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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Taschenlampe konnte sie erkennen, daß hier eine Ausstellungsszene in Vorbereitung war; eine hölzerne hüttenähnliche, auf zwei Pfählen montierte Struktur stand seitlich im Hintergrund. Gott allein weiß, was das zu bedeuten hat, dachte sie erschauernd, oder wozu es dienen soll, aber wenigstens war der Raum leer genug, um erkennen zu lassen, daß es da nichts weiter gab, was sie sich anschauen mußte.
Die nächsten beiden Zimmer waren ähnlich; beide schienen halbfertige Szenerien von Todesriten zu enthalten.
Die letzte Tür entpuppte sich als die, nach der sie gesucht hatte. Sie führte in einen weiträumigen Lagerraum, dessen Wände von Regalen eingenommen wurden, die von oben bis unten mit Kisten vollgestopft waren. Zwei Garderobengestelle voller Gewänder, die von kostbaren Roben bis zu buchstäblichen Lumpen reichten, verstellten die Fenster. Schwere Holzkisten, offenbar sämtlich versiegelt, standen ohne erkennbare Ordnung aufeinandergestapelt da.
Wo kann ich bloß anfangen? dachte Maggie, die sich von einem Gefühl der Hilflosigkeit überwältigt fühlte. Sie würde Stunden dazu brauchen, alles durchzugehen, und obwohl sie doch erst seit wenigen Minuten da war, drängte es sie, hier rauszukommen.
Mit einem tiefen Seufzer kämpfte sie gegen den Impuls an, auf der Stelle wegzurennen, ließ die Kameratasche von ihrer Schulter herabgleiten und setzte sie auf dem Boden ab. Widerstrebend schloß sie die Tür des Lagerraums, weil sie hoffte, auf diese Weise jeden Lichtschein zum Flur hinaus und damit auch durch das vorhanglose Fenster am Ende des Durchgangs zu vermeiden.
All diese Kleidungsstücke hier dürften wohl hinreichend sicherstellen, daß nichts durch die Fenster des Raums nach draußen dringt, sagte sie sich. Und dennoch merkte sie, wie sie zitterte, als sie zögernd in den großen Raum vordrang. Ihre Kehle war trocken. Jeder Nerv in ihrem Körper schien zu erbeben und sie zu beschwören, sofort diesem Ort den Rücken zuzukehren.
Da stand eine Stehleiter links von ihr. Offenbar diente sie dem Zweck, die obersten Fächer zu erreichen. Die Leiter sah alt und schwer aus, und wenn sie das Ding alle paar Fuß weiterschleppen mußte, dauerte alles nur noch länger. Sie beschloß, mit ihrer Suche bei den Fächern direkt hinter der Leiter zu beginnen und sich von dort aus weiter voranzuarbeiten. Als sie hochkletterte und hinunterschaute, entdeckte sie, daß auf die Oberseiten aller Kartons saubere Etiketten geklebt waren. Wenigstens hatte Earl alles gekennzeichnet, begriff sie, und zum erstenmal empfand sie einen Hoffnungsschimmer, daß diese ganze Prozedur sich doch nicht als so schwierig erweisen würde, wie sie befürchtet hatte.
Aber davon abgesehen schienen die Kästen nicht nach einer bestimmten Methode geordnet zu sein. Einige, die mit der Aufschrift TOTENMASKEN markiert waren, füllten eine ganze Abteilung an Regalfächern; andere trugen die Kennzeichnung TRAUERKLEIDUNG, HAUSHALTS-LIVREEN, TROMMELN, MESSING SCHLAGINSTRUMENTE, ZEREMONIELLE FARBEN und so weiter – aber keine Glocken.
Es ist hoffnungslos, dachte Maggie. Die finde ich doch nie. Sie hatte die Leiter erst zweimal weitergeschoben, und ihre Uhr verriet ihr, daß sie bereits länger als eine halbe Stunde hier war.
Sie verschob die Leiter erneut, so verhaßt ihr das schabende Quietschen auch war, das dabei am Boden entstand. Wieder einmal kletterte sie hoch, doch als sie den Fuß auf die dritte Sprosse setzte, fiel ihr Blick auf eine hohe Pappschachtel, die zwischen zwei weiteren Kartons eingeklemmt und fast vollkommen dahinter verborgen war.
Sie trug das Etikett GLOCKEN/LEBENDIG BEGRABEN!
Maggie griff nach dem Karton und zerrte daran, bis sie ihn endlich zu lockern vermochte. Beinahe hätte sie das Gleichgewicht verloren, als er freikam, aber sie stieg wieder hinunter und stellte die Schachtel auf den Boden. In hektischer Eile hockte sie sich daneben und riß den Deckel auf.
Sie wischte das lose Füllmaterial aus Schaumstoffkugeln beiseite und legte die erste der Metallglocken frei, die in Plastik verschweißt war, eine Hülle, die der Glocke einen trügerischen Glanz verlieh. Fieberhaft wühlten Maggies Finger in dem Füllmaterial, bis sie sicher war, daß sie alles, was in dem Karton steckte, gefunden hatte.
Alles hieß sechs Glocken, die genauso aussahen wie die anderen, die sie gefunden hatte.
Der Packzettel lag noch in dem Karton. »12 viktorianische Glocken, gegossen im Auftrag von Mr. Earl Bateman« stand darauf.
Zwölf – und jetzt nur

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