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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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schlechtes Omen gewesen: Die Wagen waren gepackt, die Teppiche zusammengerollt und nur der Kessel über dem Kochfeuer stand noch.
    »Wir reisen im Morgengrauen ab«, verkündete ihr Solana mit ihrem unbeschwerten Strahlen, das jedoch verschwand, als sie Veronikas Miene sah. »Du wirst nicht allein sein. Mein Vetter Paulo wird hierbleiben«, sagte sie schnell. Sie nickte zu dem Mann hinüber, der am Feuer saß und auf seiner Flöte spielte. »Er hat in der Burg als Pferdeknecht Arbeit gefunden. So kann er immer in deiner Nähe bleiben. Wenn du in Schwierigkeiten steckst oder dir Gefahr droht, kann er dir helfen. Er ist unsere Verbindung zu dir.«
    Veronika betrachtete Paulo. Sein dichtes, schwarzes Haar fiel ihm übers Gesicht, als wolle er sich dahinter verstecken. Er hatte bisher kaum ein Wort mit ihr gewechselt, was daran liegen mochte, dass er nur sehr gebrochen Ungarisch sprach. Doch meist blickte er mürrisch drein, wie auch jetzt, und die Melodie, die er seiner Flöte entlockte, war so einsam und traurig, dass ihr Herz noch schwerer wurde.
    »Warum könnt ihr nicht einfach alle hierbleiben?«, fragte sie leise.
    »Das geht leider nicht.« Solana drückte mitfühlend ihre Hand. »Wir Roma sind nicht dazu geboren, uns länger an einem Ort niederzulassen, und die Leute hier würden uns auch nicht dulden. Das Geschenk deiner Gräfin enthielt wie stets auch die Aufforderung, die Gegend zu verlassen. Wir haben das schon zu oft erlebt, um uns nicht daran zu halten.«
    Veronika senkte den Kopf. »Ihr fehlt mir jetzt schon.«
    »Ich werde dich auch vermissen«, meinte Solana, und ihre Stimme klang gedämpfter als sonst. »Aber keine Sorge, wenn du Hilfe brauchst, kommen wir.«
    »Aber wie wollt ihr das erfahren?«, fragte Veronika.
    »Wir haben unsere Wege«, sagte Solana rätselhaft. »Du wirst schon sehen.« Sie lächelte aufmunternd. »Noch sind wir hier, und wir haben die ganze Nacht Zeit. Komm, wir setzen uns zu den Eseln, dort können wir uns ungestört unterhalten.«
    Sie packte einen Weinschlauch und zog Veronika mit sich. »Du wirst nicht gehen, ehe wir den Wein geleert haben«, verkündete sie. »Ich Plappermaul habe immer nur von uns erzählt, und jetzt sollst du mir endlich von deinem Leben als Werwölfin berichten. Oder willst du, dass ich so dumm bleibe wie unsere Esel, die auch nie etwas lernen?«
    »Natürlich nicht.« Veronika lächelte wieder, auch wenn sie weit davon entfernt war, so fröhlich zu sein wie in den letzten Tagen.
    Sie verließen den Lichtschein des Feuers und setzten sich auf die Wiese, und die Geräusche der Nacht übertönten die Stille. Die Esel schnaubten leise. Fledermäuse flitzten durch den Nachthimmel, das Laub der Bäume raschelte, und über ihnen stand unbewegt wie immer der Mond. Seine Kraft vibrierte in Veronikas Innerem und brachte ihr Herz zum Schwingen. So begann sie zu erzählen, von ihrer Verwandlung und von Belgrad, von Miklos, Michael und von Gábor, dessen Gesicht wie so oft vor ihren Augen erschien.
    »Du warst stets allein unter Männern?« Solanas Augen wurden groß. »Kein Wunder, dass du mir so niedergedrückt erschienst, als wir uns das erste Mal trafen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Die meisten Männer sind armselige Gefährten.« Solana zuckte mit den Achseln. »Sie können kaum verstehen, was in einer Frau vorgeht, und ihre Gedanken kreisen viel zu oft um Krieg und irgendwelche Rivalitäten. Deshalb brauchen wir Frauen einander.« Sie strich Veronika übers Haar. »Wir können uns Kraft geben, wenn uns die Männer schwächen. Dieser Gábor zum Beispiel.« Sie runzelte die Stirn. »Er behandelt dich wie sein Eigentum.«
    »Das stimmt nicht!« Empört richtete Veronika sich auf. »Er hat mich hierhergeschickt gegen meinen Willen, das ist richtig, doch er ist mein Vormund. Und er hat mir so viel beigebracht, obwohl er Wichtigeres zu tun gehabt hätte, und er …« Ihre Stimme verlor sich, als sie daran dachte, wie distanziert er in den Wochen der Belagerung zu ihr gewesen war. In den Wochen nach dem Kuss. Das hieß aber noch lange nicht, dass Solana so über ihn reden durfte. »Du hast kein Recht, so etwas zu behaupten.«
    Plötzlich grinste Solana so breit, dass ihre Zähne im Mondlicht glänzten. »Du liebst ihn!« Triumph färbte ihre Stimme hell. »Ich dachte es mir schon! Du bist in ihn verliebt.«
    »Ich …« Veronika schüttelte den Kopf. »Was soll das?« Solana konnte doch nicht einfach so eine Behauptung in die Welt setzen! Hilflos und stumm vor Wut

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