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Mondlaub

Titel: Mondlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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auch nicht gehorcht -, aber dieses Verhalten in Laylas Fall kaum gebilligt.
    Zwei Tage später traf dann tatsächlich der jüngste Sohn des Marquis von Cadiz ein. Layla hatte absichtlich ihr schwarzes Kleid angezogen und ihre Haare streng zu einem Zopf geflochten, doch das schien ihn nicht zu entmutigen.
    »Doña Lucia!«, rief er strahlend. »Ich bin so froh, Euch zu sehen. Ich habe Euch nämlich etwas zu sagen«, fügte er geheimnisvoll hinzu.
    »Ihr könnt mir nichts sagen, was Euer Vater nicht schon dem alten… meinem Großvater gesagt hätte«, erwiderte sie eisig.
    Seine Lippen verloren ihr Lächeln.
    »Das hat er getan? Oh - und ich wollte Euch zuerst fragen, Lucia, bitte, Ihr müsst mir das glauben. Das ruiniert ja alles. Aber das sieht Vater ähnlich. Er tut immer alles über unsere Köpfe hinweg, als seien wir kleine Kinder. Aber diesmal werde ich ihm darüber die Meinung sagen«, schloss er mit genügend Gift in der Stimme, um glaubhaft zu klingen. Layla schaute etwas weniger eisig drein, was ihn wieder in gute Laune versetzte.
    »Tun wir doch einfach so«, sagte er vergnügt und zwinkerte ihr zu, »als wären die beiden nicht vorhanden und fangen von vorne an. Ich habe lange darüber nachgedacht und es mir so vorgestellt. Doña Lucia, wollt Ihr meine Gemahlin werden?«
    Sie fand es unerwartet schwer, ihm zu antworten, nicht, weil sie es sich anders überlegt hatte, sondern weil er sie schon wieder an Tariq als kleinen Jungen erinnerte. Doch alle Rührung hatte irgendwo eine Grenze. Sie versuchte, so taktvoll wie möglich zu sein.
    »Don Juan, ich glaube nicht, dass Ihr Euch das genau überlegt habt. Ich bin überhaupt nicht geeignet für Euch. Die Mitgift, die Don Sancho mir geben wird, dürfte den Preis für ein gutes Pferd nicht übersteigen.«
    »Aber ich will doch kein Pferd, ich will Euch.«
    »Ich habe eine scharfe Zunge, wie Ihr schon bemerkt habt, und Ihr würdet tagtäglich darunter leiden. Eure Familie würde darunter leiden. Ich würde Euch bei Euren Freunden unmöglich machen. Ihr kennt mich kaum.«
    »Gut genug«, versicherte Juan inbrünstig, »um Euch wunderbar zu finden.«
    »Und ich bin nicht hübsch«, schloss sie mit einiger Verzweiflung. Erstaunt blickte er sie an. »Wer hat Euch denn das eingeredet?«
    »Mein Spiegel«, sagte Layla ungeduldig. »Also, Ihr seht - wir passen überhaupt nicht zueinander.«
    Sie hätte genauso gut zu einer Wand sprechen können. Juan rückte ein wenig näher. »Lucia, Liebste, das sind doch alles nur Ausflüchte. Ihr seid nicht nur hübsch, Ihr seid so, dass die anderen Mädchen alle farblos werden, wenn Ihr im Raum seid. Ich weiß auch nicht, wie Ihr das macht. Ihr habt eine spitze Zunge, gewiss, aber das ist ja das Wunderbare an Euch. Es wird nie langweilig mit Euch sein und Vater wird gerade Euer Widerspruchsgeist entzücken, glaubt mir. Und was die Mitgift angeht - genau damit habe ich Vater ja überzeugt, das hat mir seine Einwilligung gebracht.«
    Layla entfernte sich etwas. »Wie bitte?«
    »Er kennt Euch natürlich nicht«, meinte Juan entschuldigend,
    »sonst hätte er auch so eingewilligt. Aber seht Ihr, wenn der Krieg vorbei ist, wird er einen Großteil der neuen Lehen in Granada erhalten. Und wenn dann eine Angehörige des alten Fürstenhauses zu seiner Familie zählt - besser kann es doch gar nicht kommen. Die Menschen dort werden erfreut sein. Die Majestäten werden so zufrieden sein, dass sie seinen Lehensanteil vielleicht sogar noch vergrößern. Und wir werden in Eurer alten Heimat leben, Lucia! Glaubt mir, ich weiß, dass Ihr Heimweh habt. Aber es dauert ja nicht mehr lange.«
    Er wartete, beunruhigt über ihr Schweigen. Sie bemerkte, dass sich ihre Hände in den Falten des Kleides verkrampft hatten.
    Langsam löste Layla sie.
    »Was«, fragte sie betont ruhig, »soll das heißen - Euer Vater erhält große Lehen in Granada?«
    »Nun ja, Granada wird nach dem Sieg verteilt, an die treuesten und besten…«
    »Und was ist mit dem Vertrag, in dem Eure Könige Muhammad zugesichert haben, dass er Granada als ein Lehen der Krone halten kann, das ganze Granada?«
    Inzwischen hatte selbst Juan bemerkt, dass etwas nicht stimmte.
    Bei ihrer letzten Äußerung erkannte er, was er falsch gemacht hatte, und lächelte beschwichtigend. »Aber dieser Vertrag wurde doch nur aus der Notwendigkeit heraus geschlossen, mit al Zaghal fertig zu werden. Jeder weiß das. Doch das braucht uns nicht zu kümmern. Wenn wir erst verheiratet sind, werde ich Euch in

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