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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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Er lächelte gönnerhaft. »Mein lieber Neffe, hast du Sorgen?«
    Mathias nickte, ohne eine Miene zu verziehen. »Was hast du mit dem Tod des Königs zu tun?«
    »Dem Tod des Königs?« Nun setzte sich Michael doch. Der Blick, den er Gábor zuwarf, war schärfer als eine Klinge. »Ich weiß darüber nicht mehr als ihr.«
    »Du lügst.« Mathias sprach in einem kühlen Tonfall, der ihn älter wirken ließ als seine sechzehn Jahre. »Sag mir die Wahrheit, Onkel, oder ich werde dich aus meinen Diensten entlassen.«
    »Das würdest du nicht tun. Du brauchst mich.« Michael runzelte die Stirn, doch er war überzeugt von seinen Worten und strahlte immer noch Selbstsicherheit aus. »Es ist besser für dich, nicht immer alles zu wissen.« Er zögerte, schien dann aber einen Entschluss zu fassen. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Wenn es darum geht, ob du mir danken kannst, sage ich ja. Der König ist gestorben, damit du seinen Platz einnehmen kannst.«
    »Du hast ihn umbringen lassen?« Mathias starrte ihn reglos an, und als sein Onkel nickte, knirschte er mit den Zähnen. »Ich habe dir verboten, das zu tun!«, zischte er. »Und Ihr«, er fuhr zu Gábor herum. »Ihr habt es nicht verhindert.«
    »Gábor wusste nichts davon«, warf Michael ein. »Sieh mal«, er hob besänftigend die Hand. »Als künftiger König solltest du lernen, dich nicht mit allen Details zu belasten. Wir handeln in deinem Sinne. Das sollte dir genügen.«
    »Teilt Ihr diese Meinung?« Mathias’ Blick bohrte sich in Gábor. Seine Augen brannten vor Zorn.
    »Nein«, erwiderte Gábor. »Ganz und gar nicht.«
    Mathias starrte ihn weiter an, dann sah er zu Michael und verengte die Augen. »Hinaus«, rief er. »Alle beide. Lasst mich in Ruhe.« Er drehte sich um und schlug die Hände vors Gesicht.
    Michael wollte etwas sagen, doch Gábor packte ihn am Arm.
    »Lass ihn«, murmelte er und ignorierte, dass sofort Michaels Wolf in dessen Augen aufloderte. »Komm mit.«
    Draußen riss sich Michael aus Gábors Griff. Zwei Mägde sprangen zur Seite und huschten erschrocken davon. Bis auf die beiden Werwölfe war der von Kerzenschein erhellte Flur nun leer.
    Michael baute sich so dicht vor Gábor auf, dass der den sauren Geruch von Wein in Michaels Atem riechen konnte.
    »Was fällt dir ein«, knurrte Michael. Er packte Gábor an den Schultern und wollte ihn gegen die Wand pressen, doch Gábor entwand sich sofort seinem Griff.
    »Was hast du erwartet?«, fragte er kühl. »Dass ich Mathias anlüge? Für eure Morde bin ich ihm keine Rechenschaft schuldig.«
    »Du hast wirklich keine Ahnung, worum es hier geht!«
    »Doch«, erwiderte Gábor. »Wir wollen beide, dass Mathias König wird. Allerdings werde ich nicht mehr dulden, dass du dafür gegen die Grundsätze des Bundes verstößt.«
    »Du mit deinen Grundsätzen!«, presste Michael böse hervor. Scharf musterten seine Wolfsaugen Gábor, suchten nach einer Schwäche, doch er bot ihm keine, was Michaels Wut nur noch verstärkte. »Wag es ja nicht, mich noch einmal bei Mathias anzuschwärzen.«
    »Er wäre von selbst darauf gekommen«, antwortete Gábor. Er schüttelte den Kopf. »Dein Neffe ist zu klug für dich. Du wirst ihn verlieren.«
    Michael hob die Oberlippe. Seine Zähne glänzten wie eine Drohung im Kerzenlicht. »Mach dir keine Hoffnung. Er ist mein Neffe, mein Blut. Und sollte er sich doch gegen mich wenden, dann schwöre ich dir bei Gott,
du
wirst dadurch nichts gewinnen!«

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    24 . Kapitel
    Sfântul Munte, Winter 1457
    U nwirklich und verloren sahen die Bäume an den Hängen aus. Ihre nackten Äste waren von Reif bedeckt, der unter dem trüben Himmel stumpf wirkte. Weiß und Grau und Schwarz. Schon vor Wochen hatte das Land mit dem Winter um die letzten Farben gekämpft und verloren. Die einzigen bunten Tupfer waren die Röcke der Romafrauen, doch auch sie würden bald verschwunden sein.
    Veronika war traurig, als sie in die grimmigen Gesichter der Männer sah, die entschlossenen Mienen der Frauen und die furchtsamen Augen der Kinder. Eigentlich hätten sie viel früher abreisen sollen, doch die Familien waren unwillig gewesen, sich zu trennen. Nun jedoch war der letzte Karren beladen, die Ochsen angeschirrt und die Ziegen an Leinen gebunden. Oben auf den Wagen thronten die Weidenkäfige, in denen aufgeregte Hühner flatterten. Die Hunde liefen bellend herum, von der Unruhe der Menschen angesteckt.
    Die Familien würden nach Süden reisen, durch das Türkenland. Eine andere Möglichkeit

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