Mondlicht steht dir gut
Cushing zu.
»Nun gut, geh nach unten und finde das Neueste heraus. Fang mit Angela an. Ihr entgeht gar nichts.«
Neil hatte vom Wagen aus angerufen, um Dr. Lane zu sagen, er würde gern vorbeischauen und das Interesse der Van Hillearys an einer Wohnung im Latham Manor erörtern. Er fand Lanes Stimme merkwürdig desinteressiert, als er einem Treffen zustimmte.
Sie wurden beim Latham Manor von derselben attraktiven jungen Hausangestellten in Empfang genommen, die sie schon zuvor gesehen hatten. Neil wußte noch, daß sie Angela hieß. Als sie eintrafen, unterhielt sie sich gerade mit einer gutaussehenden Frau, die wohl Mitte Sechzig war.
»Ich sage Dr. Lane Bescheid, daß Sie hier sind«, sagte Angela sanft. Als sie die Eingangshalle zur Sprechanlage hin durchquerte, kam die ältere Frau zu ihnen hinüber.
»Ich möchte ja nicht aufdringlich erscheinen, aber sind
Sie von der Polizei?« fragte sie.
»Nein, sind wir nicht«, sagte Robert Stephens schnell. »Warum fragen Sie? Gibt es Probleme?«
»Nein. Oder ich hoffe es zumindest nicht. Lassen Sie
mich’s eben erklären. Ich bin Sarah Cushing. Meine Mutter, Letitia Bainbridge, wohnt hier. Sie hat eine junge Frau namens Maggie Holloway sehr liebgewonnen, die anscheinend verschwunden ist, und nun möchte sie schrecklich gern wissen, ob es irgendwelche Nachrichten von ihr gibt.«
»Wir haben Maggie ebenfalls sehr liebgewonnen«, sagte Neil, der wieder spürte, wie sich seine Kehle zuzog, was seine Fassung ins Wanken zu bringen drohte. »Ich frage mich, ob es nicht möglich wäre, mit Ihrer Mutter zu sprechen, nachdem wir bei Dr. Lane waren?«
Als er einen Ausdruck der Unsicherheit in Sarah Cushings Augen bemerkte, hielt er es für besser, deutlicher zu werden. »Wir greifen nach jedem Strohhalm, um zu sehen, ob Maggie vielleicht irgendwas zu irgendwem gesagt hat, auch nur beiläufig, was uns helfen könnte, sie zu finden.«
Er biß sich auf die Lippen, unfähig fortzufahren. Sarah Cushing musterte ihn und spürte, wie verzweifelt er war. Ihre kühlen blauen Augen wurden weicher. »Aber sicher. Sie können Mutter besuchen«, sagte sie energisch. »Ich warte in der Bibliothek auf Sie und bringe Sie rauf, sobald Sie soweit sind.«
Das Hausmädchen kehrte zurück. »Dr. Lane ist bereit, Sie zu empfangen«, sagte sie.
Zum zweitenmal folgten ihr Neil und Robert Stephens zum Büro von Dr. Lane. Neil hielt sich vor Augen, daß er, was den Arzt betraf, nur hier war, um sich über die Van Hillearys zu unterhalten. Er versuchte krampfhaft, sich an die Fragen zu erinnern, die er sich im Interesse seiner Kunden zurechtgelegt hatte. Unterstand die Wohnanlage direkt Prestige und war Eigentum des Konzerns, oder hatte man sie verpachtet? Er brauchte Belege über eine ausreichende Rücklage.
Gab es eine Vergütung für die Van Hillearys, falls sie es vorzogen, die Räume selbst zu renovieren und einzurichten?
Beide Männer waren schockiert, als sie Dr. Lanes Büro erreichten. Der Mann, der am Schreibtisch saß, war so radikal verändert, daß es ihnen vorkam, als hätten sie einen anderen Menschen vor sich. Den gewandten, lächelnden, zuvorkommenden Direktor, den sie letzte Woche angetroffen hatten, gab es nicht mehr.
Lane sah krank und niedergeschlagen aus. Seine Haut wirkte grau, seine Augen waren eingesunken. Teilnahmslos bat er sie, Platz zu nehmen, bevor er feststellte: »Wie ich höre, haben Sie noch einige Fragen. Ich bin gern bereit, sie zu beantworten. Es wird allerdings ein neuer Direktor Ihre Klienten begrüßen, wenn sie am Wochenende herkommen.«
Er ist gefeuert worden, dachte Neil. Aber warum? fragte er sich. Er beschloß, den Stier bei den Hörnern zu packen.
»Sehen Sie, ich weiß natürlich nicht, was hier vorgefallen ist, und ich bitte Sie auch nicht darum, die Gründe für Ihren Abschied darzulegen.« Er hielt inne. »Aber ich habe gehört, daß Ihre Buchhalterin vertrauliche Informationen weitergeleitet hat. Das war einer der Punkte, die ich ansprechen wollte.«
»Ja, das ist etwas, wovon man uns gerade erst in Kenntnis gesetzt hat. Ich bin mir sicher, daß das hier in diesem Haus nicht mehr vorkommen wird«, erwiderte Lane.
»Ich kann mich gut in Ihre Lage versetzen«, fuhr Neil fort. »In der Finanzbranche scheinen wir uns leider ständig mit dem Problem von Insidergeschäften auseinandersetzen zu müssen.« Er wußte, daß ihn sein Vater fragend anschaute, aber er mußte versuchen zu erfahren, ob das der Grund für Lanes Entlassung war. Insgeheim
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