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Mondlaub

Titel: Mondlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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werde ich ihn nur Euch zuliebe schonen, Doña Lucia.«
    Das war es nicht, was sie gemeint hatte. Layla hoffte für ihn, dass er al Zaghal nicht begegnete. Aber diesmal wollte sie ihn nicht verletzen, also dankte sie ihm, und er ging endlich seiner Wege, nicht ohne beim Hinausgehen beinahe über Suleiman zu stolpern, der von seiner Stunde bei Pater Gonzales kam.
    »Wer war das, Layla?«, fragte Suleiman Unheil verkündend.
    »Ich mag ihn nicht!«

    Als die Botschaft der Königin eintraf, hatte der Marquis von Cadiz die Aufgabe erhalten, mit einem Teil der Armee zurückzubleiben, um al Zaghal auf alle Fälle abzufangen. Eingedenk seiner eigenen Niederlage bei Malaga gab es nichts, was er lieber tat.
    Einigen seiner Späher gelang es sogar, al Zaghals eigenen Eilboten an die Garnison von Malaga gefangen zu nehmen. Es dauerte etwas, bis man ihn zum Reden gebracht hatte, doch der Mann, welcher der gezielten Folter widerstand, musste erst noch geboren werden. So erfuhr der Marquis den genauen Standort von al Zaghals Heer, und als sein alter Feind in der Bergkette vor Malaga eintraf, war er bereit für ihn.
    Al Zaghal kämpfte mit dem Mut der Verzweiflung und als die Truppen des Kardinals Mendoza ankamen, war er noch immer nicht besiegt. Danach wurde aus der Schlacht ein Gemetzel. Es gab kaum Gefangene; nur al Zaghal selbst und einer Hand voll seiner Getreuen gelang die Flucht, wie der Marquis von Gadiz später unbefriedigt feststellte. Doch der Flecken auf seiner Ehre, der seit seiner eigenen Flucht vor al Zaghal nach der verlorenen Schlacht in ebendieser Gegend bestand, war ausgelöscht, und das genoss er. Fast ebenso sehr freute es ihn, dass sich unter Mendozas Männern auch einer seiner Söhne befand. Juan merkte man den Gewaltmarsch und das Erlebnis seiner ersten Schlacht deutlich an, aber er war nicht zusammengebrochen und er hatte sich als würdiger Ponce de Leon erwiesen.

    Die Nachricht von der vernichtenden Niederlage al Zaghals versetzte den Hof in Hochstimmung, die nur dadurch ein wenig getrübt wurde, dass sich Malaga anschließend nicht ergeben hatte.
    Als einen Monat später noch immer kein Fortschritt erzielt worden war, weil der von al Zaghal ernannte Befehlshaber, Hamid al Zegri, sich störrisch weigerte, zu kapitulieren, und die Stadt weiterhin verteidigte, beschloss die Königin, sich mit dem Hof selbst nach Malaga zu begeben, um die Truppen durch ihre Anwesenheit zu ermutigen.
    Don Martin und Suleiman sollten in Cordoba zurückbleiben und damit auch Layla. Doch während sich der Hof reisefertig machte, hatte sie das zweifelhafte Vergnügen, Don Sancho Ximenes de Solis wieder zu begegnen.
    Der alte Mann hatte sich nicht verändert. Er sah noch nicht einmal älter aus oder hinfälliger. Als Erstes wies er Doña Maria brüsk an, ihn mit seiner Enkelin allein zu lassen. Dann fixierte er Layla mit zusammengekniffenen Augen und verkündete:
    »Mädchen, ich habe dir etwas zu sagen.«
    »Das nehme ich an«, erwiderte Layla mühsam beherrscht. »Als ich das letzte Mal von Euch hörte, habt Ihr mich wissen lassen, Ihr wolltet mich nie wiedersehen. Welches bedauerliche Ereignis hat Euch dazu veranlasst, Eure Meinung zu ändern?«
    Er schaute sie an, als könne er sich nicht entscheiden, ob er sie nun ohrfeigen oder den Raum verlassen sollte. »Der Marquis von Cadiz«, sagte er schließlich in einem Tonfall, als werfe er ihr die Worte vor die Füße, »hat dir zu meiner großen Überraschung die Ehre erwiesen, mich für seinen Sohn um deine Hand zu bitten. Ich habe selbstverständlich angenommen.«
    Layla rang um Atem. Er verwechselte das mit begeisterter Zustimmung und fuhr etwas besänftigt fort: »Weißt du, Mädchen, ich hätte nie geglaubt, dass du einmal einen so edlen Freier an Land ziehen könntest. Es scheint, ich habe dich unterschätzt.«
    »Erstens«, sagte sie und spie jedes einzelne Wort aus, »habe ich es satt, von Euch mit ›Mädchen‹ angeredet zu werden, als sei ich eine Dienstmagd. Ihr könnt mich Lucia nennen, da Ihr mir diesen Namen nun einmal gegeben habt, aber nicht mehr ›Mädchen‹. Zweitens«, trotz bester Vorsätze hob sich ihre Stimme etwas, »habe ich nicht die geringste Absicht, den Sohn des Marquis von Cadiz zu heiraten, was Ihr sehr schnell hättet erfahren können, wenn Ihr mich vorher gefragt hättet.«
    »Wer sagt, dass ich dich jetzt frage?«, meinte der alte Mann überrascht. »Ich teile es dir mit, das ist alles. Der junge Mann trifft bald hier ein, er gehört zu der

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