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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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hinzu.
    »Und sie weiß mehr über unsere Kultur, als ich gedacht hätte. Vielleicht sind sie doch nicht nur Wilde, die auf Bäumen leben.«
    »Glaubt ihr, sie weiß, was es bedeutet?«
    »Ich kann nur annehmen, dass Il-Nok es ihr erklärt hat.«
    »Wer kann schon sagen, wozu dieser Hund fähig ist«, mischt sich eine weitere Stimme ein. »Allein seine Partnerwahl sagt mir, dass er kein bisschen besser ist als die Verrückten, die wir in die Minen schicken.«
    Was würde ich nicht dafür geben, diese Minen zu sehen. Sie sind Garant für Wohlstand und Strafkolonie zugleich. Manche Vorkommen liegen so tief unter der Erde, dass die Besitzer nur ungern ihre teuren Droiden einsetzen, um sie auszubeuten. Da schicken sie schon lieber ihre »Verrückten«. Wenn sich ein Ithorianer nicht benimmt, wie die Gesellschaft es von ihm erwartet, landet er dort unten. »Sozialzwang« nennt man das, glaube ich. Mir ist das zuwider. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Leute selbst wissen, wie sie leben wollen. Vielleicht nicht immer ganz genau, aber jeder weiß zumindest, wie er nicht leben will. Und danach sollte er sein Leben richten dürfen. Kein Wunder, dass sich Vel aus dem Staub gemacht hat.
    Und er hat zudem die Wahrheit gesagt: Ich habe nur einen leichten Druck gespürt, als er das grüne Ornament angebracht hat, um die Spuren zu vertuschen, die Marschs Hände hinterlassen haben. Die Haut juckt zwar ein bisschen, aber ich kratze lieber nicht, damit sich die Stelle nicht entzündet. Außerdem würde ich damit nur meine mühsam errichtete Aura zerstören. Ich straffe die Schultern und blicke mich um.
    Ein weiterer Gesprächsfetzen kommt mir zu Ohren. »Sie hat gesagt, wir könnten mit einem Tauschkurs von eins zu eins rechnen. Das würde bedeuten, für jeden Karel, den wir auf einem anderen Planeten investieren, bekommen wir einen ungeminderten Gegenwert, und bei Import- oder Exportgeschäften ebenso.«
    »Das ist mehr als fair. Mein Interesse liegt vor allem im Droidenexport. Ich habe gerade erst vierzig Prozent der Anteile an einem Hersteller erworben.«
    »Meinst du den mit dem großen Entwicklungslabor unter der Augenzahnspitze?«
    Augenzahnspitze? Normalerweise liegt der Chip mit seinen Übersetzungen einigermaßen richtig, also wird es auch diesmal halbwegs stimmen.
    Die meisten der anwesenden Kaufleute und Industriellen kenne ich nicht, aber einige verfolgen die Besprechungen schon seit Tagen, und jetzt werden sie die Gelegenheit nutzen, mich darüber auszuquetschen, wie die Profitmöglichkeiten denn nun genau aussehen, die ich ihnen versprochen habe. Könnte schwieriger werden als die Verhandlungen mit Karom, vor allem, da ich nicht gerade eine Wirtschaftsexpertin bin.
    Constance steckt mir ein flaches Datapad zu. »Ich habe die ganze Nacht daran gearbeitet. Es sind Zahlen und Grafiken zu den zu erwartenden Exporten, bis auf die zehnte Dezimalstelle vorausberechnet. Damit können Sie Ihren Argumenten Nachdruck verleihen.«
    Ich überfliege die Zahlen und merke mir so viele davon wie möglich, dann gebe ich ihr das Ding zurück. »Du bist einfach die Beste. Das meine ich ernst.«
    »Ich bin da, um Ihnen zu dienen«, erwidert sie, bescheiden wie immer.
    Scharis kommt herbeigehastet, um uns zu begrüßen. Er scheint überrascht, als er das grüne Band um meinen Hals sieht, versucht das aber mit einem höflichen Wa zu überspielen. Ich erwidere die Verneigung und frage mich, welche Bedeutungen ich diesmal mit hineingelegt habe.
    »Es ist mir eine große Freude, Sie heute Morgen hier zu sehen«, erklärt Scharis, und ich warte wie immer auf Veliths Übersetzung. Dann spricht das Ratsmitglied weiter: »Sie haben großen Eindruck auf den Rat gemacht, und ich bin vorsichtig optimistisch, was den Ausgang der bevorstehenden Abstimmung angeht.«
    Ich muss mich verdammt zusammenreißen, nicht zu antworten, bevor Velith zu Ende übersetzt hat. Reichlich seltsam, alles zweimal zu hören, bevor ich etwas erwidern darf, aber ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen.
    »Wann soll die Abstimmung stattfinden?«, frage ich.
    »Übermorgen.«
    In zwei Tagen also. Es kommt mir vor, als sollte mir dieses Datum etwas sagen, aber es will mir einfach nicht einfallen.
    Da gesellt sich Devri zu uns und verneigt sich auf eine Weise, die mir irgendwie suggestiv erscheint. Ich weiß nicht, wie ich darauf komme, aber irgendwie krümmt er den Rücken zu stark und steht zu dicht vor mir. Als er sich wieder aufrichtet, streift er mit dem Kopf

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