Mondlicht steht dir gut
anzurufen. Aber dann – und hier wird die Sache erst interessant – hat er davon geredet, daß manche Leute Papiere hätten, die infolge der Inflation an Kaufkraft verlören, und ganz zufällig nannte er dann als Beispiel genau die Aktien und Obligationen, die Cora Gebhart und Laura Arlington besaßen.«
»Ja«, erwiderte Neil. »Ich erinnere mich daran, daß Mrs. Gebhart etwas von der Art erwähnt hat. Ich muß unbedingt mit dieser Mrs. Downing reden. Irgendwas stimmt da definitiv nicht. Und im übrigen hatte ich eigentlich erwartet, daß du mich sofort anrufst, nachdem du bei Maggie warst«, fügte er hinzu, wobei er sich bewußt war, daß er verärgert klang. »Ich hab mir Sorgen um sie gemacht. War alles mit ihr in Ordnung?«
»Ich hatte vor, dich anzurufen, sobald ich ihre Information über Hansen überprüft hatte«, antwortete Robert Stephens. »Ich fand, daß das vielleicht wichtiger wäre, als dir Bericht zu erstatten«, fügte er bissig hinzu.
Neil rollte mit den Augen. »Entschuldige«, erklärte er. »Und danke, daß du zu ihr rübergegangen bist.«
»Du solltest wissen, daß ich sofort hingegangen bin. Zufälligerweise mag ich diese junge Dame sehr gern. Nur noch eins: Hansen ist letzte Woche bei Maggie aufgetaucht und hat ihr ein Angebot für das Haus gemacht. Ich hab mit ein paar Immobilienmaklern geredet, um sie zu fragen, was es wert ist. Maggie war der Ansicht, daß Hansens Angebot gemessen am Zustand des Hauses zu hoch war, und sie hat recht. Wenn du also schon dabei bist, versuch auch gleich rauszukriegen, was für ein Spiel er da mit ihr treibt.«
Neil fiel Maggies erstaunte Reaktion ein, als er Hansens Namen erwähnte, und wie sie ihm ausgewichen war, als er sie fragte, ob sie ihn kenne.
Aber in einem Punkt hatte ich recht: Sie hat sich Dad wirklich anvertraut, dachte er. Sobald ich wieder nach Newport komme, fahre ich sofort zu ihrem Haus und gehe nicht wieder weg, bis sie mir erzählt, was ich eigentlich falsch gemacht habe.
Als er den Anruf beendet hatte, blickte er zu Trish und den Papieren in ihrer Hand hinüber. »Darum müssen Sie sich selbst kümmern. Ich bin jetzt weg.«
»Oje, oje«, sagte Trish in spöttischem, aber zugleich liebevollem Ton. »Maggie heißt sie also, und Sie machen sich ganz verrückt vor Sorge um sie. Was für eine wichtige neue Erfahrung für Sie.« Dann runzelte sie die Stirn. »Warten Sie mal, Neil. Sie machen sich wirklich Sorgen, oder?«
»Da können Sie drauf wetten.«
»Worauf warten Sie dann noch? Raus mit Ihnen.«
66
»Ich bin sehr stolz auf mein Museum«, erklärte Earl, als er Maggie die Tür aufhielt, damit sie aus ihrem Wagen aussteigen konnte. Sie hatte es abgelehnt, mit ihm zu fahren, und war sich bewußt, daß ihn ihre Zurückweisung gekränkt hatte.
Als sie seinem grauen Oldsmobile in die Innenstadt und vorbei am Bateman Funeral Home gefolgt war, war ihr klargeworden, weshalb sie das Museum zuvor nicht bemerkt hatte. Es lag mit dem Eingang an einer Seitenstraße im hinteren Teil des großen Grundstücks und hatte einen eigenen Parkplatz nach hinten hinaus. Der Platz war jetzt leer bis auf ein einziges weiteres Fahrzeug, das in der Ecke stand – ein auf Hochglanz polierter schwarzer Leichenwagen.
Earl zeigte darauf, während sie auf das Museum zugingen. »Der ist dreißig Jahre alt«, erklärte er stolz. »Mein Vater war, als ich gerade mit dem College anfing, drauf und dran, ihn gegen einen neuen wegzugeben, aber ich hab ihn dazu überredet, ihn mir zu überlassen. Ich bewahre ihn in der Garage hier auf und hole ihn nur im Sommer heraus. Das ist die Zeit, wenn ich Besucher ins Museum einlade, allerdings nur für ein paar Stunden am Wochenende. Der Wagen gibt dem Ganzen hier irgendwie den richtigen Akzent, finden Sie nicht auch?«
»Vermutlich«, erwiderte Maggie ausweichend. In den letzten zehn Tagen hab ich für den Rest meines Lebens genug Leichenwagen gesehen, dachte sie. Sie wandte sich dem dreistöckigen Haus im viktorianischen Stil zu, um es mit seiner ausladenden Vorhalle und all dem Zuckerbäckerzierat genauer zu betrachten. Wie das Bateman Funeral Home war es leuchtendweiß gestrichen, mit schwarzen Fensterläden. Um die Eingangstür drapierte schwarze Kreppwimpel flatterten im Wind.
»Das Haus ist im Jahr achtzehnhundertfünfzig von meinem Ururgroßvater erbaut worden«, erläuterte Earl. »Es war unser erstes Bestattungsunternehmen, und damals wohnte die Familie noch im obersten Stock. Mein Großvater hat das jetzige Gebäude
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