Mondlaub
Eskorte, die die Königin nach Malaga begleitet. Dann wird er wohl selbst mit mir sprechen. Ich habe dem Marquis bereits geschrieben, dass ich dir eine kleine Mitgift geben werde, denn schließlich«, schloss er widerwillig, »bist du trotz allem eine de Solis.«
»Ihr müsst taub sein. Ich - werde - ihn - nicht - heiraten. Habt Ihr das verstanden?«
»Du machst, was gesagt wird«, gab der alte Mann kurz zurück und wandte ihr bereits den Rücken zu, als sie es nicht mehr aushielt. Statt der würdevollen Verachtung, die sie sich vorgenommen hatte, platzte all das heraus, was sich in den letzten Jahren in ihr angestaut hatte.
»Ich hasse Euch! Euch und Eure verdammte Ehre! Als meine Mutter entführt wurde, habt Ihr nicht den kleinsten Finger gerührt, um ihr zu helfen, Eure Ehre war beschmutzt, also war sie Euch gleichgültig! Und mich habt Ihr von Anfang an behandelt wie eine lästige Bettlerin! Und da glaubt Ihr, ich würde heiraten, nur weil Ihr es so wollt?«
Er unterbrach sie mit einer Handbewegung, als wische er eine lästige Fliege beiseite. »Du hast gar keine andere Wahl.«
Damit ging er, und sie schlug in ohnmächtiger Wut mit geballten Fäusten auf den nächstbesten Gegenstand ein. Unglücklicherweise handelte es sich um Doña Marias Laute, die dabei zu Bruch ging.
Als Doña Maria zurückkam, fand sie Layla tränenüberströmt auf dem Boden vor, wo das Mädchen versuchte, von der Laute noch zu retten, was zu retten war. Die freudige Miene der Duena erstarb.
»Was habt Ihr denn, Lucia?«
»Es tut mir Leid«, schluchzte Layla, »es tut mir Leid. Ich werde Euch eine Neue besorgen, bestimmt.«
»Oh, das… das meinte ich nicht.«
Sie kniete neben ihrem Schützling nieder und nahm Layla das Lautenüberbleibsel aus der Hand. »In all den Jahren«, sagte sie besorgt, »habe ich Euch noch nie weinen sehen, mein Kind.
Was ist denn nur geschehen? Euer Großvater hat mir eben die gute Neuigkeit erzählt, da verstehe ich nicht, wie…«
»Gute Neuigkeit?« Layla starrte sie fassungslos an. »Ich will ihn nicht heiraten!«
Doña Maria schien aufrichtig überrascht. »Aber Lucia«, erwiderte sie behutsam, »denkt doch einmal nach. Euer Bräutigam ist jung, edel, und Ihr kennt ihn sogar, was gewöhnlich kaum der Fall ist. Zudem scheint er wirklich in Euch verliebt zu sein.
Was könnt Ihr Euch mehr erhoffen? Viele Frauen«, Bitterkeit schlich sich in ihre Stimme, »müssen ihr Leben beenden, ohne je das Glück der Ehe kennen gelernt zu haben, sie bleiben lästige arme Verwandte.«
Layla umarmte sie. »Ihr seid keine lästige arme Verwandte, Doña Maria, nicht für mich. Aber versteht Ihr nicht - ich will nicht, dass Don Sancho mich verheiratet, nicht mit Don Juan, mit überhaupt niemandem.«
Das verstand die Duena in der Tat nicht. Für sie war der Antrag des Don Juan Ponce de Leon ein solcher Glücksfall, dass sie es immer noch kaum fasste, und sie begriff nicht, wie Lucia mehr vom Leben erwarten konnte als einen jungen, aufmerksamen Edelmann. Fatima, dachte Layla, hätte es auch nicht anders gesehen, und einige moslemische Theologen hätten ihr da zugestimmt. Ibn Malik sagte: Für eine Frau gibt es nur die Heirat oder das Grab. Doch in Wirklichkeit hat es in al Andalus, und besonders in Granada, schon immer sehr viel mehr gegeben - wenn man den Mut hatte, es sich zu nehmen, wie Wallada es einst getan hatte.
Layla gab es bald auf, Doña Maria ihre Gründe zu erklären, und diese glaubte, sie habe sie überzeugt. Nichts war weiter entfernt von der Wahrheit. Layla kannte die christliche Trauung. Und wenn man sie mit Gewalt vor den Altar schleifte, dachte sie, konnte sie immer noch nein sagen.
Suleiman erwies sich überraschenderweise als Bundesgenosse, wenn auch nicht als ein sehr hilfreicher. »Natürlich brauchst du diesen ekelhaften blonden Kerl nicht zu heiraten«, sagte er entrüstet. »Wie kommt dein Großvater überhaupt darauf, dass er es dir befehlen kann?«
»Weil er mein nächster männlicher Verwandter ist.«
»Ach so. Dann ist alles in Ordnung. Ich bin dein nächster männlicher Verwandter und ich werde es ihm verbieten.«
Die Königin oder ihr Beichtvater wären als Helfer zwar sehr viel nützlicher gewesen, aber Layla wandte sich erst gar nicht an sie. Nach Doña Marias Reaktion konnte sie sich nicht vorstellen, dass einer von beiden verstand, warum sie dem alten Mann nicht gehorchen wollte. Das hieß, die Königin hätte es vielleicht verstanden - schließlich hatte sie ihrem Bruder
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