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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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Euch mögen«, sagte er. »Ihr seid nicht nur schön, sondern auch klug. Ihr solltet ihn bald besuchen.«
    »Das geht nicht«, entfuhr es ihr. Plötzlich ahnte sie etwas. Sie musterte Michael aus zusammengekniffenen Augen. »Ich habe heute leider sehr viel zu tun, Herr Milutin«, sagte sie förmlich. »Würdet Ihr mich kurz entschuldigen? Ich muss mit dem Herrn Regenten noch etwas besprechen.«
    Abrupt erhob sie sich und lief im Eilschritt aus der Halle, ohne sich umzudrehen. Sie hörte Michael schnauben und hinter ihr herkommen. Im Hinterhof lehnte sie sich an die Wand und atmete tief durch. Michael trat vor sie. Er roch nach Ungeduld und unterdrücktem Ärger.
    »Habt Ihr Milutin hierhergebracht, damit er mir den König schmackhaft macht?«, fragte sie ihn geradeheraus.
    Michaels blaue Augen verdunkelten sich, nur für einen Wimpernschlag. Sie spürte, wie er sich zusammenriss.
    »Ich mache niemandem irgendetwas schmackhaft«, erwiderte er. »Ich habe Euch gesagt, dass ich mich nicht in Eure Angelegenheiten einmische.« Seine Augen verengten sich. »Allerdings mag ich es nicht, wenn Ihr meine Gäste so behandelt wie eben.«
    Sie atmete tief durch. »Das war unhöflich«, räumte sie ein. »Ich wusste nur nicht, woran ich bin. Warum stellt Ihr mir diesen Menschen vor?«
    Er hob die Hände. »Ich wollte Euch etwas Gutes tun. Euer Freund Miklos ist weg, mit Gábor habt Ihr Euch offenbar zerstritten. Nun habt Ihr nur noch mich … und die Zigeuner.«
    »Danke«, sagte sie beißend. »Aber ich mag die Gesellschaft der Roma. Sobald Drăculea endlich der Prozess gemacht wird, reise ich mit ihnen ab.«
    Michael schwieg. Es konnte ihn kaum überraschen, was sie vorhatte. Sie hatte ihm bereits davon erzählt. Er hatte es mit einem belustigten Schulterzucken zur Kenntnis genommen. Doch als er sie jetzt ansah, war sein Blick ernst. »Es wird keinen Prozess geben.«
    »Was?« Sie packte ihn am Arm, doch gleich ließ sie ihn wieder los, als hätte sie sich verbrannt. Er schien es nicht zu merken.
    »Mir wurden in der Walachei Briefe zugespielt, die Drăculeas Verrat beweisen«, sagte er. »Doch Gábor hat sie jetzt als Fälschungen bezeichnet. Er hat sogar einen Mönch aufgetrieben, der bestätigt, die Briefe im Auftrag der Siebenbürger Städte geschrieben zu haben. Sie hassen Drăculea, weil seine Raubritter ihre Händler ausgeraubt und umgebracht haben, und damit wollten sie sich rächen.« Er schüttelte den Kopf. »Das Gegenteil haben sie erreicht.
Wenn
es denn so war. Mein Neffe kann Drăculea nun jedenfalls nicht mehr verurteilen.«
    »Nein!« Entsetzen und Wut stritten sich in ihr. Ausgerechnet Gábor hatte die Verurteilung vereitelt. Doch an seiner Redlichkeit zweifelte sie nicht. Wenn er die Briefe als Fälschungen enttarnt hatte, dann waren sie auch genau das.
    »Warum habt Ihr Drăculea überhaupt am Leben gelassen«, rief sie. »Was geschieht nun mit ihm?«
    »Mathias hält ihn erst einmal weiter unter Hausarrest.«
    »Ihr müsst nach weiteren Beweisen suchen!«, forderte sie. »Das wäre sinnvoller, als mir irgendeinen Adligen vorzustellen.« Sie vergrub das Gesicht in den Händen. »Wie soll ich Solana und ihrer Familie erklären, dass der Mörder ihres Oberhaupts ungestraft davonkommt?«
    »Da fällt Euch schon was ein«, erwiderte Michael grimmig. »Aber sagt mir nicht, was ich zu tun habe.«
    Ohne sich noch einmal zu ihr umzuschauen, stürmte er zurück in den Saal zu ihrem Gast. Veronika blieb noch eine Weile stehen, strich ihr Haar glatt und versuchte, sich wieder zu beruhigen. Es hatte keinen Sinn, sich mit Michael zu streiten. Frustriert stellte sie fest, dass sie ihn nicht mehr sehr mochte. Gábor würde sich freuen, wenn er davon erfuhr. War es denn ihr Schicksal, dass alle Männer sie enttäuschten?
     
    Gábor kehrte erst spät in seine Kammerflucht in der Königsburg zurück. Der König war heute Abend nicht zu sprechen gewesen, und Gábor hatte die Zeit im zermürbenden Gespräch mit einigen Kämmerern verbracht, die sich mit der Neuordnung ihrer Aufgaben unter dem neuen König immer noch schwertaten. Bei manchen von ihnen war Gábor sich nicht sicher, ob sie starrköpfig oder einfach nur dumm waren.
    Mit einem Seufzen streifte er die Schuhe von den Füßen. Er fischte Feuerstahl und Zunder aus einem Beutel an seinem Gürtel und entfachte die Kerzen auf dem dreiarmigen geschmiedeten Halter, der stets auf der Truhe neben der Eingangstür stand. Die Kerzen verbreiteten ein schummriges Licht. Er nahm

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