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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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ein Schoßtier, das sein kleines Kunststück vorführen soll, aber ich erwidere die Verbeugung und mache sie sogar noch etwas tiefer, als sie eigentlich sein müsste. Irgendetwas zwischen respektvoll und unterwürfig. Volle drei Sekunden bleibe ich so stehen, bevor ich mich wieder aufrichte.
    »Man könnte sie fast als zivilisiert bezeichnen«, stimmt Scharis zu. »Wenn es uns gelingt, auch die Große Verwalterin davon zu überzeugen, wird sie ihren alten Groll vielleicht ablegen.«
    Devri spreizt die Krallen, ein Zeichen äußerster Erregung. »Eine hässliche Sache war das, als zum ersten Mal Menschen auf unseren Planeten kamen.«
    Noch bevor sie so richtig über uns herziehen können, betritt Vel den Raum, und ich kann leider nicht mehr zuhören. Zum ersten Mal fällt mir auf, wie die anderen Ithorianer sofort den Blick abwenden, wenn sie ihn sehen. Als wäre sein vollkommen schmuckloser Chitinpanzer eine Beleidigung für ihre Augen. Wahrscheinlich ist der Kopfgeldjäger für sie der Inbegriff eines verschwendeten Lebens. So etwas wie persönliches Glück oder emotionale Erfüllung existiert nicht in ihrem Wertesystem.
    »Können wir beginnen?«, fragt Vel auf Ithorianisch. Er achtet darauf, mich nicht anzusehen, während er mit Scharis und Devri spricht. Bestens. Ich war nicht ganz sicher, wie gut er sich verstellen kann, auch wenn Ithorianer wahre Meisterheuchler sind, vor allem, wenn es um Geschäfte oder Verhandlungen geht.
    »Unglücklicherweise warten wir immer noch auf Ratsmitglied Sartha«, antwortet Scharis. »Und auf die Große Verwalterin.«
    Während ich die beiden belauscht habe, sind weitere Ratsmitglieder eingetroffen, und ich begrüße jedes von ihnen mit einem tiefen, ergebenen Wa .
    Sie grüßen mich ebenfalls, aber jeder auf seine Art: Mako strahlt nur so vor Freude und Neugier. Karom legt die Klauen auf die Unterarme als stummes Zeichen seiner Verachtung und glaubt, ich wäre zu blöd, es zu merken. Doch ich widerstehe dem Drang, ihm die Zähne zu zeigen; Vel hat mir erklärt, dass ein breites Lächeln auf Ithiss-Tor eine unmissverständliche Kampfansage ist.
    Und während all dieses Geplänkels macht die Große Verwalterin endlich ihre Aufwartung.
    Das Spiel kann beginnen.

10
    Mit Pomp und Gloria betritt die Große Verwalterin den Raum, dahinter ihr Gefolge, eine Ehrengarde als Zeichen ihrer Macht. Alle Gespräche verstummen, und jedes einzelne Ratsmitglied begrüßt sie mit einer Verbeugung. Der Wa fällt deutlich tiefer und länger aus, als sie ihn mir zuteilwerden ließen – oder einander, was mich ein wenig tröstet.
    Ein paar Sekunden lang bleibt sie reglos stehen, um dem Moment die gebührende Würde zu verleihen, dann schreitet sie zu ihrem Platz am Ende des Raums. Die Stühle der Ratsmitglieder stehen im Halbkreis um ihren herum, was den herausgestellten Rang der Großen Verwalterin noch weiter unterstreicht: Sie hat hier das Sagen, ohne Wenn und Aber. Ein wenig ungeduldig lässt sie die rot bemalten Klauen schlaff nach unten hängen.
    »Wir alle kennen den Grund, warum wir uns hier versammelt haben«, erklärt Scharis. »Die Botschafterin des Konglomerats wurde beim gestrigen Empfang bereits vorgestellt, und ich erteile ihr hiermit das Wort, auf dass die Sitzung beginnen kann.«
    Es ist so weit. Zeit für mich zu glänzen. Maria sei Dank, habe ich meine Zeit auf dem Schiff gut genutzt und eine Rede für diesen Moment vorbereitet, sonst wäre ich jetzt nervös wie noch mal was.
    Mit einer winzigen Drehung des Rumpfes bedeutet mir Vel, in die Mitte des Raums zu treten, und ich folge seiner stummen Anweisung.
    Um mich herum nehmen die Ratsmitglieder Platz. Einige von ihnen scheinen durchaus gewillt, meine Sache unvoreingenommen anzuhören, andere haben ihre Entscheidung bereits getroffen. Karom gibt mit seiner Körperhaltung unmissverständlich zu verstehen, dass er diese Zeitverschwendung so schnell wie möglich hinter sich bringen will, und ich glaube kaum, dass es mir gelingen wird, ihn auf unsere Seite zu ziehen.
    »Verehrte Gastgeber, ich danke Ihnen, dass Sie uns so freundlich empfangen haben und mir gestatten, hier zu sprechen. Ich stehe vor Ihnen, um Ihnen die vielen Vorzüge vor Augen zu führen, die ein galaktisches Bündnis für Sie und Ihr Volk bringen würde. Ich war so frei, Ihre Wirtschaft zu studieren, und ich kann Ihnen versichern, die hoch spezialisierten Waffen, die Sie produzieren, werden sich außerhalb von Ithiss-Tor bestens verkaufen, ganz zu schweigen von Ihrer

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