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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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aus dem Kreis ihrer Freunde anziehen.
    Ihr finanzieller Hintergrund war, wenn auch beeindruckend, so doch ein wenig enttäuschend. Es war offensichtlich, daß sie es geschafft hatte, einen großen Teil ihres Geldes an ihre ausgedehnte Familie weiterzugeben. Mit ihren sechsundsiebzig Jahren hatte sie eindeutig das Ihre dazu beigetragen, die Welt bevölkern zu helfen: vier Kinder, vierzehn Enkel, sieben Urenkel, und zweifellos würden noch weitere folgen.
    Wenn man jedoch ihren Namen und ihre Lebensumstände bedachte, dann würde sie sich wohl dazu überreden lassen, das oberste Apartment zu nehmen, das für Nuala Moore vorgesehen war. Sie war offensichtlich an das Beste gewöhnt.
    Mrs. Chandler trug ein beigefarbenes Strickkostüm und Pumps mit niedrigen Absätzen. Eine einfache Perlenkette, kleine Perlenohrringe, ein goldener Ehering und eine schmale Goldarmbanduhr waren ihr einziger Schmuck, doch jedes der Stücke war auserlesen. Ihre klassischen, von weißem Haar umrahmten Gesichtszüge vermittelten einen freundlich reservierten Ausdruck. Lane begriff durchaus, daß er es war, der einer Befragung unterzogen wurde.
    »Sie müssen verstehen, daß dies hier nur ein Vorgespräch sein kann«, sagte Mrs. Chandler soeben. »Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich bereit bin, in irgendein Heim für Ruheständler zu ziehen, wie attraktiv es auch sein mag. Ich möchte aber sagen, daß, soweit ich es bisher gesehen habe, die Restaurierung dieses alten Hauses von hervorragendem Geschmack ist.«
    Die Billigung von Sir Hubert ist in der Tat ein Lob, dachte Lane sarkastisch. Er lächelte jedoch verständnisvoll.
    »Danke«, sagte er. Wäre Odile jetzt dabeigewesen, so hätte sie sich ekstatisch darüber ausgelassen, wieviel ein Lob von Mrs. Chandler ihnen bedeute, und, und, und …
    »Meine älteste Tochter lebt in Santa Fe und möchte unbedingt, daß ich dort hinziehe«, fuhr Mrs. Chandler fort.
    Aber Sie wollen nicht dorthin, habe ich recht? dachte Lane und fühlte sich auf einmal wesentlich besser. »Aber wenn man schon so lange hier in der Gegend gewohnt hat, ist es natürlich etwas schwierig, sein Leben so radikal zu verändern«, sagte er teilnahmsvoll. »So viele unserer Gäste besuchen ihre Verwandten für ein oder zwei Wochen, sind dann aber sehr froh, zu der Stille und den Annehmlichkeiten von Latham Manor zurückzukehren.«
    »Ja, das glaube ich gern.« Mrs. Chandlers Tonfall war unverbindlich. »Wie ich höre, haben Sie mehrere Wohneinheiten zur Verfügung?«
    »Tatsächlich ist soeben eine unsrer begehrtesten
    Wohnungen frei geworden.«
»Wer hat dort zuletzt gewohnt?«
»Mrs. Constance Van Sickle Rhinelander.«
»Ach ja, natürlich. Connie war ziemlich ernsthaft
    erkrankt, wie ich höre.«
»Ich fürchte, ja.« Lane erwähnte Nuala Moore nicht. Er würde das leergeräumte Zimmer, das als ihr Atelier vorgesehen war, damit plausibel machen, daß er erklärte, die Räume würden zur Zeit vollkommen neu hergerichtet.
    Sie fuhren im Aufzug zum zweiten Stock hinauf. Mehrere Minuten lang stand Mrs. Chandler auf der Terrasse, die einen Ausblick auf das Meer bot. »Das hier ist bezaubernd«, räumte sie ein. »Diese Wohnung kostet aber doch fünfhunderttausend Dollar, glaube ich?«
    »Das ist richtig.«
»Nun, ich habe nicht die Absicht, soviel auszugeben. Wo ich nun diese hier gesehen habe, würde ich gern Ihre
    anderen Wohnungen sehen, die zur Verfügung stehen.«
    Sie versucht bestimmt gleich, mich herunterzuhandeln, dachte Dr. Lane, und er mußte sich dem Impuls widersetzen, ihr zu sagen, daß solch ein Vorhaben absolut zwecklos sei. Als Grundregel sämtlicher Prestige Residences galt, daß es keinen Rabatt gab. Andernfalls gab es nur Ärger, denn Sonderabkommen kamen immer denjenigen zu Ohren, die selbst keine erhalten hatten.
    Mrs. Chandler verwarf an Ort und Stelle das kleinste, dann das mittlerer Größe und schließlich auch das geräumigste der Ein-Zimmer-Apartments. »Keins von denen kommt in Frage. Ich fürchte, wir vergeuden gegenseitig unsere Zeit.«
    Sie waren im ersten Stock. Dr. Lane wandte sich um und entdeckte, daß Odile Arm in Arm mit Mrs. Pritchard, die sich von einer Operation an ihrem Bein erholte, auf sie beide zukam. Odile lächelte sie an, blieb jedoch zu Lanes Erleichterung nicht stehen. Sogar Odile war sich gelegentlich darüber im klaren, wann es besser war, sich nicht einzumischen, dachte er.
    Schwester Markey saß an dem Empfangstresen im ersten Stock. Sie blickte mit einem strahlenden,

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