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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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drinnen aus wie in einem Bienenstock. Statt mit Teppich oder Fliesen ist der Boden mit einem kompostartigen Material ausgelegt, und der ganze Raum riecht nach Jasmin. Wahrscheinlich kommt der Duft von diesen Rankpflanzen, die das Raumklima regulieren.
    Die Stühle, wenn man sie so nennen kann, haben eine eigenartige L-Form, und die Ratsmitglieder, die nach und nach hereinkommen, setzen sich verkehrt herum darauf, mit der Lehne nach vorn. Es gibt auch Zuschauerränge. Wahrscheinlich werden hochrangige Ithorianer von dort aus den Verlauf der Verhandlungen verfolgen. Allein beim Gedanken daran gerate ich ins Schwitzen.
    Als Erstes erkenne ich Scharis.
    »Dort ist Scharis Il-Wan. Er kommt auf uns zu«, flüstert Constance für den Fall, dass mich mein Gedächtnis mal wieder im Stich lässt.
    Ich begrüße ihn mit einem respektvollen Wa , verneige mich aber nicht so tief, wie ich es tun werde, wenn die Große Verwalterin ihre Aufwartung macht. Ich schätze, sie wird ein wenig zu spät kommen, um mich auf subtile Art ihre Abneigung spüren zu lassen.
    Mit einem erfreuten Klicken seiner Mandibeln erwidert Scharis den Gruß. Mir fällt auf, wie er genau darauf achtet, keine seiner Klauen unter den verschränkten Armen hervorlugen zu lassen – ein Zeichen seiner Aufrichtigkeit. Die Ithorianer haben unfassbar viele Arten, ihr Gegenüber versteckt zu beleidigen, und ich werde verdammt aufpassen müssen, niemandem unabsichtlich auf den Schlips zu treten. Aber bis jetzt ist alles gutgegangen.
    Scharis macht keine Anstalten, sich mit mir zu unterhalten, weil Velith noch nicht da ist, und eilt stattdessen einem anderen Ratsmitglied entgegen. Devri. Auch ihn erkenne ich sofort. Schlank und hochgewachsen ragt er aus der Menge, und sein kupferfarbener Panzer ist auf Hochglanz poliert. Ja, er ist eindeutig der Hübscheste von ihnen allen.
    »Die Dinge laufen nicht gut an für uns«, sagt Scharis zu ihm, während ich versuche, möglichst unbeteiligt zu wirken. »Die Nachricht von dem Zwischenfall auf der Plaza ist der Großen Verwalterin bereits zu Ohren gekommen.«
    Der Übersetzungschip gibt die Worte an mein Gehirn weiter, in einer Form, die es verarbeiten kann. Die Stimmungslage des Sprechers muss ich selbst interpretieren.
    Devri schaut in meine Richtung. »Sie scheint ein impulsiver Charakter zu sein. Zuhören ist nicht ihre Stärke. Aber wenigstens ist sie nicht so hässlich wie die anderen aus ihrer Delegation.« Der Blick seiner Facettenaugen gleitet über die Narben auf meinen Armen. »Der Ausgang dieser Verhandlungen ist für unser beider Völker von größter Wichtigkeit. Vielleicht hätten sie uns statt einer gut aussehenden lieber eine etwas klügere Vertreterin ihrer Spezies schicken sollen.«
    Hey, dafür wird er noch Ärger mit mir kriegen. Nun, vielleicht.
    »Velith Il-Nok hält große Stücke auf sie«, entgegnet Scharis. »Wenn man seinen Stammbaum bedenkt, wäre er jetzt wahrscheinlich selbst Mitglied des Rates, wenn er nicht kurz vor der Wahl verschwunden wäre. Vielleicht ist sie also doch nicht ganz wertlos für uns. Wir werden abwarten müssen. Im Moment mache ich mir mehr Sorgen, wie wir dem Rat den Vorfall verkaufen sollen. Je klarer sich herausstellt, dass die Oppositionspartei vehement gegen dieses Bündnis protestieren wird, desto schlechter sind unsere Aussichten bei einer Abstimmung.«
    »Mit vehement meinen Sie wohl gewalttätig«, erwidert Devri.
    Scharis klappert verächtlich mit den Klauen. »Sie kennen nichts anderes als Gewalt. In dieser Hinsicht sind sie wie die Menschen.«
    Das hat gesessen. Es fällt mir schon ein wenig schwerer, so zu tun, als würde ich nicht verstehen, was sie reden. Andererseits werden auch sie mich nicht verstehen, wenn ich ein wenig über sie lästere. Es sei denn, auch sie haben ein Implantat. Ich komme mir vor wie bei einer Doppelblindstudie. Ich werde der Crew wohl einschärfen müssen, dass wir nur auf dem Schiff offen miteinander reden können. Vielleicht auch auf unseren Zimmern – nachdem wir sie gründlich nach Abhörvorrichtungen abgesucht haben. Es ist unglaublich zermürbend, jede Sekunde auf der Hut sein zu müssen.
    »Das sehe ich genauso«, erklärt Devri. »Die Mitglieder der Oppositionspartei sind Wilde, aber vielleicht können wir das zu unserem Vorteil nutzen. Zumindest scheint dieses Weibchen, das sie uns geschickt haben, unsere Umgangsformen zu kennen.« Er dreht sich in meine Richtung und vollführt einen höflichen Wa .
    Ich komme mir zwar vor wie

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