Mondlicht steht dir gut
wieder verkauft werden kann.«
Brower runzelte die Stirn. »Aus diesem Blickwinkel hab ich mir die Sache noch gar nicht angesehen«, gab er zu. »Ich hab eben mit der Gerichtsmedizinerin gesprochen. Lara sind auch all diese Dinge aufgefallen. Sie läßt jetzt Dr. William Lane überprüfen. Sie hat bereits Ermittlungen über eine Krankenschwester dort, Zelda Markey, angestellt. Sie will mich heute nachmittag zu einem Gespräch mit Maggie Holloway begleiten.«
Haggerty sah nachdenklich aus. »Ich hab Mrs. Shipley, die Frau, die letzte Woche im Latham gestorben ist, gekannt. Ich hatte sie sehr gern. Mir ist eingefallen, daß ihre Angehörigen zur Zeit noch hier sind. Ich hab mich umgehört, und sie haben im Harborside Inn Quartier bezogen, also hab ich einfach mal vorbeigeschaut.«
Brower wartete. Haggerty hatte seine unverfänglichste Miene aufgesetzt, was in Browers Augen nur heißen konnte, daß er auf etwas Besonderes gestoßen war.
»Ich hab mein Beileid ausgesprochen und ein bißchen mit ihnen geredet. Und da stellt sich heraus, daß gestern ausgerechnet Maggie Holloway im Latham Manor war.«
»Warum war sie dort?« fragte Brower knapp.
»Sie war von der alten Mrs. Bainbridge und ihrer Tochter zum Brunch eingeladen worden. Danach ging sie aber noch nach oben und wechselte ein paar Worte mit den Verwandten von Mrs. Shipley, die dabei waren, ihren Nachlaß zusammenzupacken.« Er seufzte. »Miss Holloway hatte eine eigenartige Bitte. Sie hat nämlich erklärt, ihre Stiefmutter Nuala Moore, die im Latham einen Kunstkurs gegeben hatte, hätte Mrs. Shipley bei einer Zeichnung geholfen, und sie hat sich erkundigt, ob sie was dagegen hätten, wenn sie die Skizze mitnimmt. Komischerweise war die aber nicht zu finden.«
»Vielleicht hat sie Mrs. Shipley ja zerrissen.«
»Wohl kaum. Wie auch immer, jedenfalls haben später ein paar der Bewohner dort hereingeschaut, um sich mit Mrs. Shipleys Angehörigen zu unterhalten, während sie mit Packen beschäftigt waren, und da haben sie die nach der Skizze gefragt. Eins der alten Mädchen sagte, sie hätte sie gesehen. Es soll ein Plakat wie im Zweiten Weltkrieg gewesen sein und einen Spion dargestellt haben, der zwei Arbeiter aus der Rüstungsindustrie belauscht.«
»Wieso wollte Miss Holloway das haben?«
»Weil Nuala Moore ihr eigenes Gesicht und das von Greta Shipley über die Gesichter der Rüstungsarbeiter gezeichnet hatte, und wen, meinen Sie wohl, hat sie an Stelle des Spions hingezeichnet?«
Brower blickte Haggerty mit zusammengekniffenen Augen an.
»Schwester Markey«, sagte der Detective mit Befriedigung. »Und noch eins, Chief. Im Latham Manor gilt die Regel, daß bei einem Todesfall sofort, nachdem die Leiche entfernt worden ist, das Zimmer oder die Wohnung abgesperrt wird, bis die Angehörigen Gelegenheit hatten, herzukommen und alle Wertgegenstände in Besitz zu nehmen. Mit anderen Worten: Niemand hatte dort was zu suchen oder sich die Skizze zu nehmen.« Er schwieg kurz. »Bringt einen schon auf komische Gedanken, finden Sie nicht?«
65
Neil sagte eine Verabredung zum Mittagessen ab und nahm statt dessen ein Sandwich mit Kaffee an seinem Schreibtisch zu sich. Er hatte Trish angewiesen, mit Ausnahme wirklich dringender Fälle alle Anrufe abzuwimmeln, während er fieberhaft daran arbeitete, sein Pensum für die nächsten paar Tage zu erledigen.
Um drei Uhr, als Trish gerade mit einem neuen Stapel Unterlagen hereinkam, rief er seinen Vater an. »Dad, ich komme heute abend rüber«, sagte er. »Ich hab dauernd versucht, diesen Hansen ans Telefon zu kriegen, aber die erzählen mir bloß, er sei außer Haus. Also werde ich rauffahren und ihn selbst ausfindig machen. Dieser Kerl hat wesentlich mehr Dreck am Stecken, als daß er bloß alte Damen miserabel berät.«
»Genau dasselbe hat Maggie gesagt, und ich bin mir sicher, daß sie hinter irgendwas her ist.«
»Maggie!«
»Sie glaubt anscheinend, daß es irgendeine Verbindung zwischen Hansen und den Frauen gibt, die einen Antrag
fürs Latham Manor ausgefüllt haben. Ich hab mit Laura Arlington und Cora Gebhart inzwischen gesprochen. Und da stellt sich heraus, daß Hansen sie aus heiterem Himmel angerufen hat.«
»Warum haben sie denn nicht einfach wieder aufgelegt? Die meisten Leute lassen sich doch nicht am Telefon mit Aktienhausierern ein, die sie gar nicht kennen.«
»Offenbar hat ihm die Angabe von Alberta Downings Namen Glaubwürdigkeit verschafft. Er hat die beiden dazu gedrängt, sie wegen einer Referenz
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