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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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die Arme um ihn. »Ihr seid wieder da! Oh, wie froh ich bin, Euch zu sehen!«
    Gott, und er war so erleichtert, dass sie noch am Leben war! Er räusperte sich, doch er fand seine Stimme nicht. Ihr Körper, vom Schlaf warm und weich, schmiegte sich an ihn. Seine Hände zitterten, als er sie auf ihre Schultern legte. Ihr Duft, so süß und doch dunkel von ihrem Wolfsblut. Der sanfte Druck ihrer Wange an der seinen. Der Wolf in ihm grollte und drängte sich an sie. Er vergaß, was er sagen wollte. Im nächsten Moment lag sein Mund auf dem ihren, fanden ihre Lippen zueinander.
    Keuchend fuhr er gleich darauf zurück. Veronika schrie auf, dann presste sie eine Hand auf ihre Lippen und starrte ihn aus aufgerissenen Augen an. Mit einem Ruck stand er auf und wich vor ihr zurück.
    »Es tut mir leid«, sagte er. Er schluckte. Ein Sturm toste in seinem Inneren. Der Wolf in ihm jaulte vor Verlangen, doch er gab ihm nicht nach. Er durfte nicht. Zehn Jahre hatte er nach der Auserwählten gesucht, nach ihr. Er hatte getötet und sein Herz gezwungen, kalt zu werden. Er durfte nicht zulassen, dass ausgerechnet sie sein Herz wieder erglühen ließ. »Das war ein unverzeihlicher Fehler«, fuhr er fort.
    Sie gehört uns nicht,
flüsterte er seinem Wolf zu. Doch er wusste, dass es bereits zu spät war. Der Wolf hatte seine Entscheidung getroffen.
    »Ein Fehler?«, fragte sie mit bebenden Lippen. Rote Flecken überzogen ihre Wangen.
    Am liebsten hätte er sie wieder an sich gezogen. Stattdessen nickte er.
    Ihre Stirn bewölkte sich, und ihr Blick wurde starr und verschlossen. »Ich entschuldige mich«, sagte sie steif. »Ich hätte nicht hier in Eurer Kammer sein dürfen. Ich …«
    »Bleibt, wo Ihr seid«, unterbrach er sie. »Es ist mitten in der Nacht. Ich werde zu Michael gehen und Euch schlafen lassen.«
    Sie wollte widersprechen, das sah er, und er drehte sich um, um ihr das Wort abzuschneiden. Er musste fort. Das war feige von ihm, doch wenn sie ihn heute Nacht herausforderte, wusste er nicht, ob er den Wolf kontrollieren konnte.
    »Wartet!« Ihre Stimme erreichte ihn, bevor er aus der Tür war. »Wir haben Verräter in der Stadt.«
    Er fuhr herum. Ihre Unterlippe zitterte. Er wollte mit dem Finger darüber streichen, stattdessen verschränkte er die Hände hinter dem Rücken. »Wie meint Ihr das?«
    Er spürte, dass es sie alle Beherrschung kostete, ruhig weiterzusprechen. Ihre grauen Augen spiegelten jedoch feste Entschlossenheit. Sie berichtete ihm von dem nächtlichen Gespräch der beiden Jungen, das sie belauscht hatte, und rasch erkannte er, wie recht sie mit ihrer Einschätzung hatte.
    »Das bestätigt eine Warnung, die ich bereits von Viktor erhalten habe.« Er ballte die Fäuste. Es ging nicht um ihn oder sie. Eine ganze Stadt war in Gefahr, und er sollte sich schämen, dass er dies fast aus dem Blick verloren hätte. »Vor vielen Jahren haben die Janitscharen schon einmal eine solche List angewendet. Damals haben sie die Stadt Semendria eingenommen.«
    »Da war noch etwas.« Veronika runzelte die Stirn. »Ein Name, der Name ihres Anführers. Arpad, glaube ich.«
    »Arpad?« Gábors Herz wurde eiskalt. »Seid Ihr sicher?«
    »Ja.« Ihre Augen weiteten sich. »Kennt Ihr ihn?«
    Er wollte den Kopf schütteln, besann sich jedoch anders. Er wollte sie nicht anlügen. »Vielleicht.«
    »Ihr müsst ihn aufhalten«, rief sie aus. »Michael …«, sie stockte. Da war etwas, eine Röte auf ihren Wangen, die Gábors Wolf dazu brachte, eifersüchtig zu knurren.
    »Michael braucht Eure Unterstützung«, beendete sie schließlich den Satz.
    Er wusste, dass ihr noch etwas anderes im Kopf herumging, doch er fragte nicht. »Ich verspreche Euch, alles zu tun, um diese Stadt zu schützen.«
Und Euch.
    Er war nicht fähig, die Augen von ihr zu nehmen. Sie schwieg und schaute ihn ebenfalls an. Es war wie ein magischer Bann, der sie zueinander zog. Er spürte es, und sie musste es ebenfalls spüren. Sein Wolf hatte sie als Gefährtin erwählt und ihre Wölfin ihn. Doch woher auch immer er die Kraft dazu nahm, er riss seinen Blick von ihr los. Ohne ein Wort verließ er den Raum. Draußen hielt er inne und lehnte sich an die Wand. Mit aller Macht drängte er den Wolf zurück, der sich danach verzehrte, zu Veronika zurückzukehren.
    Von nun an würde er in jeder wachen Minute gegen sich selbst kämpfen müssen – und er durfte nicht verlieren. Denn eines war gewiss: Wenn Veronika seine Gefährtin wurde, dann war die Prophezeiung für immer

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