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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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war es auch bestimmt, der Maggie Holloway ein höheres Angebot gemacht hatte. Davon war er überzeugt. Und Janice hatte ihn in die bevorstehende Gesetzesänderung eingeweiht. Sie hatten vermutlich vor, das Angebot so lange zu erhöhen, bis Holloway mit dem Verkauf einverstanden war.
Wenn doch nur Maggie Holloway nicht auf der Bildfläche erschienen wäre und alles verpfuscht hätte, dachte er voller Erbitterung. Solange er sicher sein konnte, mit dem Haus einen mordsmäßigen Erfolg zu landen, hätte er auch einen Weg gefunden, Barbara zu halten.
Mordsmäßig. Er lächelte grimmig. Das war stark!
Aber natürlich spielte das alles keine Rolle mehr. Er würde niemals das Haus kaufen. Barbara würde niemals einen Platz in seinem Leben haben. Er hatte im Grunde gar kein Leben mehr. Jetzt war es vorbei. Aber wenigstens hatte er es ihnen gezeigt. Sie würden schon sehen, daß er nicht der hohlköpfige Kleiderständer war, über den sich Janice seit Jahren lustig gemacht hatte.
Er schob das große braune Kuvert, das an Polizeichef Brower adressiert war, auf die hintere Ecke des Schreibtischs. Er wollte nicht, daß es Flecken abbekam.
Er griff nach der Pistole, die er in der untersten Schublade aufbewahrte. Er holte sie heraus und hielt sie eine Weile in der Hand, betrachtete sie nachdenklich. Dann tippte er die Nummer des Polizeireviers ein und fragte nach Chief Brower.
»Hier ist Malcolm Norton«, sagte er mit liebenswürdiger Stimme, während er mit der rechten Hand die Waffe hochhob und gegen seinen Kopf richtete. »Ich glaube, Sie sollten lieber mal herkommen. Ich bringe mich jetzt um.«
Als er abdrückte, hörte er noch das eine letzte Wort:
» Nicht!«

74
    Maggie konnte das Blut fühlen, das die Haare an einer Seite ihres Kopfs verkrustete, die empfindlich auf Berührung reagierte und noch weh tat. »Sei ganz ruhig«, flüsterte sie sich immer wieder zu. »Ich muß unbedingt ruhig bleiben.«
    Wo bin ich nur begraben? grübelte sie. Vermutlich an irgendeinem abgelegenen Ort im Wald, wo mich unmöglich jemand finden kann. Als sie die Schnur an ihrem Ringfinger herunterzog, konnte sie einen starken Druck am anderen Ende spüren.
    Er muß die Schnur an einer der viktorianischen Glocken befestigt haben, überlegte sie. Sie fuhr mit ihrem Zeigefinger das Rohr hoch, durch das die Schnur gefädelt war. Es fühlte sich wie stabiles Metall an und hatte wohl einen Durchmesser von etwa zwei, drei Zentimetern. Sie sollte eigentlich auf diesem Weg genug Luft zum Atmen bekommen, schloß sie, wenn das Rohr nicht verstopfte.
    Doch warum nur hatte er sich all diese Mühe gemacht? wunderte sie sich. Sie war überzeugt davon, daß es keinen Klöppel in der Glocke gab, denn sie hätte doch zumindest ein schwaches Läuten hören müssen, wenn es einen gegeben hätte. Das bedeutete, daß niemand sie hören konnte.
    War sie auf einem richtigen Friedhof? Falls ja, gab es dann die Chance, daß Leute ein Grab besuchten oder zu einer Beerdigung herkamen? Würde sie ganz leise das Geräusch von Autos wahrnehmen können?
    Mach dir einen Plan! sagte Maggie sich. Du mußt dir unbedingt einen Plan machen. Sie würde nicht aufhören, an der Schnur zu ziehen, bis ihr Finger wund war, bis sie nicht mehr konnte. Falls sie an einer Stelle begraben lag, wo jemand vorbeikommen konnte, dann bestand noch immer die Hoffnung, daß die tanzende Glocke Aufmerksamkeit erregte.
    Sie würde auch versuchen, um Hilfe zu rufen, und zwar in Zehn-Minuten-Abständen, soweit sie das abschätzen konnte. Es gab natürlich keine Möglichkeit, festzustellen, ob ihre Stimme überhaupt durch das Rohr bis nach oben drang, aber sie mußte es versuchen. Sie durfte ihre Stimme allerdings nicht zu schnell abnutzen, so daß sie sich nicht bemerkbar machen konnte, wenn sie tatsächlich hören sollte, daß sich jemand in der Nähe aufhielt.
    Aber würde er wiederkommen? fragte sie sich. Er war wahnsinnig, dessen war sie sich sicher. Falls er sie rufen hörte, deckte er vielleicht das Ventilationsrohr ab und ließ sie ersticken. Sie mußte sich in acht nehmen.
    Natürlich konnte ohnehin alles vergeblich sein, wurde ihr bewußt. Die Wahrscheinlichkeit war groß, daß sie an einer vollkommen abgelegenen Stelle begraben war und daß er sich nun ausmalte, wie sie gegen den Sargdeckel ankämpfte und an der Schnur zog, so wie es angeblich einige Menschen im vorigen Jahrhundert getan hatten, wenn sie merkten, daß sie lebendig begraben waren. Nur hatten diese Leute jemanden bereitstehen, der

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