versucht habe. Aber ich hab’s geschafft. Ich habe die Dunkelheit vertrieben und die emotionalen Verbindungen wiederhergestellt, die ihn zum Menschen machen.
Und das ist etwas verdammt Gutes.
Keri hat es heute tatsächlich geschafft, zu ihm zu gelangen. Sie hat behauptet, ihre Formen üben zu wollen, und als der Trainer merkte, dass sie weg ist, hatte sich die kleine Ratte schon in Marschs Zelle geschlichen.
Die Kleine kann Geheimnisse einfach nicht ausstehen, und sie ist gut darin herauszufinden, was sie wissen will. Ich habe den Alarm gehört, als sie reinging. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie solche Angst gehabt. Die Vorstellung, dass er eine Geisel hat, eine Unschuldige, die er für all das bezahlen lassen kann, was ich ihm angetan habe, hat mich fast um den Verstand gebracht. Selbst wenn der leibhaftige Tod hinter mir her gewesen wäre, hätte ich nicht schneller rennen können.
Als ich endlich dort war, hatte sie ihn schon losgemacht. Entsetzt blieb ich in der Tür stehen und hab beobachtet. Ich wusste, ich darf ihm nicht zeigen, wie wichtig Keri mir ist. Ich fuhr meine mentalen Schutzwälle hoch und schwor mir, ihm nichts von mir zu zeigen. Kein bisschen.
»Wer bist du?«
Das dumme Ding stellt sich mit großen Augen vor ihn hin, die Arme in die Hüften gestützt wie ein Schulmädchen. »Keri. Und wer bist du?«
»Der Gefangene deiner Großmutter.«
Zuerst dachte ich, sie würde mich auf der Stelle erschießen. Keri hat meine Autorität noch nie akzeptiert, und wahrscheinlich wird sie das auch nie. Sofort wollte sie wissen, was er getan hat, um diese Behandlung zu verdienen, und ich konnte es ihr nicht erklären.
Ich sah Marsch fest in die Augen. »Wenn ich dich hier rauslasse, schwörst du dann mir und den Meinen die Treue?«
»Ja.«
Es lag kein Schatten mehr über ihm. Er hat sogar gelächelt. Vielleicht erinnert er sich an das Schlimmste gar nicht mehr. Maria weiß, ich hab alles unternommen, um seine Erinnerung daran auszulöschen. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringen wird, aber ich glaube, ich hab nur getan, was nötig war. Er gehört jetzt zu uns.
<
>[Ende der Sitzung]
19
Morgengrauen. Ich stehe vor dem Fenster und schaue hinaus auf die Stadt. Constance sitzt still hinter mir. Ihre Gesellschaft ist beruhigend. Wir haben jetzt alle Aufzeichnungen zu Marsch durch. Ein eigenartiges Gefühl, ich komme mir vor, als hätte ich Mairs Seele durchwandert. Ich bin immer noch ich, aber auch auf unergründliche Weise verändert.
Ithiss-Tor ist eine Welt der Gegensätze. Die Städte sind oberirdisch, aber alles, was mit Forschung zu tun hat, haben sie tief im Boden vergraben, wahrscheinlich um ihre Technologie vor neugierigen Blicken zu verbergen. Handel und Politik haben hier oberste Priorität. Eine gute Taktik also, wenn wir versuchen, beides miteinander zu verbinden.
Ich wende mich vom Fenster ab und gehe hinüber ins Schlafzimmer, versuche nicht daran zu denken, was ich in den letzten Stunden über Marsch erfahren habe. Vor allem nicht an die Höllenqualen, die er bereits durchlitten hat. Was hat er gefühlt, als er letzte Nacht gegangen ist? Ist er wütend auf sich oder nur auf mich, weil ich seine Warnung ignoriert habe? Ich weiß nicht, ob er im Moment so etwas wie Reue empfinden kann. Sein Geist ist mir fremd, voller Wut und unterdrückter Aggressionen.
Ich versuche, auf andere Gedanken zu kommen. Ich muss mich auf das nächste Treffen vorbereiten. Jeden Tag rückt die Unterzeichnung des Vertrages ein Stückchen näher. Und überraschenderweise mache ich meine Sache gut, beeindrucke die Ithorianer mit meinem Wissen über ihre Kultur. Ramona wird stinksauer sein, wenn meine Mission hier gelingt. Ich verbiete mir, an die Konsequenzen eines Fehlschlags zu denken.
Ich nehme eine kurze San-Dusche und betrachte mein Spiegelbild in der Glasscheibe. Die Narben sind nichts Neues, aber ich werde etwas gegen die Würgemale an meinem Hals unternehmen müssen. Einfache Kosmetik wird nicht ausreichen, um sie zu überdecken, und ich möchte auf jeden Fall weiterhin die goldene Robe tragen. Erstens sind die Ithorianer gewohnt, mich so zu sehen, und zweitens kann ich einen gewissen Hang zum Aberglauben nicht leugnen. Alles verlief bisher glatt, und ich will den Erfolg nicht gefährden, indem ich plötzlich die Garderobe wechsele. Also muss ich etwas mit meinem Hals machen.
Bevor ich es mir anders überlegen kann, nehme ich das Com zur Hand und piepse Vel an. Er antwortet erst beim dritten