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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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er sagt, er kommt von Viktor.«
    Veronika nickte bestätigend. Endlich ließ sich Miklos neben ihr nieder und nahm ihre Hand.
    »Wie konntet ihr aus Buda fliehen?«, fragte sie leise.
    »Als Wölfe«, sagte er. »Sie hatten uns in den Kerker unter der Burg gesperrt. Gábor hat sie überlistet. Da war Laszlo bereits tot.« Er knurrte leise, und nun drückte Veronika seine Hand.
    »Lebt denn Mathias Hunyadi noch?«
    Er nickte. »Scheinbar hat der ganze Hof einen Narren an ihm gefressen. Viele haben sich für ihn verbürgt, besonders der Bischof und die Kämmerer, aber auch Mitglieder des Reichstags. Wir haben inzwischen gehört, dass das Volk nach Laszlos Tod vor der Burg protestiert hat. Der König hat sie zurücktreiben lassen, aber vorher hat er Mathias begnadigt.« Er hob die Schultern. »Er wird allerdings weiterhin als Gefangener am Königshof leben müssen.«
    Veronika starrte durch die offene Tür hinaus in die Dunkelheit. Sie sah die Leichen nicht, doch sie roch ihre kalten, regendurchtränkten Körper. »Die Soldaten. Ich habe zwei von ihnen verletzt, und ihr musstet sie töten.« Sie fröstelte.
    Miklos schaute grimmig. »Das mussten wir nicht nur wegen dir. Wir trafen zufällig auf sie, aber ihr Hauptmann hat Gábor erkannt.« Er zog eine Grimasse. »Bald werden weitere Soldaten kommen, spätestens, wenn jemand diesen Trupp vermisst.«
    Veronika war in Gedanken immer noch bei ihrer Verwandlung. »Ich habe mich verwandelt, als Menschen anwesend waren. Warum ist Gábor nicht wütend auf mich?«
    »Das wäre er vielleicht, wenn du uns damit nicht geholfen hättest, die Männer zu besiegen.« Miklos stupste sie sanft in die Seite. »Denk nicht weiter darüber nach. Wir müssen jetzt überlegen, wie es weitergeht.«
    Er hatte recht. Veronika straffte die Schultern. »Was wird Gábor den Roma erzählen?«
    Sie blickten zu den Männern hinüber. Als sie die Ohren spitzten, konnte sie dem Gespräch folgen.
    »Wir nicht einfach wegreiten können«, übersetzte Paulo die Worte seiner Freunde. »Sie uns festnehmen und befragen. Sie nicht mögen die Roma, sie geben uns die Schuld.« Die Blicke der beiden Fremden waren finster und vorwurfsvoll. Einer hob die Hand und deutete nach draußen. »Wie sollen wir zeigen, dass wir unschuldig?«
    »Indem ihr uns verratet«, antwortete Gábor ernst.
    Veronika hielt die Luft an. Die Roma musterten Gábor misstrauisch.
    »Erklär das«, forderte Paulo.
    »Ihr reitet ins nächste Dorf. Dort berichtet ihr von den Toten, auf die ihr gestoßen seid, und dass ihr uns gesehen habt, grimmig und blutbefleckt. Wir sind wie die Teufel an euch vorbeigeritten, Richtung Temeschburg.«
    »Und wenn sie das nicht glauben?«, fragte Paulo.
    »Sie werden euch glauben.« Gábor beugte sich vor. »Wir sind heute Nachmittag erst durch das Dorf gekommen. Sie werden sich an uns erinnern. Während im Dorf das Chaos ausbricht, macht ihr euch davon.«
    »Und was macht ihr?«, fragte Paulo.
    »Das lass unsere Sorge sein.« Gábor griff in seine Tasche und holte einen Beutel heraus, in dem Münzen klimperten. »Du wirst uns allerdings helfen.«
    Veronika runzelte die Stirn. Wollte er Paulo etwa für seine Dienste bezahlen? Das würde ihm der stolze Flötenspieler übelnehmen. Gábor reichte den Beutel jedoch an die anderen Roma weiter. Sie schauten hinein und rissen die Augen auf.
    »Es gehört euch, wenn ihr kein Wort über Paulo und das Mädchen verliert«, sagte er. »Wenn niemand von unserem Gespräch hier erfährt.« Er deutete auf den Mantel des einen der beiden. »Und wenn du die Münzen zurücklegst, die du den Soldaten gestohlen hast. Sie müssen in den Taschen der Toten bleiben, damit eure Geschichte glaubwürdig ist.«
    Sie diskutierten miteinander, dann nickten sie ernst. Sie würden mitspielen. Erleichtert lehnte Veronika ihren Kopf an die Wand. Der Schmerz, eine Nachwirkung der raschen, gewaltsamen Verwandlung, ließ langsam nach, wurde zu einem dumpfen Dröhnen.
    Bevor die beiden Männer gingen, redeten sie auf Paulo ein. Wahrscheinlich versuchten sie herauszufinden, warum er sich auf die irrsinnige Idee einließ, bei Veronika, Gábor und Miklos zu bleiben.
Gadžos,
das Wort für Fremde, das Solana ihr einst genannt hatte, fiel mehrmals. Paulo ließ sich allerdings nicht davon beeindrucken, und schließlich machten sich die beiden Männer in den Regen davon. Erst als ihr Hufgetrappel in der Ferne verstummte, kam Gábor zu Veronika und Miklos herüber. Paulo folgte ihm zögernd.
    »Was tun wir

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