Mondkuss
als Vorspeise habe.“ Marleen verdrehte die Augen. „Fällt dir in meiner Gegenwart kein …“ Weiter kam sie nicht, denn Rafael hielt ihr den Mund zu und plauderte munter weiter: „Wie wäre es mit in Bierteig gebackene Champignons und gefüllte Weinblätter als Vorspeise?“ Seine Hand wurde von seinen Lippen abgelöst, die sich genießerisch auf die ihren legten. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals, nahm seine Zunge in sich auf und seufzte wohlig. Unzählige Schauer rannen durch ihren Körper, bereiteten ihr eine wohlige Gänsehaut und ließen sie alles um sich herum vergessen. Erst als Rafael sich erneut von ihr löste, fand sie ins Hier und Jetzt zurück. „Rafael“, hauchte sie empört. „Bei der Arbeit.“ Er salutierte scherzhaft. „Mal sehen, was ich noch zu bieten hätte. Als Vorspeise wohlgemerkt. Wie wäre es mit Auberginen fritti alla Toscana? Oder mit umbrischen Blätterteigtaschen mit Champignonrahm? Indonesischer Melonensalat an KokosParmaschinken ist auch nicht schlecht.“ „Mhhhmm … hört sich wirklich gut an … vor allem exotisch. Und das kannst du alles?“ „Klar. Ich habe doch gesagt, dass ich leidenschaftlich gern koche. Und wenn man mit dem Herzen kocht, ist man experimentierfreudig. Das ist wie beim Sex.“ Er zwinkerte ihr mit funkelnden Augen zu. Leichte Röte stieg in ihre Wangen. Sie quittierte Rafaels amüsiertes Lachen mit einer Grimasse. „Okay. Planen wir also weiter“, überging Rafael ihren Anflug von Verlegenheit. „Als Hauptgericht folgt ein Feldsalat, raffiniert gewürzt und mit gerösteten Weißbrotwürfeln, der Appetit macht auf köstliche Kalbfleischmedaillons mit Steinpilzen und Trüffeln – sowie hausgemachte Nudeln. Und als Dessert schlage ich weißes Mousse au Chocolat mit Früchten der Saison oder aber eine Sekt-Trüffel-Torte vor.“ „Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Du hättest Gourmet-Koch werden sollen.“ „Nur Koch wäre mir auch zu gewöhnlich. Zumal ich mich an Menuvorgaben halten müsste – was meine Kreativität und somit auch meine Lust einschränken würde. Aber ich habe einen Traum. Schon seit ein paar Jahren.“ Er hielt kurz inne, fuhr dann fort: „Einen Traum zu begraben ist so, als würde man aus einem Luftballon die Luft rauslassen. Was übrig bleibt ist eine unansehnliche Hülle, die in die Mülltonne gehört. Deshalb bleibt mein Traum am Leben, auch wenn es nicht einfach ist, ihn in die Realität umzusetzen.“ „Ein Traum?“ Rafael nickte, ließ seinen Blick in die Ferne schweifen. „Eine gemütliche Cocktailbar, Live-Musik, Bühne, diverse Events. Und in regelmäßigen Abständen würde ich für meine Gäste kochen. So alle zwei Wochen. Und immer unter einem bestimmten Motto. Das wäre mein Traum.“ „So weltfremd hört sich dieser Traum doch gar nicht an! Woran liegt es, dass er noch Zukunftsmusik ist?“ „Es ist nicht einfach, die passende Immobilie zu finden. Die meisten werden verpachtet. Ich aber möchte Eigentümer sein. Und lege außerdem Wert auf eine gewisse Geräumigkeit. Es soll ja schließlich etwas für längere Zeit sein.“ „Verstehe.“ Ihre Gedanken arbeiteten. Nach einer Weile des gemeinsamen Schweigens meldete sie sich zu Wort. „Vielleicht kann ich dir behilflich sein.“ Erstaunt blickte Rafael sie an. „Behilflich? Wobei?“ „Beim Ausfindigmachen einer geeigneten Location für deine Bar.“ „Das würdest du tun?“ „Klar.“ Sie lachte. „Ich bin staatlich geprüfte ‚Traumerfüllerin’ – und es wäre mir eine Ehre.“ „Na, dann nehme ich dein Angebot doch gerne an. Hast du hier ein besonderes Geheimrezept? Oder willst du etwa deine weiblichen Reize einsetzen?“ „Wo denkst du hin. Beruflich bedingt sitze ich ganz einfach an der Quelle. Ich kenne eine Menge exquisiter Immobilienmakler. Und da ich ein paar von ihnen fachlich schon gewaltig unter die Arme gegriffen habe, kommen sie immer wieder gerne auf mich zurück. Der ein oder andere wird mir sicher gern einen Gefallen tun.“ „Da ist sie. Die tüchtige Geschäftsfrau, die alles im Griff hat und die Zügel in der Hand hält. Aber nun übernehme ich die Führung.“ Mit einem feurigen Blick rollte er sich über sie.
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Am nächsten Morgen lag Marleen eine ganze Weile wach im Bett und betrachtete den nackten Mann neben sich. Es war das erste Mal, dass sie gemeinem mit Rafael eingeschlafen war und neben ihm erwachte. Eine Tatsache, die ihr eine Menge bedeutete. Sie seufzte tief auf und bedauerte es sehr, dass sie nun
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