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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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die Augen zusammen.
    »Männer. Sie kämpfen. Sie …« Veronikas Stimme stockte. Die Wölfin warf sich mit einem Jaulen gegen die Fesseln ihres Geistes. Sie spürte ein Reißen, das sie mit der Macht einer Naturgewalt zu den Kämpfenden zog. Sie spürte … ihn. »Es ist Gábor!« Ihre Stimme überschlug sich. »Wir müssen ihm helfen!«
    »Halt«, rief Paulo, doch sie hörte nicht auf ihn.
    Ihr Pferd preschte mit hämmernden Hufen den Weg entlang, doch noch lauter schlug ihr Herz gegen ihre Brust. Sie dachte an nichts mehr außer an ihn. Je näher sie kam, desto mehr Einzelheiten erkannte sie. Ja, es war Gábor, und bei ihm war Miklos. Sie kämpften gegen eine Übermacht von Soldaten, deren Waffenröcke das königliche Wappen trugen. Erschöpft sahen sie aus. Gábor blutete aus einer Wunde an der Schulter. Sie war schon nah genug, um sein Blut zu riechen, und die Wölfin in ihr heulte auf. Keiner würde ihrem Rudel etwas antun!
    Sie riss das Pferd so stark am Zügel, dass es scheute. Mit einem Schrei überließ sie der Wölfin das Kommando über ihren Körper. Sie warf sich aus dem Sattel, kam gebückt auf dem Boden auf und rollte zur Seite, um nicht von den Hufen getroffen zu werden.
    Sie sah, wie Gábor einen seiner Gegner durchbohrte. Sein Gesicht war blass und schmerzverzerrt. Er kämpfte mit der Linken, der rechte Arm hing blutüberströmt an seiner Seite herunter. Ein anderer Soldat drang unvermindert auf ihn ein. Gábor wich einem Schwerthieb aus, doch dann wankte er.
    »Nein«, rief sie, als der Soldat erneut seine Waffe hob. Für einen Augenblick blieb die Zeit stehen. Ihre Wölfin bäumte sich auf, und ein schwarzer Strudel öffnete sich in ihrem Inneren. Ihre Finger formten sich zu Krallen.
    Jetzt bemerkten die Soldaten sie. Sie starrten sie so überrascht an, als wäre sie eine magische Erscheinung. Gábors Gegner senkte sein Schwert.
    Mit den Fingern riss sie an ihrem Mantelkragen, aus dem bereits Fell quoll. Sie sah, wie Gábor die Gelegenheit nutzte und seinem Gegner das Schwert in die Brust rammte.
    »Veronika«, rief er durch den Wind. »Nein!«
    Doch es war zu spät. Als sie aufbrüllte, wichen die Soldaten zurück. Der stechende Geruch ihrer Angst ließ sie vor Wut geifern. Sie ließ sich auf alle viere nieder, bäumte sich auf. Ihr Kleid fiel wie nutzloser Ballast von ihr ab.
    Dann war sie mitten unter ihnen. Sie schnappte nach ihren blassen Gesichtern, duckte sich unter einem Schwerthieb hindurch. Sie schmeckte Blut, als sie einen am Arm erwischte, und sein Schrei war wie Gesang in ihren Ohren. Ein anderer drehte sich um und floh. Sie setzte ihm nach. Als sie ihn auf den Rücken warf, lag seine Kehle plötzlich schutzlos da, weich und hell, wie geschaffen, um ihre Zähne darin zu versenken. Sie riss ihr Maul auf.
    »Nein«, rief jemand erneut, und seine Stimme drang wie durch einen Schleier zu ihr. Sie kannte den Rufenden. Verwirrt hob sie den Kopf. Ihr Gefährte war es, doch in seiner zerbrechlichen, menschlichen Gestalt.
    »Weg von ihm!«, rief er, und schon stand er neben ihr, die Menschenaugen funkelnd wie schwarze Perlen. Sie knurrte unwillig. Der Soldat unter ihren Fängen war ihre Beute, nicht seine. Verlockend stieg sein Angstschweiß zu ihr auf, sein Wimmern. Ihre Zähne näherten sich seinem Gesicht.
    »Nein!«, schrie ihr Gefährte erneut, und dann versetzte er ihr einen Stoß, der sie zur Seite warf. Sofort war sie wieder auf den Beinen.
    Da stand er, über ihr Opfer gebeugt, und mit seinem Schwert durchtrennte er dessen Kehle. Der Duft des Blutes machte sie rasend, und sie stürzte sich auf Gábor.
    Meins,
belferte sie, und mit ihren Pfoten drückte sie gegen seine Brust, doch er wollte nicht weichen. Sie schnappte nach seinem Gesicht.
Meins.
    Er packte ihre Schnauze mit der Hand und hielt sie fest. Sie jaulte unter dem eisernen Griff.
    »Komm zurück«, sagte er leise, sanft. »Veronika, komm zurück.«
    Sein Blick bohrte sich in ihre Augen, Mensch und Wolf, und plötzlich wurde sie ganz ruhig, der Blutdurst erlosch wie eine flackernde Kerze. Langsam ließ er sie sinken, bettete sie neben dem Toten, während ihr Leib bereits begann, sich zurückzuverwandeln.
    »Gábor«, flüsterte sie, doch er hatte sich schon wieder abgewandt und wehrte den Angriff eines Soldaten ab.
    Was hatte sie nur getan? Wie betäubt beobachtete sie Miklos, der sich gegen drei Männer gleichzeitig wehrte. Paulos Pferd stürmte heran. Mit einem heiseren Schrei ritt der Roma einen der Soldaten nieder. Dann

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