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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ein messianisches Wesen mit Engelszungen verwandelt. Sogar die Art, wie er dasaß, hatte sich verändert. Die steife Schuljungenpose war der gelassenen Haltung eines Mannes gewichen, der selbstsicher und entspannt war. Er beugte sich etwas zu ihr vor, den linken Ellenbogen auf der Armlehne des Sessels und den Kopf etwas geneigt. Er starrte nun nicht mehr sie an; sein Blick war statt dessen auf irgendwas links neben ihr gerichtet.
Maggie spürte, wie ihre Kehle plötzlich trocken wurde. Unabsichtlich hatte sie sich auf das schmale Zweiersofa gesetzt, und nun wurde ihr bewußt, daß er ein Stück über sie hinweg genau auf die Stelle schaute, wo Nualas Körper zusammengekrümmt gelegen hatte.
»Wußten Sie, daß ich Vorträge über Bestattungsbräuche halte?« fragte er erneut, und sie begriff plötzlich, daß sie seine Frage nicht beantwortet hatte.
»Oh, ja«, sagte sie schnell. »Wissen Sie noch? Das haben Sie mir an dem Abend erzählt, als wir uns zum erstenmal begegnet sind.«
»Ich würde wirklich gern mit Ihnen darüber reden«, sagte Bateman ernst. »Wissen Sie, eine Kabelfernsehfirma hat großes Interesse daran, daß ich eine Serie für sie mache, vorausgesetzt, daß ich ein Themenspektrum für mindestens dreizehn halbstündige Sendungen offerieren kann. Ich hab mehr als genug Material für das Programm, aber ich würde gern noch Bilder dazu aussuchen.«
Maggie wartete ab.
Earl verschränkte seine Hände. Jetzt nahm seine Stimme einen beschwörenden Klang an. »Die Antwort auf solch eine Art von Angebot sollte man nicht lange aufschieben. Ich muß bald darauf reagieren. Sie sind eine sehr erfolgreiche Fotografin. Von Bildmaterial verstehen Sie etwas. Sie würden mir einen riesigen Gefallen tun, wenn Sie mir erlauben, daß ich Ihnen heute mein Museum zeige. Es ist im Zentrum, gleich neben dem Bestattungsunternehmen, das früher meiner Familie gehört hat. Sie wissen natürlich, wo das ist. Würden Sie bloß eine Stunde mit mir verbringen? Ich zeige Ihnen dann die Exponate und erläutere sie, und vielleicht können Sie mir helfen zu entscheiden, welche davon ich den Produzenten vorschlagen sollte.«
Er hielt einen Moment inne. »Bitte, Maggie.«
Er muß vorhin wirklich mitgehört haben, dachte Maggie. Er weiß, daß Chief Brower nachher vorbeikommt, und er weiß auch, daß ich ihm gesagt habe, wer bei mir zu Besuch ist. Liam hatte ihr von Earls Abgüssen der Viktorianischen Glocke erzählt. Angeblich hat er zwölf Stück davon. Mal angenommen, sie sind dort ausgestellt, überlegte sie. Und angenommen, daß jetzt nur noch sechs da sind. Falls ja, dann wäre der Schuß zulässig, daß er die übrigen auf die Gräber getan hat.
»Ich würde gerne mitkommen«, sagte sie, »aber Chief Brower kommt heute nachmittag her, um mit mir zu reden. Für den Fall, daß er zu früh dran ist, hinterlasse ich ihm einfach eine Nachricht an der Tür, daß ich mit Ihnen in dem Museum bin und dann gegen vier wieder zurück sein werde.«
Earl lächelte. »Das ist sehr umsichtig, Maggie. Das sollte uns reichlich Zeit lassen.«

64
    Um zwei Uhr bestellte Chief Chet Brower Detective Jim Haggerty zu sich ins Büro, erfuhr jedoch, daß Haggerty gerade ein paar Minuten zuvor mit den Worten, er sei bald zurück, weggegangen sei. Als er hereinkam, hatte er die gleichen Papiere dabei wie die, über die sich Brower an seinem Schreibtisch gebeugt hatte – Kopien der Nachrufe, die sich Maggie Holloway beim Newport Sentinel angesehen hatte. Haggerty wußte, daß ein weiterer Satz an Lara Horgan im Amt für forensische Pathologie von Providence gefaxt worden war.
    »Was ist Ihnen aufgefallen, Jim?« wollte Brower wissen.
    Haggerty ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Wahrscheinlich dasselbe wie Ihnen, Chef. Fünf der sechs verstorbenen Frauen haben in diesem Luxus-Altersheim gewohnt.«
    »Richtig.«
»Keine der fünf hatte nahe Verwandte.«
Brower schaute ihn wohlwollend an. »Sehr gut.« »Sie sind alle im Schlaf gestorben.«
»Mm-hmmm.«
»Und in jedem Fall war Dr. William Lane, der Direktor
    des Latham Manor, der zuständige Arzt. Was heißt: Er hat die Totenscheine ausgestellt.«
Brower lächelte anerkennend. »Sie begreifen wirklich schnell, worauf es ankommt.«
    »Und eine andere Sache«, fuhr Haggerty fort, »steht nicht in diesen Zeitungsartikeln: Wenn man nämlich im Latham Manor stirbt, dann fällt die Ein- oder MehrZimmerwohnung, die man gekauft hat, um drin zu wohnen, an die Geschäftsführung zurück, was heißt, daß sie pronto

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