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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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die Hände so fest zusammenballte, dass die Knöchel weiß hervortraten. Unterdrückte Wut drang ihm durch alle Poren. Alarmiert trat Gábor nach vorne. Er musste die Diskussion beenden, bevor Laszlo seinen Zorn nicht mehr unter Kontrolle hatte.
    Er legte Michael eine Hand auf den Arm, um seinen Redefluss zu bremsen, dabei starrte er Ulrich Cilli direkt ins Gesicht. »Für Dienerschaft ist gesorgt, und Euer Gepäck wird bald eintreffen, Euer Durchlaucht«, sagte er ruhig. Er roch den stechenden Gestank von Cillis Zorn, und in Cillis schwarzen Pupillen spiegelte sich purer Hass. Doch ehe er etwas erwidern konnte, wurde er unterbrochen.
    »Gut«, sagte der König leise. »Und jetzt wollen Wir Uns zurückziehen, denn Wir sind müde.«
     
    Die Sonne ging auf über einem Tag allgemeiner Heuchelei. Es gab ein sorgfältig geplantes Protokoll zu erfüllen, wie es bei einer solchen Lehensübergabe üblich war. Vormittags besuchten der König und Laszlo Hunyadi die Messe in der Kathedrale, um anschließend durch die Stadt zu flanieren. Vor den ehrfurchtsvollen Kniefällen der Bürger spazierte der König durch die geschmückten Gassen, um seinen neuen Besitzstand zu mustern. Seine Miene war herablassend, aber zumindest zufrieden. Ulrich Cilli war stets in seiner Nähe, scheinbar gut gelaunt scharwenzelte er um Belgrads Ratsherren herum. Er erklärte ihnen sogar, das königliche Heer sei nur auf sein Geheiß vor den Stadtmauern geblieben.
    Gábor, der stets in Laszlos Nähe weilte, beobachtete Cilli voller Misstrauen. Seinen hasserfüllten Blick hatte er nicht vergessen. Mit ihrer List hatten Hunyadi und seine Mannen die Verhandlungsposition des Königs empfindlich geschwächt, denn sie hatten verhindert, dass sich seine Truppen in der Stadt festsetzen konnten, bevor sich alle Parteien über die zukünftige Rolle der Hunyadis im Reich einigten. Gleichgültig, wie diplomatisch sich Cilli heute gab, das würde er ihnen niemals verzeihen. Vermutlich machte er nur gute Miene zum Spiel, während er bereits neue Pläne ausheckte, um Laszlo zu schaden.
    Als dem Protokoll Genüge getan war und der königliche Tross spätnachmittags endlich zurück in die Festung kam, traf Gábor auf Miklos, der am Tor auf ihn gewartet hatte. Hoheitsvoll grüßend folgte währenddessen Cilli seinem König durch die Menschenmenge über den Hof, und einer der Mägde drückte er gar ein Silberstück in die Hand, nachdem er ihr etwas ins Ohr geflüstert hatte. Gábor blickte ihm nach, und sein Argwohn wuchs. Der Wolf in seinem Inneren verhielt sich inzwischen so unruhig, als erwarte er einen Gewittersturm, und das war ein schlechtes Zeichen.
    »Ich traue ihm auch nicht«, murmelte Miklos.
    Gábor zog die Augenbrauen hoch, und sein Schüler zuckte mit den Achseln. »Cillis Stimmung ist einfach zu gut.«
    »Wir müssen ihn im Blick behalten und jeden, mit dem er sich unterhält«, wies Gábor ihn an. »Such nachher die Magd, und bring in Erfahrung, ob er mehr als nur ein warmes Bett von ihr wollte.« Während er sprach, blickte er sich aufmerksam um. Auf dem Hof tummelten sich Gesandte der Stadt in ihren Prunkgewändern neben den Kriegsknechten von Laszlo Hunyadi.
    Miklos runzelte die Stirn. »Spione?«
    Gábor nickte. »Cilli ist trotz seiner Leibesfülle gefährlich wie ein Raubtier«, erwiderte er leise. »Überall hat er seine Kontakte, und wo er kann, richtet er Unheil an.«
    Miklos nickte. Seine blauen Augen verdüsterten sich. »Ich frage mich immer noch, warum wir ihn haben leben lassen. Er ist ein Feind, und er weiß über uns Werwölfe Bescheid.«
    Gábor verstand Miklos nur zu gut. »Johann Hunyadi hat es so entschieden.« Er hob die Schultern. »Er vertraute darauf, dass sich Cilli seinem Schweigeschwur verpflichtet fühlt.«
    Ulrich Cilli hatte letztes Frühjahr gezeigt, was seine Intrigen ausrichten konnten. Einer seiner Spione hatte sich in den Haushalt der Hunyadis eingeschlichen und entdeckt, dass Werwölfe in ihren Diensten standen. Mit diesem Wissen war Cilli nicht zum König gegangen, sondern hatte seinem Erzfeind Hunyadi die Hochzeit ihrer Kinder abgepresst. Seitdem lebte Mathias im strengen Käfig des königlichen Hofes in Buda, und sein Wohlergehen war immer noch das wichtigste Druckmittel Cillis gegen die Hunyadis.
    »Du meinst wohl, mein Schwager war so gutgläubig, sogar in Cilli einen Ehrenmann zu vermuten.« Michael war zu ihnen getreten und hatte ihr kurzes Gespräch mit seinen feinen Ohren offenbar mitbekommen. »Cilli wird

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