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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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nicht gegenseitig die Köpfe einschlagt.« Er wandte sich an Michael. »Halte dein Rudel gefälligst im Zaum.« Er schnaubte. »Vier Mann habe ich gezählt, einen mehr als in Belgrad. Viktor mag deine Eigenmächtigkeiten geduldet haben, doch ich nicht. Keine weitere Vergrößerung deines Rudels, keine Überfälle mehr auf Gábor, hast du verstanden?«
    Michael nickte grimmig. Pavel wartete keine Erwiderung ab. »Und nun zu dir.« Seine gelben Augen bohrten sich in Gábors Gesicht. »Dein Mündel ist inzwischen wieder in Buda, habe ich gehört. Sorg dafür, dass sie die Prophezeiung erfüllt. Wir haben lange genug darauf gewartet.« Als Gábor etwas erwidern wollte, hob er die Hand. »Keine Rücksichten auf die Launen eines Weibs. Nächstes Jahr werden die Böhmen Podiebrad zum König wählen. Wenn die Kleine bis dahin nicht Mathias’ Lager geteilt hat, werde ich sie mit nach Prag nehmen. Podiebrad wird nicht so zimperlich sein.«
    Gábor holte tief Atem, dann nickte er. Pavel hatte recht. Er hatte sich lange genug vor der schmerzvollen Aufgabe gedrückt. Selbst Mathias hatte ihn bereits mehrmals nach Veronika gefragt.
    »Vielleicht kann dir Michael helfen«, fuhr Pavel fort. Seine Stimme klang spöttisch. »Zu zweit werdet ihr das wohl hinkriegen.«
    Gábor sah zu Michael hinüber, doch der schien in Gedanken ganz woanders zu sein. Gábor hoffte zumindest, dass es so war. Es reichte ihm schon, dass Pavel ihm den Dolch auf die Brust setzte, er brauchte nicht auch noch Michaels Unterstützung dabei.
    »Miklos.« Zu ihrer aller Überraschung wandte sich Pavel jetzt an den Jungen, der noch kein Wort gesagt hatte. »In Belgrad konnte ich sehen, wie tapfer du kämpfst.«
    »Danke.« Miklos errötete vor Freude über das Kompliment.
    Pavel musterte ihn. »Ich brauche noch zwei starke Hände in Isaccea. Ich will, dass du mich begleitest.«
    »Ich …« Miklos zögerte und sah zu Gábor hinüber.
    Gábor sah, dass Miklos unsicher war, aber auf diesen Gedanken nicht vollkommen ablehnend reagierte. Er selbst wollte den Jungen nicht gehen lassen, er traute Pavel nicht. Doch wenn ein Ältester um Begleitung bat, kam eine Ablehnung einer tödlichen Beleidigung gleich.
    »Geh mit ihm«, sagte er also und nickte Miklos aufmunternd zu. »Sieh zu, dass du von Pavel etwas lernst.«
    Unter dem Tisch krampfte er die Hände zusammen. Pavel wollte ihn in die Enge treiben. Mit Miklos raubte er ihm den letzten Verbündeten. Doch wenn es darüber hinausging, wenn dem Jungen etwas zustieß … bei Gott, dann würde er den Ältesten umbringen.

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    29 . Kapitel
    In den Wäldern von Pest, Juni 1458
    V eronika legte behutsam eine Hand auf Solanas Bauch, der inzwischen kugelrund geworden war. »Ich fühle es!« Sie riss die Augen auf. Die dumpfen Tritte des Babys fühlten sich erstaunlich stark an.
    »Und ich erst.« Solana stöhnte. »Jeden Tag malträtiert mich der Kleine, als könne er es gar nicht erwarten, endlich die Welt zu sehen.« Sie lächelte. Ihr Gesicht war runder als früher, und als sie ihre Hand über die von Veronika legte, sah diese, dass auch die Fingerknöchel leicht angeschwollen waren. »Ich bin froh, dass du mal wieder vorbeischaust. Senando lässt mich kaum mehr nach Buda hinüber. Es hilft auch nichts, wenn ich ihm sage, dass es noch einige Wochen bis zur Geburt dauern wird.« Sie rollte mit den Augen. »Viele von uns sind gerne hier, doch ich will endlich wieder unterwegs sein.«
    Veronika nickte. Sie sah sich im Lager der Roma um. Die Zelte flatterten im Wind. Ein paar halbnackte Kinder balgten sich um Holzmurmeln, während ihre Mütter Tücher mit komplizierten Mustern webten und dabei Lieder sangen. Nicht weit entfernt döste Solanas Großmutter auf ihren Kissen, das faltige Gesicht der Sonne zugewandt. Es war ein friedlicher Anblick. Doch jeder dieser Menschen hatte Angehörige verloren, Brüder, Väter oder Söhne. Drăculeas Männer hatten viel zu lange unter ihnen gewütet. Sie verengte die Augen. Es würde lange dauern, bis sich ihrer aller Wunden wieder schlossen, noch länger, seit sie wussten, dass der Christenverräter immer noch lebte. Sie konnte verstehen, dass manche Roma deshalb noch den sicheren Aufenthalt in den Pester Wäldern einer unsicheren Reise vorzogen. Der König selbst hatte ihnen auf Gábors Bitte hin den Lagerplatz hier bewilligt, sie von den Steuern freigestellt und sogar erlaubt, in den königlichen Wäldern Fallen aufzustellen.
    »Ich wäre auch gern fort von hier«, sagte Veronika

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