Mondkuss
nicht schlafen, arbeitete unkonzentriert. Auch ihre intensiven Gespräche mit Ruth brachten nicht die ersehnte Entspannung.
Jeden Morgen bereitete sie sich auf ein Zeichen von ihm vor, trug nur noch Röcke, halterlose Strümpfe und zarte Spitzenwäsche. Sie befand sich in einer luftleeren Blase, die sie innerlich isolierte, bis er sich endlich meldete …
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Wieder einmal wartete sie verzweifelt, aber vergeblich auf einen Anruf von Rafael. Sie ließ das Display ihres Handys kaum aus den Augen. Sobald das rote Lämpchen ihres Anrufbeantworters blinkte, raste sie hin. Schmerzende Sehnsucht war ihr ständiger Begleiter.
Okay, sie hätte die Bar, in der er als Stripper arbeitete, aufsuchen können … dort hätte sie ihn sicherlich angetroffen. Doch diese Blöße wollte sie sich nicht geben. Außerdem fehlte ihr der Mut, ohne ihn dort aufzukreuzen.
Marleen litt Höllenqualen. Sie konnte nur noch einschlafen, wenn sie sich seine Hand auf ihrem Körper vorstellte, seinen glühenden Blick, seine geflüsterten Worte. Dieser schöne junge Mann, der so gar nicht in ihre Welt passte, hatte ihr gehörig den Kopf verdreht. Sie erkannte sich nicht wieder, vergaß wer sie war und wartete mit brennendem Verlangen auf das Zeichen eines Mannes, der viel zu jung und flippig für sie war.
Sie war besessen von seinem Atem auf ihrer Haut, von seinen Worten, seinen Liebeskünsten und dem erotischen Einfallsreichtum. Sie wollte mehr davon, wollte alle sexuellen Abgründe mit ihm erforschen, wünschte sich aber gleichzeitig, sie besäße die Kraft, die Begegnung mit Rafael als kurze Episode in eine Schublade zu stecken, diese dann fest zu verschließen und nie wieder zu öffnen. Sie hatte Angst vor diesen neuen Gefühlen, die sie überschwemmten und alles andere in ihr fortspülten.
Müde verließ sie die Kanzlei. Es war schon spät, dennoch hatte sie es nicht geschafft, alle Akten durchzugehen. Also hatte sie sich die restlichen Ordner eingepackt, um sie zu Hause durchzugehen.
Und dann sah sie ihn plötzlich. Ein paar Meter entfernt lehnte er an der Motorhaube ihres Wagens – lässig und attraktiv. Marleen zuckte zusammen, blieb stehen und atmete tief durch. Schließlich schritt sie langsam auf ihn zu.
„Hallo, Prinzessin. Du kommst spät.“ Sein Lächeln war entwaffnend, seine Stimme eine Offenbarung. In ihr kämpften tiefe Freude und aufsteigender Ärger um die Vorherrschaft. Wie selbstverständlich er dort stand … auf sie wartete … frech … fordernd … siegessicher. Ganz so, als wüsste er von ihren ruhelosen Tagen und Nächten, von ihrer Sehnsucht und dem brennenden Verlangen. Noch ein paar Schritte, dann befand sie sich genau vor ihm. Da stand er, so dreist und selbstsicher wie bei ihrer ersten Begegnung. Ihre Brustwarzen stellten sich, ihr Bauch flatterte, ihr Herz raste. Wildes Verlangen pochte in ihrem Inneren, während sie ihm einen kühlen Blick zuwarf. „Warum zum Teufel tust du das?“ Ihre Stimme bebte, war brüchig. Die Hände tief in die Hosentaschen vergraben, legte er den Kopf schief, grinste. „Ich bin ebenfalls erfreut, dich zu sehen.“ „Warum?“, wiederholte sie leise … tonlos. „Warum, was?“ „Du tauchst nach Belieben bei mir auf, verführst mich und verschwindest dann ohne ein Sterbenswörtchen. Wie es mir dabei geht, scheint dich nicht zu interessieren.“ Sie holte Luft, fuhr dann fort: „Ich bin kein Spielzeug, das man in die Ecke stellt, wenn man genug hat und nach Lust und Laune wieder hervorholt.“ Sie wandte sich ab. Blitzschnell ergriff er ihr Handgelenk, zog sie an sich. Sein heißer Atem streifte ihr Ohr. „Natürlich interessiert es mich, wie es dir geht.“ Sanft legten sich seine Lippen auf die ihren. Er begann an ihrer Oberlippe zu saugen, nahm die Unterlippe dazu und schob seine Zunge dazwischen. Ihre Knie wurden weich. Sie klammerte sich an ihn, als er sie mühelos anhob und auf die Kühlerhaube setzte. „Du bist für mich mehr als ein Spielzeug“. Sie schloss die Augen, lehnte sich an seine Schulter, atmete seinen unvergleichlichen Geruch ein. „Wieso spüre ich das nicht? Du kommst und gehst, wie es dir beliebt und …“ Sie brach ab, musste schlucken, denn ihre Stimme drohte nachzugeben. Rafael schwieg, blickte ins Leere. „Ich gebe zu, ich habe es so genommen, wie es sich ergab. Bequem und ohne Risiko.“ Erneut schwieg er, atmete tief durch und fuhr fort: „Ich muss mich erst daran gewöhnen, dass es nun jemanden gibt … in meinem Leben. Jemand, der mir
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