Mondlicht steht dir gut
alleine waren und zusammen ferngesehen haben, dann hat sie sich zusammen mit ihm in diesen Sessel hier gekuschelt. Sie war so eine zierliche, kleine Lady.«
Er blickte sich um. »Ich kann sehen, daß Sie dem Haus hier schon Ihren Stempel aufdrücken«, stellte er fest. »Ich finde das gut. Die Atmosphäre ist viel ruhiger so. Ist Ihnen dieses schmale Sofa nicht unheimlich?«
»Ich ändere noch einiges an der Einrichtung«, erwiderte Maggie, noch immer einen Vorbehalt in der Stimme.
Bateman beobachtete sie beim Offnen des Päckchens und gratulierte sich selbst, daß ihm das mit dem Foto eingefallen war. Allein schon der Anblick, wie ihr Gesicht zu strahlen begann, bestätigte, wie klug es von ihm gewesen war, daran zu denken.
»Oh, das ist ja ein wundervolles Bild von Nuala!« rief Maggie begeistert. »Sie sah an dem Abend so hübsch aus. Danke. Ich bin wirklich froh, daß ich das habe.« Ihr Lächeln war jetzt ungetrübt.
»Es tut mir leid, daß Liam und ich auch mit drauf sind«, erklärte Bateman. »Vielleicht können Sie uns rausretuschieren lassen.«
»Das würde ich nie tun«, antwortete Maggie sofort.
»Und vielen Dank, daß Sie sich die Zeit genommen haben, es selbst vorbeizubringen.«
»Aber bitte, keine Ursache«, entgegnete er, während er sich tiefer in den Sessel zurücklehnte.
Er hat nicht die Absicht zu gehen, dachte sie mit Widerwillen. Seine Art, sie zu mustern, brachte sie in Verlegenheit. Sie kam sich so vor, als sei ein Scheinwerfer auf sie gerichtet. Batemans Augen, die hinter seiner runden Rahmenbrille zu groß wirkten, waren hartnäckig auf sie geheftet. Trotz seiner deutlichen Bemühung, sich leger zu geben, schien er fast wie auf ein Kommando hin am ganzen Körper erstarrt. Ich könnte ihn mir nicht vorstellen, wie er sich irgendwo ankuschelt oder auch nur in seiner eigenen Haut je wohl fühlt, überlegte sie.
Er ist wie ein bis zum Reißen gespannter Draht, dachte sie.
Nuala war so eine zierliche, kleine Lady …
Hat keinen großen Wert auf Ordnung gelegt … konnte hervorragend kochen …
Wie häufig war Earl Bateman wohl hier gewesen? fragte sich Maggie. Wie gut kannte er dieses Haus? Vielleicht kannte er ja auch den Grund, weshalb Nuala sich dagegen entschieden hatte, Bewohnerin des Latham Manor zu werden, schloß sie und wollte schon danach fragen, als ihr plötzlich ein anderer Gedanke kam.
Oder vielleicht hat er den Grund geahnt – und sie umgebracht!
Sie zuckte unwillkürlich zusammen, als das Telefon läutete. Sie entschuldigte sich und ging in die Küche, um den Hörer abzunehmen. Polizeichef Brower war am Apparat.
»Miss Holloway, ich wollte fragen, ob ich heute am späten Nachmittag bei Ihnen vorbeischauen und mit Ihnen reden kann«, sagte er.
»Aber sicher. Gibt es was Neues? Ich meine hinsichtlich Nualas?«
»Ach, nichts Besonderes. Ich wollte einfach nur mit Ihnen reden. Und ich bring vielleicht noch jemand mit. Ist das in Ordnung? Ich ruf noch an, bevor ich komme.«
»Aber sicher«, erwiderte sie. Dann, als ihr der Verdacht kam, Earl Bateman könnte vielleicht versuchen mitzubekommen, was sie sagte, sprach sie etwas lauter. »Chief, ich habe gerade Earl Bateman zu Besuch. Er hat ein wundervolles Bild von Nuala vorbeigebracht. Ich seh Sie dann also später.«
Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, fiel ihr auf, daß der Fußschemel vor Earls Sessel beiseite geschoben worden war, was darauf schließen ließ, daß er sich erhoben hatte. Er hat also gelauscht, dachte sie. Gut. Mit einem Lächeln erklärte sie nun: »Das war Chief Brower.« Das wissen Sie ja bereits, ergänzte sie im stillen. »Er kommt heute nachmittag vorbei. Ich hab ihm erzählt, daß Sie gerade zu Besuch hier sind.«
Bateman nickte ernst. »Ein guter Polizeichef. Respektiert die Leute. Nicht so wie die Sicherheitspolizei in anderen Kulturen. Wissen Sie, was passiert, wenn ein König stirbt? Während der Trauerperiode übernimmt die Polizei die Regierungsgeschäfte. Manchmal ermorden sie sogar die Familie des Königs. Bei manchen Völkern ist es tatsächlich regelmäßig dazu gekommen. Ich könnte Ihnen viele Beispiele nennen. Sie wissen doch, daß ich Vorträge über Bestattungsbräuche halte?«
Maggie, die der Mann auf merkwürdige Weise faszinierte, setzte sich hin. Sie spürte, daß sich etwas an Earl Bateman verändert hatte; sein Gesicht hatte fast den Ausdruck religiöser Versenkung angenommen. Von einem Musterexemplar des ungeschickten, zerstreuten Professors hatte er sich in ein völlig anderes,
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