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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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kaum als Beleg für diese These heranziehen. Er ist kein typischer Vertreter seiner Spezies mehr. Falls er das jemals war. Immerhin hat er vor langer Zeit beschlossen, seiner Heimat den Rücken zu kehren.
    Keiner spricht ein Wort, als wir von dem Tunnel in einen Bahnhof einfahren, der direkt neben dem Regierungsviertel liegt. Das automatische Taxi spielt eine fröhliche kleine Melodie ab, die so viel heißen soll wie: »Wir sind da. Danke und einen schönen Tag noch.«
    Wir steigen aus und gehen die Rampe hinauf zum Foyer. Mit Vel als Führer finden wir den Weg durch das Gängegewirr viel schneller und sind im Handumdrehen im Wohnkomplex. Als wir die Quartiere für die Ratsmitglieder erreichen, steht dort nur eine einzige Wache auf Posten. Zu meinem Entzücken verstehe ich jedes Wort, das Vel mit ihr austauscht, achte aber darauf, mir nichts anmerken zu lassen, um den Vorteil nicht preiszugeben, den der Sprachchip mir verschafft. Ganz zu schweigen von dem Risiko, jede Aussicht auf eine Allianz von vornherein zunichtezumachen.
    »Wir mussten etwas vom Schiff holen«, erklärt Vel.
    »Gab es irgendwelche Unannehmlichkeiten auf dem Platz?«, fragt die Wache. »Der Rat war besorgt über das Wohlergehen der Botschafterin.«
    »Wie Sie sehen, erfreut sie sich bis auf einen kleinen Kratzer bester Gesundheit. Es gibt jedoch Fragen bezüglich der Unparteilichkeit des Rates, die aber erst morgen zur Sprache kommen sollen. Im Moment sind wir alle müde und möchten uns jetzt ausruhen.«
    Marsch bleibt erstaunlich ruhig. Er versteht kein Wort und wartet geduldig, bis Vel und der Wachposten ihre Unterhaltung beendet haben. Muss an den Medikamenten liegen.
    Schließlich bedeutet uns der Ithorianer einzutreten. Um zu zeigen, wie gut ich mich in ihrer Kultur zurechtfinde, verschränke ich die Arme vor dem Bauch, lege die Hände unter die Ellbogen und mache eine kleine Verneigung. Ob diese Geste der Wa ist, von dem das Ratsmitglied gesprochen hat?
    Die Wache zuckt erstaunt mit den Mandibeln, erwidert aber den Gruß.
    Marsch hat das Zimmer neben mir, mit eigenem Eingang, also trennen wir uns auf dem Flur, und jeder geht seiner eigenen Wege. Hoffentlich ist das kein Omen.

9
    Vel begleitet mich bis in meine Suite.
    Ich weiß nicht, ob er sich Sorgen um mein Wohlergehen macht oder ob er sichergehen will, dass ich diesmal bleibe, wo ich bin. Irgendwie amüsiert mich der Gedanke.
    »Ist Wa die Bezeichnung für die Verbeugung, die man zur Begrüßung und Verabschiedung macht?«, frage ich ihn, als wir den Wohnbereich betreten.
    »Das ist korrekt«, antwortet er. »Bei Gelegenheit werden wir all die Nuancen und Feinheiten gemeinsam durchgehen. Für den Moment wünsche ich Ihnen eine gute Nacht, Sirantha. Falls Sie meine Dienste benötigen, wissen Sie, wie Sie mich erreichen können.«
    Eine sehr milde Rüge, wenn man bedenkt, was alles hätte passieren können, wäre er nicht rechtzeitig auf dem Platz aufgetaucht. Ich nicke.
    Vel vollführt noch einen höflichen Wa , ich erwidere den Gruß, dann zieht er sich zurück.
    Constance hat die ganze Zeit über auf mich gewartet. »Ihre Oberfläche ist beschädigt«, meldet sie sich zu Wort. »Benötigen Sie eine Behandlung?«
    Ich schüttle den Kopf. »Ich war bereits bei Doc. Hätte er es für nötig gehalten, hätte er sich darum gekümmert.«
    Constance gibt sich nicht ganz zufrieden mit meiner Antwort. »Habe ich Sie auf irgendeine Weise verärgert, Sirantha Jax? Ich dachte, meine Aufgabe wäre es, Ihnen stets und in allem zu helfen.«
    O Mann . Es ist schon zu spät, als dass ich noch in der Verfassung wäre, eine Androidin zu trösten, die bis vor Kurzem nicht mehr war als eine kleine silbrige Kugel, die ich einfach zuklappen konnte, wenn ich genug von ihr hatte. Seit Dina sie in dieses Pretty-Robotics-Chassis verpflanzt hat, kann meine PA mir zwar eine Menge mehr Arbeit abnehmen, aber mir auch umso mehr auf die Nerven gehen.
    »Nein, natürlich tust du das nicht«, sage ich. »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so lange dauern würde. Mach dir keine Sorgen, morgen gibt es jede Menge Arbeit für dich.«
    »Gut.«
    Das ist der Hauptunterschied zwischen ihr und einem Menschen: Sie kann nicht zwischen den Zeilen lesen und nimmt alles absolut wörtlich. Während ich mich bereit fürs Bett mache, stöpselt sich Constance ins Terminal ein, um ihre Batterien aufzuladen. Mein Bett befindet sich in einem anderen Zimmer, und darüber bin ich froh. Es macht mir nichts aus, meine Suite mit ihr zu

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