines Nachts die blaue Flamme der Alten Rasse in meinem Hirn aufgelodert wäre. Ehrlich gesagt: Erst hatte ich gedacht, das wäre das Ende, und ich müsste sterben. Aber bald schon merkte ich, wozu mich diese Flamme befähigte.
    Die Erinnerungen verschwammen wieder. Stattdessen stellte sich mein Bewusstsein in der Flamme auf die in den Käfigen isolierten Manips ein. Ich konzentrierte mich auf jeden einzelnen von ihnen und sandte meine Befreiungsbotschaften ab. Schon nach wenigen Minuten begannen sie untereinander telepathischen Kontakt aufzunehmen. Sie waren bereit. Der nächste Dienstag würde für sie ein großer Tag werden.
    Die blaue Flamme zog sich aus dem Forschungszentrum zurück, schwebte den Weg, den sie gekommen war, entlang und drang wieder in meinen auf dem Hügel wie leblos daliegenden Körper ein. Ich erwachte und sah noch einmal vom Hügel aus auf die geradezu unschuldig anmutenden weißen Gebäude. Irgendwo in ihnen war bei den manipulierten Wesen eine neue Zeit angebrochen. Es wurde auch Zeit für die neue Zeit. Ihre Qualen mussten ein Ende haben. Kein Menschenrecht schützte sie. Ich freute mich darauf, den Deckel von diesem stinkenden Brutkasten reißen zu können.
    Inzwischen hielten große Busse auf dem grau glimmernden Parkplatz vor dem Zaun. Regelrechte Massen von Gentouristen stiegen aus, um sich in angenehmer Atmosphäre Getreide und Blumenhybride, die Spitzenerzeugnisse europäischen Forschungsgeistes (oder war es amerikanischer?) zeigen zu lassen.
    Manu untersuchte das ganze Gelände mit dem Fernglas und machte sich ab und zu Notizen. Schließlich notierte sie sich noch die Telefonnummer des Busunternehmens, das diese Sightseeingtouren veranstaltete und dessen Reklameplakate in frischen Farben auf die Busse geklebt waren. Wir zogen uns wieder zurück. Zwei Tage mit hektischen Vorbereitungen und zwei Nächte mit äußerst beunruhigenden Träumen vergingen.
    An einem wirklich strahlenden Dienstagmorgen gehörten wir dazu. Manu hatte einfach zwei Plätze bei der Gentouristik telefonisch gebucht. Wir trugen einen frisch gestohlenen Camcorder mit uns. Manu und ich kamen locker durch die Kontrollen. Die Busbesatzung überschüttete uns mit der Freundlichkeit einer Luftfahrtgesellschaft, die gerade neu auf den Markt drängt. Die Fahrgäste setzten sich vor allem aus landwirtschaftlich interessierten Kreisen zusammen. Sicher galt ihr Interesse vor allem Saatgut , das gleichzeitig gegen Schädlinge wie gegen Schädlingsbekämpfungsmittel resistent war, und den tollen Cocktails, die zur Erfrischung großzügig gereicht wurden. Eine Hostess erläuterte uns bei dieser Gelegenheit das Programm. Es war 10.00 Uhr. Es sollte ein Sternprogramm werden. Wir sollten und durften von der Cafeteria aus sternförmig auseinandergehen und die Stationen unserer Wahl anlaufen. Um 12.00 Uhr sollten wir uns im Zentrum des Sterns, der Cafeteria, wiedertreffen. Die Hostess erklärte noch viel mehr, aber ich hörte erst wieder richtig zu, als sie die Lage der Labors erwähnte.
    Denn irgendwo dort würden die Käfige sein.
    Die Hostess gab das Zeichen zum Aufbruch. Stimmengesumm erhob sich. Die Gentouristen begannen aufzubrechen. Manu und ich steuerten sofort die Labors an. Niemand kritisierte unsere Kamera. Ich heuchelte Interesse an den weißen Gestalten in den grünen Labors, die über flimmernde Mikroschirme gebeugt Gene manipulierten. Hier ging es angeblich um Getreidesorten. Genen sieht man ihren Ursprung nicht an. Die Gentouristen mussten glauben, was da erzählt wurde.
    Wir verließen die Grünen und gelangten in den Bereich der roten Labors. Hier wurde mit Blutplasma gearbeitet. Es ging um die künstliche Herstellung von körpereigenem Insulin. Wir schlenderten an den Reihen der Labortische entlang und gelangten an eine Türe mit der Aufschrift: "Kein Zutritt". Ich war mir sicher: Hier waren wir

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