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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Fotos von ihr selbst, die während der fünf Jahre entstanden waren, in denen Nuala ein Teil ihres Lebens gewesen war. Auf den hinteren Seiten waren all die Mitteilungen eingeklebt, die sie Nuala während dieser Jahre geschrieben hatte.
    Das lose eingelegte Foto ganz am Ende zeigte Nuala, ihren Vater und sie selbst am Tag der Hochzeit der beiden. Sie hatte vor Freude darüber, daß sie nun eine Mutter hatte, über das ganze Gesicht gestrahlt. Nualas Gesichtsausdruck war nicht weniger glücklich gewesen. Das Lächeln auf den Lippen ihres Vaters dagegen war reserviert und skeptisch, genauso wie er selbst.
    Er ließ sie einfach nicht in sein Herz hinein, dachte Maggie. Ich hab ja immer gehört, daß er völlig vernarrt in meine Mutter war, aber sie war tot, und die wunderbare Nuala war da. Er war der große Verlierer, als sie schließlich ging, weil sie seine ständige Nörgelei nicht mehr ertragen konnte.
    Und ich war ebenfalls die Verliererin, sagte sie sich, während sie die Tasse und die Untertasse in die Spülmaschine steckte. Die einfache Handlung ließ eine andere Erinnerung wieder hochkommen, die an die ärgerliche Stimme ihres Vaters: »Nuala, weshalb ist es eigentlich so unmöglich, das Geschirr direkt vom Tisch in die Spülmaschine zu tun, ohne es vorher im Spülbecken zu stapeln?«
    Eine Zeitlang hatte Nuala fröhlich darüber gelacht, daß sie nun einmal von Natur aus unordentlich sei, doch später sagte sie dann so etwas wie: »Mein Gott, Owen, das ist das erstemal seit drei Tagen, daß ich das gemacht hab.«
    Und manchmal brach sie auch in Tränen aus, und ich lief dann hinter ihr her und umarmte sie, dachte Maggie traurig.
    Es war halb fünf. Das Fenster über dem Spülbecken umrahmte die schöne Eiche, die seitlich vom Haus stand. Sie müßte eigentlich gestutzt werden, dachte Maggie. Bei einem starken Sturm könnten diese toten Äste abbrechen und auf dem Haus landen. Sie trocknete sich die Hände und wandte sich ab. Doch weshalb sollte sie sich den Kopf darüber zerbrechen? Sie blieb schließlich nicht hier. Sie würde alles aussortieren und brauchbare Kleidung und Möbel für Wohltätigkeitszwecke kennzeichnen. Wenn sie sich jetzt gleich an die Arbeit machte, konnte sie zum Zeitpunkt ihrer Abreise damit fertig sein. Natürlich würde sie einige Erinnerungsstücke behalten, aber die meisten Dinge würde sie einfach weggeben. Sie ging davon aus, daß sie das Haus »im Ist-Zustand« verkaufen würde, sobald das Testament rechtswirksam war, doch es war ihr lieber, wenn es so leer wie möglich war. Sie wollte nicht, daß Fremde durch Nualas Heim gingen und sarkastische Bemerkungen von sich gaben.
    Sie begann in Nualas Atelier.
    Verschmiert von dem Staub der Materialschränke und Arbeitsflächen, die mit steifverklebten Pinseln, vertrockneten Ölfarbentuben, Mallappen und kleinen Staffeleien übersät und vollgestopft waren, hatte Maggie drei Stunden später eine beachtliche Anzahl mit Etiketten versehener Mülltüten in einer Ecke des Zimmers aufgereiht stehen.
    Und obwohl sie erst einen Anfang gemacht hatte, bewirkte schon diese Aufräumaktion, daß der Raum wesentlich besser aussah. Loyal, wie sie Nuala gegenüber war, hielt sie sich vor Augen, daß Polizeichef Brower gesagt hatte, das Zimmer hier sei gründlich durchwühlt worden. Es war unverkennbar, daß die Leute von der Reinigungsfirma sich einfach darauf beschränkt hatten, so viele Gegenstände wie möglich wieder in die Schrankfächer zu stopfen, und was dann noch übrig war, hatte man auf den Arbeitsplatten liegenlassen. Das Resultat war, daß sich ein Gefühl von Chaos breitmachte, das Maggie beunruhigend fand.
    Das Zimmer selbst jedoch war ziemlich beeindruckend. Die vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster, anscheinend die einzige bauliche Veränderung, die an dem Haus vollzogen worden war, mußten wunderbares Nordlicht hereinlassen, dachte sich Maggie. Als Nuala sie dazu ermuntert hatte, doch ihre Bildhauermaterialien mitzubringen, hatte sie ihr versichert, sie werde den langen Refektoriumstisch bestimmt ideal zum Arbeiten finden. Und obgleich sie überzeugt war, sie würde das alles nicht brauchen, hatte sie Nuala zuliebe einen Kübel mit 50 Pfund feuchtem Ton, mehrere Gestelle, die Gerüste, auf denen die Figuren geformt wurden, und ihre Modellierwerkzeuge mitgebracht.
    Maggie hielt einen Moment inne und dachte nach. Auf diesem Tisch konnte sie eine Porträtbüste von Nuala machen. Es gab eine Menge Fotos neueren Datums von ihr in

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