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Mondgeschöpfe (Phobos)

Mondgeschöpfe (Phobos)

Titel: Mondgeschöpfe (Phobos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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richtig.
    Als einer der Weißbekittelten hindurchrauschte, drängten Manu und ich hint erher. Er war etwas überrascht und wehrte sich ein bisschen, bis ich ihn im Nacken hatte und ein wenig zudrückte. Jetzt mussten wir uns verdammt beeilen. Ich zerrte den Weißen mit. Am Ende des Flures stießen wir auf eine Tür mit einer Armatur für Zahlencodes. "Los, öffnen!", knurrte ich den Weißen an und er tippte mit zitternden Fingern seine Nummer ein. Die Tür öffnete sich zischend. Wir waren richtig. Ich roch es. Ich roch die Angst.
    Erstaunte Augen folgten uns, als wir diese geheime Laborabteilung eilig durchmaßen. Aber wir hielten uns hier nicht auf. Mich interessierte nicht der Ort der Manipulation. Mich interessierte nur der Ort, an dem die Opfer gefangen gehalten wurden. Als wir die nächste Türe aufstießen, begann eine elektronische Sirene misstönend zu singen. Ich begann zu filmen.
    Da stand die unendlich lange Reihe der Käfige. Unglaubliche Wesen saßen, lagen, sprangen in ihnen herum. Mir brach der Schweiß aus. Panik begann ihr kreischendes Gorgonenhaupt in meinem Hirn zu erheben. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich selbst noch in einem dieser Käfige gesessen. Gnadenloser Hass sprang in mir auf. Niemand kann sich die absolute Einsamkeit eines solchen Wesens vorstellen. Denn von jeder Manipulation gibt es nur ein Exemplar. Erst wenn ein wirklich vielversprechendes Exemplar gefunden worden wäre, würde man es durch Klonung vervielfältigen. Aber offenbar war man in dieser Sammlung von menschlichen Karikaturen auf kein Wesen gestoßen, bei dem sich eine Klonung gelohnt hätte. Ich filmte alles, was ich sah. Als der Weiße neben mir komisch wurde, knallte ich ihm meine Fingerknöchel gegen die Schläfe und ihm gingen die Lichter aus.
    Nun begann der zweite Teil unserer Unternehmung: Der Aufstieg aus der Hölle.
    Ich aktivierte die sicher über fünfzig Manips in den Käfigen mit einem einzigen, irrsinnig intensiven gedanklichen Impuls. Die Wirkung war sofort zu erkennen. Käfigtüren zerbrachen, wurden nach außen gebogen oder schmolzen unter dem wahnsinnigen energetischen Druck, den diese Wesen ausüben konnten, wenn sie sich solidarisierten. Sie begannen wie ein einziges Wesen zu handeln, und zwar, wie ein sehr intelligentes. Eine kleine Gruppe stieß unaufhaltsam zur Kommandozentrale vor und machte dort alles nieder. Damit wurde die Gefahr des Selbstvernichtungsbefehles mit einem Schlag abgewürgt. Weder eine der Wachen noch einer der Weißbekittelten konnte ihnen widerstehen. Wilde radioelektrische Impulse des Gedankenkollektives brachten die Computersteuerung der ganzen Anlage zum Erliegen. Auf den Monitoren zeigte sich nur noch Schnee. Die Besatzung war damit ihrer Orientierung beraubt. Nach kaum fünfzehn Minuten war das Forschungszentrum in den Händen der Manips. Die Fachleute von E.G.C. hatten diese Einrichtung eher auf einen Angriff von außen vorbereitet. Dagegen war dieses Zentrum gut zu verteidigen. Aber einen massiven Angriff von innen hatte man nicht erwartet.
    Wir warf en alle Gäste und Angestellten 'raus. Dann telefonierte ich mit einigen Redaktionen. Zehn Minuten später drangen die ersten Pressetrupps in das Laboratorium. Ich übergab die Speicherkarte aus meinem Camcorder.
    Die Verhandlungen wurden von Seiten der Manips vor allem von einem Elefantenmenschen geführt. Vertreter der Stadt trafen ein. Die Manips verhandelten um ihr Leben. Sie plädierten für die Schaffung eines Reservates.
    Ich begann mich mit Manu langsam zurückzuziehen. Ich hatte noch etwas zu tun.
     
    *****
     
    Lui Carlton hing mehr in seinem Sessel, als dass er saß. Er befand sich im zweiundvierzigsten Stockwerk des GEWE-Hauses, eines der höchsten Häuser Frankfurts. Vor ihm hingen mehrere Terminals, die ihm gestatteten, dirigierende Eingriffe in allen Zweigen der Nordidbank vorzunehmen, deren Haupteigner die E.G.C. war. Er hatte den schwarzen Sitz oft den Pilotensessel seines Unternehmens genannt. Und er hielt es für selbstverständlich, dass er selbst genau der Pilot war, dessen Hintern auf dieses Monstrum passte, das mit der Haut ägyptischer Krokodile bespannt war.
    Die Nacht war hereingebrochen. Der Sturm heulte wieder und ließ die Front der Fenster wieder einmal bedrohlich klirren und knacken.
    Lui Carlton war nicht bester Laune. Sicher nicht nur deshalb, weil die Manips freigekommen waren und die genetische Direktmanipulation nun öffentlich diskutiert wurde. Das war ein Problem, mit dem er fertig

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