Mondkuss
regelmäßigen Abständen lief ein Zittern durch ihren Körper. „Oh Gott, was machst du mit mir?“, flüsterte sie mit unruhiger Stimme. „Ich gebe dir einen Vorgeschmack auf das, was dich erwartet. „Jetzt?“ Er lachte leise. „Später, viel später.“ Dann drehte er sich um und verschwand.
Kapitel Neun
In den kommenden Tagen wartete Marleen vergeblich auf ein Zeichen von Rafael. Sie verzehrte sich nach seiner Nähe, seinem Humor und seinen Berührungen.
Tag für Tag wurde das Verlangen ihn wiederzusehen stärker, und die Angst, dass er sie womöglich vergessen hatte, größer. Sie bewachte regelrecht ihr Handy – schaltete es nie aus, prüfte bei jeder Gelegenheit ihren Anrufbeantworter, lauerte während der Arbeit darauf, dass sich die Tür zu ihrem Büro auftat, um ihn zu präsentieren. Zu Hause prüfte sie ständig, ob ihre Haustürklingel noch funktionierte. Jeder Tag, der verging, schob sich wie ein Dolch in ihren Körper, kam ihrem Herzen nah und näher. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit rief sie sich seine Stimme, seinen Geruch, seine Worte in Erinnerung. Ließ Revue passieren, was er mit ihr angestellt hatte. Quälendes Warten … schlaflose Nächte … unruhige Träume … hoffnungsvolles Erwachen. Und der allgegenwärtige Wunsch, ihn wenigstens noch einmal zu spüren, zu riechen, zu schmecken. So verging die Woche. Tagsüber interessante Fälle und dankbare Mandanten, abends und nachts diese brennende Sehnsucht. Er fehlte ihr. Sie wollte es mit ihm tun, wilder und gieriger als zuvor. Wollte Neuland betreten, ihre Begierde stillen und sich vollkommen hingeben. Wollte seinen Schoß erkunden, seine Wünsche erfüllen und ihm zeigen, dass sie seiner würdig war. Diesem sündigen Liebhaber, der das Tor zu ihrer Seele aufgestoßen hatte und es nun offen klaffen ließ, sich dessen wohl bewusst, dass nur er es füllen konnte. Sonntagvormittag läutete es an der Tür. Sie schlüpfte in ihren Morgenrock, dessen leichter, seidiger Stoff ihren schlanken Körper wohltuend umspielte und eilte zur Tür. Ein prächtiger Strauß roter Rosen lag auf der Türschwelle. Dreißig langstielige dunkelrote Baccararosen. Erfreut und erschrocken zugleich bückte sie sich nach den Blumen, deren Farbe die Liebe symbolisierte, und schnupperte an den samtigen Blüten. Als sie sich aufrichtete, umfing sie plötzlich Dunkelheit. Jemand war aus einer Nische hinter sie getreten und hatte ein Seidentuch um ihre Augen gebunden. „Hallo, Prinzessin.“ Diese Stimme hätte sie unter Tausenden wiedererkannt. „Rafael!“ Dieses eine Wort … ein kaum wahrnehmbares Wispern … gespickt mit einer Sehnsucht, so kraftvoll wie ein Orkan. Er lachte leise, bückte sich zu den zwei Katzen, die aus einem Zimmer gestürmt kamen. „Hübsche Minitiger hast du.“ Er ging in die Knie und streckte eine Hand aus, damit sie ausgiebig beschnuppert werden konnte. Orpheus hob seinen buschigen Schwanz, umtänzelte Rafael und schnupperte an seiner Hand, während Ludmilla ihn eher misstrauisch beäugte und sogar kurz anfauchte, als seine Hand sich ihrer Reichweite näherte. „Oho, und die Dame kann Krallen zeigen wie das Frauchen.“ Er schob sie in die Wohnung, dann weiter ins Schlafzimmer – den Morgenmantel dabei gleichzeitig über ihre Schultern streifend, sodass er zu Boden glitt und sich wie ein Schutzwall um ihre Knöchel legte. Sanft umfasste Rafael ihr Gesicht, legte seine Lippen zart auf ihre Lippen. Die so lang ersehnte Umarmung trieb ihr Tränen in die Augen, ließ sie leise aufseufzen. Ihre Lippen bebten. Bereitwillig ließ sie sich innerlich fallen, sank mit ihm auf den weichen Teppich, der ihr Bett umgab und ließ sich auf den Bauch drehen. Sie zuckte ein wenig zusammen, denn sie spürte etwas Kaltes auf ihrem Rücken. Es roch herrlich verführerisch nach sinnlichen Blüten. Sie spürte, wie sich kühles Öl über ihren Rücken ergoss, über ihre Gesäßbacken, und wie es langsam in die Ritze lief. Es war viel Öl. Sehr viel Öl. Aromatisches Öl mit einem Duft, der ihre Sinne betörte. Das einst kühle Massageöl erwärmte sich auf ihrer Haut. Geschickt massierte er ihren Rücken, ihre Schultern, glitt immer wieder zu ihrem Hinterteil, das sich ihm ungeduldig entgegenstreckte. Wie Strom fuhr es durch ihren Körper, als er sie hauchzart zwischen den Schenkeln berührte. So zart, als wäre es fast nicht geschehen … als wäre es keine Absicht gewesen. „Rafael“, murmelte sie verzückt, „wo warst du so lange?“ Er lachte
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