Mondlaub
weiteres Mal die erstaunliche Wandlungsfä higkeit Isabellas von Kastilien. Statt Seufzen und Kopfschütteln zeigte sie nun ihre unnachgiebige Seite, wirkte kalt und unerbittlich wie eine Marmorstatue.
»Haltet al Zaghal auf. Es ist mir gleich, wie Ihr das erreicht.
Aber falls Ihr dabei sterben werdet, die heilige Kirche ihres höchsten Fürsten und mich eines so wichtigen Ratgebers beraubt, werde ich nicht nur Messen für Euch lesen lassen. Ich werde auch sehr ungehalten sein und ich glaube nicht, dass ich der Ernennung Eures Neffen zum Siegelbewahrer zustimmen würde.«
Es war die kunstvollste Mischung aus Drohung und Komplimenten, die er je erlebt hatte. So sprach man nicht mit einem Kardinal und auch nicht mit einem Mendoza, und er war ein wenig ungehalten, doch gleichzeitig konnte er nicht anders, als sich wegen des Wertes, den sie ihm zumaß, geschmeichelt zu fühlen.
»Ich werde mich bemühen, am Leben zu bleiben, Euer Hoheit«, versicherte Don Pedro Gonzales de Mendoza.
»Gut«, sagte Isabella von Kastilien und gestattete sich ein winziges Lächeln. »Ich hasse Verschwendung.«
Don Juan Ponce de Leon schaute sich missbilligend um. »Ich werde mich nie in diesen maurischen Palästen zurechtfinden«, seufzte er. »Weiß der Himmel, warum die Königin so eine Vorliebe für Cordoba hat.«
»Wollt Ihr, dass ich Euch die moslemische Bauweise erkläre?«, fragte Layla mit hochgezogenen Brauen. Er biss sich auf die Lippen. »Nein, Doña Lucia, ich wollte… ich meine… ich wollte mich bei Euch entschuldigen. Wir waren wohl beide etwas aufgeregt an jenem Abend, aber wenn der Jude Euch von Kindheit an kennt, wie Ihr sagt… es tut mir Leid. Seht Ihr, ich verlasse Cordoba morgen mit dem Kardinal und da wollte ich mich vorher mit Euch versöhnen.«
»Ich bin nicht nachtragend«, log sie, denn irgendwie tat er ihr Leid. »Wohin reist Seine Eminenz denn?«
»Keine Reise«, protestierte Juan, »ein Feldzug! Wir werden den König vor der Heimtücke dieses Heidenhundes… ich meine, al Zaghals, retten.«
»Wie schön für Euch«, sagte Layla leicht. Seine Miene wurde bekümmert. »O nein. Ich habe es schon wieder verdorben. Verzeiht mir, Doña Lucia, aber die Aussicht auf…«
»Ja, ich weiß. Den Dienst für die heilige Sache.«
Sie hoffte, er würde es dabei bewenden lassen. Seine ständigen Aufmerksamkeiten waren ihr unangenehm, weil sie diese beim besten Willen nicht verstand. Statt sich indessen zu verabschieden, trat er von einem Bein auf das andere.
»Stimmt etwas nicht?«
Er errötete wieder einmal. »Ich wollte Euch eigentlich um etwas bitten, Doña Lucia. Habt Ihr… habt Ihr vielleicht ein Taschentuch oder ein Haarband?«
Ihr lag schon auf der Zunge, sich nach dem Sinn dieser törichten Frage zu erkundigen, als sie begriff. Dunkel erinnerte sie sich an ein paar Geschichten von Doña Maria und an die Balladen. Als der Cid zum Streit sich stellte/trug er fest bei sich am Herzen/der Jimena zartes Tuch… Ein christlicher Ritter zog mit dem Pfand seiner Dame in den Kampf.
Sie starrte auf den Boden und ihr fehlten die Worte. Konnte es denn wirklich sein, dass Luisa und Doña Maria im Recht waren, dass er in sie verliebt war? Aber warum nur, um alles in der Welt? Sie war nicht hübsch, wie sie nur allzu gut wusste, und sie hatte sich noch bei jeder Begegnung mit ihm gestritten.
Obendrein entdeckte sie nicht das geringste Anzeichen der Liebe bei sich selbst. Sie hatte nichts gegen ihn, manchmal mochte sie ihn sogar, aber meistens fand sie ihn recht albern und engstirnig.
Doch die Art, wie er da stand und auf ihre Antwort wartete, erinnerte sie plötzlich an Tariq und sich selbst, wie sie Muhammad ihr Geschenk anboten. Mit einem Mal fand sie es schwer, ihn mit einer bissigen Bemerkung abzuweisen.
»Also…«, begann Layla. Sein Gesicht erhellte sich. Sie räusperte sich. »Also…ja, ich habe ein Band für Euch.«
Das grüne Band, nach dem sie griff, gehörte eigentlich Doña Maria, aber das konnte er nicht wissen. Er machte ein feierliches Gesicht, als sie es ihm übergab.
»Ich danke Euch, Doña Lucia. Ich werde es immer in Ehren halten.«
Er blickte sie an, als warte er auf etwas. Doch sie hatte noch nie ein Pfand überreicht und wusste nicht, was man danach tat.
»Passt auf Euch auf«, sagte Layla zögernd. »Eine Schlacht ist kein Turnier.«
Nun hatte sie ihn beleidigt »Ich weiß«, verkündete er würdevoll, »und ich verspreche Euch, tapfer zu kämpfen. Falls ich auf Euren Onkel treffe,
Weitere Kostenlose Bücher