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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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sich im Sattel auf. Er nickte Miklos zu, der neben dem Tor bei den Wachen stand. Der Junge wandte sich daraufhin an die Wachen und gab ihnen leise Befehle. Sie postierten sich neben den Kurbeln der Zugseile.
    Gábor folgte dem Tross. Er hörte das Knirschen der Kurbeln vor den anderen, und als hinter ihm ein Hornsignal ertönte und der König zusammenzuckte, konnte er sich ein Lächeln kaum verkneifen.
    Von der anderen Seite der Zinnen erklang Geschrei. Polternd hob sich die Zugbrücke. Als Erster erfasste Cilli die Lage.
    »Lasst die Brücke wieder runter, sofort!«, brüllte er und versuchte sein Pferd zu wenden, doch zwischen seinen Begleitern war dazu nicht genug Platz. »Hunyadi, was soll das?«
    »Ich weiß nicht«, entgegnete Laszlo steif. Gábor sah seine Finger zittern. »Der Burghauptmann muss es verordnet haben.« Er ratterte die Sätze herunter, die er vorher mit Gábor geübt hatte. »Nach ungarischem Gesetz ist es streng verboten, fremde Truppen in die Grenzfestungen einzulassen. Und diese Truppen dort draußen sind fremd.«
    »Papperlapapp.« Cillis Kinn zitterte vor Zorn. »Das sind die Truppen des Königs. Und wir wissen ganz genau, dass Euer Onkel, Michael Szilagyi, der Burghauptmann ist.«
    Der König zog die Augenbrauen hoch, doch er sagte nichts dazu.
    »Ich bedaure«, antwortete Laszlo. Er runzelte die Stirn und schien krampfhaft zu überlegen, was er sagen wollte. Gábor hielt unwillkürlich den Atem an. Endlich sprach der junge Graf weiter. »Wir können mit meinem Onkel sprechen, sobald wir in der Festung sind. Gesetz ist Gesetz.«
    »Gesetz? Ihr wollt uns wohl zum Narren halten«, schrie Cilli. »Das ist Verrat!«
    Laszlo schüttelte den Kopf und straffte die Schultern. »Majestät ist hier unter seinen ergebenen Dienern und in Sicherheit«, sagte er förmlich. »Wir können nun weiter hier stehen und reden oder in die Festung reiten, wo bereits ein warmes Quartier auf Euch wartet.«
    Unruhig flüsterte das Gefolge. Der König lächelte seltsam. »Gehen wir. Gesetz ist Gesetz.«
    Während die Reiter der engen Gasse zur Festung folgten, lauschte Gábor dem Geschrei, das vor den Mauern immer lauter wurde. Besorgte Rufe um den König hörte er, aber die Truppen machten ihrer Wut und Hilflosigkeit auch mit lauten Schmähungen Luft. Die Soldaten mit dieser kleinen, fadenscheinigen List auszusperren, war die richtige Entscheidung gewesen. Nur so war es für Laszlo möglich, mit dem König auf Augenhöhe über die Zukunft seiner Familie zu verhandeln.
    »Schickt zwei Boten auf die Mauern«, wies er Laszlos Kämmerer an. »Sie sollen den Truppen bestätigen, dass der König in Sicherheit ist. Sein Gepäck sollen sie an Seilen über die Mauer ziehen. Denkt daran, kein Mann darf hinein oder hinaus!«
    Der Mann nickte knapp und gab die Befehle weiter, und rasch spornte Gábor sein Pferd an, um zum Trupp des Königs aufzuschließen.
    Vor dem königlichen Quartier, das sich im Hauptgebäude der Festung befand, hielt der Tross an. Wie auf den Straßen, standen Laszlo Hunyadis Kriegsknechte hier dichtgedrängt, und Gábor sah die stummen Blicke, die sich das königliche Gefolge zuwarf. Die Söldner bemühten sich, Platz zu schaffen, als der König vom Pferd stieg.
    Aus dem Schatten der Mauer löste sich Michael Szilagyi. Steif neigte er den Kopf vor dem König, dann musterte er Ulrich Cilli. »Gefällt es Euch hier nicht?«, fragte er sanft.
    »Findet Ihr das etwa lustig?«, begann Cilli zu schreien. »Unser ganzes Heer steht draußen, und der König ist ohne Schutz.«
    Gábor fiel es trotz der ernsten Lage schwer, ein unbewegtes Gesicht zu wahren.
    Michael scheute dagegen nicht davor zurück, hämisch zu grinsen. »Ohne Schutz?«, fragte er. »Euer Durchlaucht, Ihr beleidigt mich. Ich habe hier dreitausend Kämpfer, die diese Festung bereits gegen die Türken verteidigt haben.«
    »Und unser Gepäck? Unsere Dienerschaft?« Ulrich Cillis Doppelkinn zitterte vor Wut. »Ihr Hunyadis mögt es nicht gewohnt sein, wie Herren von Stand zu leben, doch wir schon!«
    Das Grinsen verließ abrupt Michaels Miene. »Etwas mehr Einfachheit würde Euch gut zu Gesicht stehen, Cilli«, zischte er, »statt des Hochmuts, mit dem ihr die ungarischen Edelmänner beleidigt, die ihr Geld lieber für die Verteidigung ihres Landes als für unnötigen Prunk ausgeben.«
    Gábor sah zu König Ladislaus, der wortlos zuhörte, die Unterlippe vorgeschoben. Er schien sich zu langweilen. Neben ihm stand Laszlo, der hinter seinem Rücken

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