hat. Ich mache mir ernsthaft Sorgen um Jor. Manchmal glaube ich, er kann es gar nicht erwarten, Janel ins Grab zu folgen.
Und manchmal frage ich mich, ob die Freiheit das alles wert ist. Es gibt so viele Gefahren. Wir könnten alles zusammenpacken und von hier weggehen, uns in einer harmloseren Kolonie niederlassen. Aber da gäbe es dann wieder Leute, die uns sagen, was wir zu tun und zu lassen haben. Wir müssten uns ihren Gesetzen unterordnen, und das war noch nie mein Ding. Was auch der Grund ist, warum ich überhaupt hier bin.
Außerdem hätte ich das Gefühl, das Andenken aller in den Dreck zu ziehen, die hier gestorben sind. Die ihr Blut über den Boden dieses Planeten vergossen haben, während wir versuchten, hier irgendwie Fuß zu fassen. Jetzt haben wir tiefe Wurzeln geschlagen. Wir können uns zwar nicht in Sicherheit wiegen, aber wer kann das schon? Sogar unter der lieblichen Kuppel von Gehenna laufen Vergewaltiger und Mörder herum, Monster in menschlicher Verkleidung. Hier kann man sie wenigstens eindeutig an ihren Klauen und Reißzähnen erkennen.
Ach, was soll’s, ich bin müde. Muss schlafen. Als Erstes muss ich Marsch in den Griff bekommen. Mehr morgen Früh.
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>[Ende der Sitzung]
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<> [Zeitstempel: 12:47, 115.55.980]
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Brutal. Das ist das einzige Wort, das mir einfällt zu dem, was gerade passiert ist. Mein Kopf fühlt sich an, als hätte ihn jemand mit einem Hammer bearbeitet, und, Maria ist meine Zeugin, ich kann von Glück reden, dass der Hurensohn mich nicht umgebracht hat. Versucht hat er’s. Und wie.
[Räuspern. Es folgt eine kurze Pause im Diktat.]
Ich habe noch nie jemanden gesehen, der das kann, aber … Nicht ausgebildete Psiler sind selten. Und er ist der stärkste, dem ich je begegnet bin. Vielleicht sogar Niveau zehn. Würde mich kein bisschen überraschen, wenn er schon Leute mit so einem Angriff auf ihr Gehirn umgebracht hat. Durch schiere Gedankenkraft einfach die Gefäße zum Platzen bringen. Das muss ich gleich als Erstes überprüfen.
Ich möchte ihn nicht komplett seiner Fähigkeiten berauben, aber so kann ich ihn nicht lassen. Es ist zu leicht, zu reizvoll. Wenn er schon jemand töten will, dann soll er wenigstens eine Waffe benutzen müssen.
Es war ein unglaublich gutes Gefühl, den Spieß umzudrehen. Als er auf mich losging, war er mental ohne Schutz, ganz offen, und ich habe den Angriff erwidert. Ich hoffe, das hat ihn ein für alle Mal gelehrt, wenn er mir wehtut, zahle ich es ihm hundertfach zurück. Er hat immer noch geschrien, als ich ging.
Und gleichzeitig fühle ich mich, als hätte ich einen Hund geprügelt, der noch nie etwas anderes als Prügel kennengelernt hat. Wenn man ein Tier über einen gewissen Punkt hinaustreibt, gibt es keine Rettung mehr. Alles, was es kennt, sind Schmerz und Raserei. Es kann gar nicht mehr anders reagieren. Die Muster sind in sein Gehirn gebrannt. Ich bin nicht sicher, ob das bei Marsch bereits der Fall ist.
Vielleicht kann ich ihm etwas anderes zeigen. Sein Gehirn von Grund auf neu verdrahten. Aber das wird nicht gehen, indem ich ihm nur Schmerzen zufüge, so viel weiß ich jetzt.
Als ich heute Morgen nachgesehen hab, fand ich endlich eine Kopie seiner Akte auf dem Satelliten. Er war bei einer Söldner-Einheit auf Nicu Tertius. Ich hab schon vor Wochen angefragt, aber die Verbindung hier ist nicht besonders zuverlässig. Meistens macht mir das nichts aus. Ist eigentlich der Grund, warum wir hier sind.
Anscheinend hat Marsch zwei Aufträge für sie erledigt, bevor er seine eigene Truppe gegründet hat. Er ist als rücksichtsloser Dreckskerl bekannt, der die Jobs übernimmt, die sonst niemand will. Die Überlebensaussichten seiner Männer sind nicht besonders rosig, aber die, die es schaffen, werden fürstlich entlohnt, und er hat immer genug Bewerber.
Warum ich so hart an dieser Sache arbeite? Ich habe es Tanse versprochen, aber sonst … Keine Ahnung. Vielleicht ist es … Je mehr er gegen mich kämpft, desto mehr will ich gewinnen. Wahrscheinlich bin ich genauso stur wie er. Er ist eine Herausforderung für mich, von der ich erst ablasse, wenn es nicht mehr anders geht.
So viel kann ich allerdings jetzt schon sagen: Wenn ich nicht gewinne, werde ich ihn töten müssen. Mit der Macht, über die er verfügt, kann ich ihn nicht frei herumlaufen lassen. Er muss sie kontrollieren lernen, entweder durch Mitgefühl oder durch Betreuung. So sehr ich Farwan auch hasse, diese arroganten, aufgeblasenen