Mondlicht steht dir gut
stecken, so zu tun, als wären sie lebendig begraben, und dann anzufangen, die Glocken zum Läuten zu bringen.«
»Sie machen Witze!«
»Nein, Chief. Und dann ist offenbar ein Riesentumult entstanden. Eine Achtzigjährige, die an Klaustrophobie leidet, fing zu kreischen an und verlor das Bewußtsein. Mrs. Cushing hat erzählt, sie hätte einfach die Glocken gepackt, den Vortrag unterbrochen und Bateman praktisch rausgeworfen. Und dann hat sie sich vorgenommen herauszufinden, wer vorgeschlagen hatte, daß er dort einen Vortrag hält.«
Haggerty hielt einen Moment inne, der Wirkung wegen.
»Diese Person war Schwester Zelda Markey, diese Dame, die offenbar die Gewohnheit hat, sich ständig in die Zimmer reinzuschleichen. Sarah Cushing hat läuten hören, daß Markey vor Jahren in einem Pflegeheim Batemans Tante versorgt und dabei die Bekanntschaft der Familie gemacht hat. Sie hat auch gehört, daß die Batemans sich äußerst großzügig gezeigt haben, um Markey für ihre aufopfernde Pflege der guten alten Tante zu belohnen.«
Er schüttelte den Kopf. »Frauen haben wirklich so ihre Methoden, Dinge rauszukriegen, finden Sie nicht, Chief? Sie wissen, daß man sich jetzt fragt, ob es nicht doch ein bißchen problematisch ist, daß alle diese Damen drüben im Heim einfach im Schlaf gestorben sind? Mrs. Cushing erinnert sich, daß zumindest einige von ihnen bei diesem Vortrag dabei waren, und sie ist nicht sicher, glaubt aber, daß alle die, die vor kurzem gestorben sind, anwesend waren.«
Noch bevor Haggerty den Satz beendet hatte, hatte Brower bereits die Verbindung zu Lara Horgan hergestellt. Als er den Hörer wieder auflegte, wandte er sich an Haggerty:
»Lara veranlaßt alles Nötige, um die Leichen sowohl von Mrs. Shipley als auch von Mrs. Rhinelander, den beiden Damen, die zuletzt im Latham Manor gestorben sind, exhumieren zu lassen. Und das ist nur der Anfang.«
70
Neil blickte um acht auf seine Uhr. Er kam gerade auf der Route 95 an der Ausfahrt zum Mystic Seaport vorbei. In einer Stunde wäre er in Newport, dachte er. Er hatte daran gedacht, Maggie erneut anzurufen, sich dann aber dagegen entschieden, damit sie keine Chance hatte, ihm zu sagen, daß sie ihn heute abend nicht sehen wolle. Falls sie nicht da ist, parke ich einfach vor ihrem Haus, bis sie wieder zurückkommt, sagte er sich.
Er war wütend, weil er es nicht früher geschafft hatte, wegzukommen. Und als wäre es nicht schon schlimm genug, unterwegs in den ganzen Berufsverkehr zu geraten, war er dann auch noch von diesem verdammten Sattelschlepper, der sich quergestellt und den gesamten Verkehr auf der 95 Nord über eine Stunde lang lahmgelegt hatte, aufgehalten worden.
Es war jedoch keine reine Zeitverschwendung gewesen. Er hatte endlich gründlich darüber nachdenken können, was seit seinem Gespräch mit Mrs. Arlington an ihm nagte, der Kundin seines Vaters, die fast ihr ganzes Geld bei dem Aktienkauf über Hansen verloren hatte. Die Kaufbestätigung: Irgend etwas daran schien einfach nicht in Ordnung zu sein.
Schließlich war ihm ein Licht aufgegangen, als ihm einfiel, daß Laura Arlington gesagt hatte, sie habe die Bestätigung ihres Aktienkaufs gerade erst erhalten. Diese Unterlagen werden doch immer sofort nach der Transaktion rausgeschickt, also hätte sie die Papiere schon Tage früher erhalten müssen, sagte sich Neil.
Und dann hatte er heute vormittag erfahren, daß es gar keinen Beleg darüber gab, daß Mrs. Gebhart Inhaberin der Aktien gewesen war, die Hansen angeblich zum Kurswert von neun Dollar das Stück für sie erworben hatte. Zur Zeit war diese Aktie nur noch zwei Dollar wert. Bestand Hansens Trick also darin, die Leute in dem Glauben zu wiegen, sie hätten Aktien zu einem bestimmten Preis erworben – Aktien, von denen er wußte, daß sie in den Keller fallen würden –, und dann mit der tatsächlichen Transaktion zu warten, bis sie dort angekommen waren? Auf diese Weise konnte Hansen die Differenz einsacken.
Um das zu bewerkstelligen, war es nötig, eine Bestätigung der Kauforder von der Abrechnungsstelle zu fälschen. Das war nicht einfach, aber auch nicht unmöglich, überlegte Neil.
Also bin ich jetzt vielleicht dahintergekommen, was Hansen treibt, dachte er, als er endlich an dem Schild WILLKOMMEN IN RHODE ISLAND vorbeikam. Doch was zum Teufel hat diesen Halunken nur dazu bewogen, ein Angebot auf Maggies Haus abzugeben? Wie verhält sich das zu seiner Angewohnheit, leichtgläubigen alten Damen Geld aus der Tasche zu
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