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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Stirn sagten Schwester Markey genau, wie unwohl er sich wegen dieser Angelegenheit in seiner Haut fühlte. Sie beschloß, es ihm leichter zu machen, da sie wußte, daß ein guter Angriff immer die beste Verteidigung war.
    »Herr Doktor«, hob sie an, »ich weiß genau, was Sie mir sagen wollen: Mrs. Shipley hat sich darüber beschwert, daß ich ihr Zimmer betrete, ohne vorher anzuklopfen. Tatsache ist, daß Mrs. Shipley zur Zeit eine ganze Menge schläft, sehr viel mehr als noch vor wenigen Wochen, und ich bin daher ein wenig beunruhigt. Vermutlich ist es nur die emotionale Reaktion auf den Tod ihrer Freundinnen, aber ich versichere Ihnen, daß ich diese Tür nur dann ohne Aufforderung aufmache, wenn auf wiederholtes Klopfen keinerlei Resonanz erfolgt.«
    Sie bemerkte, wie eine gewisse Verunsicherung in Lanes Augen aufflackerte, bevor er das Wort ergriff. »Dann würde ich vorschlagen, Miss Markey, daß Sie gegebenenfalls, wenn Mrs. Shipley nach einer angemessenen Zeitspanne nicht reagiert, die Tür einen Spalt öffnen und zu ihr hineinrufen. Mittlerweile regt sie sich nämlich ziemlich darüber auf, und ich möchte der Angelegenheit die Spitze nehmen, bevor ein echtes Problem daraus wird.«
    »Aber Dr. Lane, wenn ich nicht vorgestern abend in ihrem Zimmer gewesen wäre, als sie diesen Anfall hatte, wäre vielleicht etwas Schreckliches passiert.«
    »Der Anfall ging rasch wieder vorüber, und er stellte sich als bedeutungslos heraus. Ich weiß Ihre Besorgnis wirklich zu schätzen, aber ich kann diese Beschwerden nicht hinnehmen. Haben wir uns verstanden, Miss Markey?«
    »Selbstverständlich, Herr Doktor.«
»Hat Mrs. Shipley die Absicht, heute abend zum
    Abendessen zu erscheinen?«
»O ja, sie wird nicht nur dasein, sondern erwartet auch
einen Gast, Miss Holloway, die Stieftochter von
Mrs. Moore. Mrs. Lane wurde darüber informiert. Sie hat
gesagt, daß Miss Holloway die Kunstsachen von
Mrs. Moore einsammeln will, wenn sie kommt.«
Sobald sie den Raum verlassen hatte, griff Lane nach
dem Telefon, um seine Frau zu Hause anzurufen. Als sie
sich meldete, fuhr er sie an: »Wieso hast du mir nicht
gesagt, daß Maggie Holloway heute abend zum Essen
hierherkommt?«
»Was spielt das denn schon für eine Rolle?« fragte Odile
verdutzt.
»Das spielt eine Rolle –« Lane machte den Mund zu und
holte tief Luft. Gewisse Dinge blieben lieber
unausgesprochen. »Ich will über jeden Gast informiert sein, der zum Abendessen kommt«, erklärte er. »Beispielsweise möchte ich dasein, um die Gäste zu
begrüßen.«
»Das weiß ich doch, Liebling. Ich habe schon
angeordnet, daß wir beide heute abend im Latham Manor
essen. Mrs. Shipley hat ziemlich schroff abgelehnt, als ich
ihr vorschlug, sich mit ihrem Gast zu uns an den Tisch zu
setzen. Aber wenigstens kannst du dann mit Maggie
Holloway vor dem Essen etwas plaudern.«
»Na gut.« Er verstummte, als habe er noch etwas sagen
wollen, es sich dann aber anders überlegt. »Ich bin in zehn
Minuten zu Hause.«
»Ja, das solltest du auch, wenn du dich noch frisch
machen willst.« Odiles trällerndes Gelächter ließ Lane mit
den Zähnen knirschen.
»Denn, Liebling«, fuhr sie fort, »wenn die Hausordnung
schon darauf besteht, daß die Gäste sich zum Abendessen
umziehn, dann sollten meiner Meinung nach der Direktor
und seine Frau mit gutem Beispiel vorangehn. Findest du
nicht?«

30
    Earl Bateman hielt sich auf dem Campus des Hutchinson College eine winzige Wohnung. Er betrachtete das kleine College für Geisteswissenschaften, das in einem ruhigen Viertel von Providence lag, als idealen Ort, von dem aus er seine Recherchen für seine Vorlesungen durchführen konnte.
    Obwohl Hutchinson von den anderen akademischen Institutionen in dieser Gegend in den Schatten gestellt wurde, hatte es doch ein hervorragendes Niveau, und Earls Anthropologievorlesung galt als eine der Hauptattraktionen dort.
    »Anthropologie: die Wissenschaft, die sich mit den Ursprüngen, der physischen und kulturellen Entwicklung, den Rassenmerkmalen und gesellschaftlichen Bräuchen sowie Glaubensinhalten der Menschheit auseinandersetzt.«
    Earl begann jedes neue Semester damit, daß er seine Studenten diesen Merksatz auswendig lernen ließ. Wie er gern wiederholte, war der Unterschied zwischen vielen seiner Kollegen und ihm der, daß er der Ansicht war, die wahre Kenntnis irgendeiner Volksgruppe oder Kultur beginne mit dem Studium ihrer Todesrituale.
    Es war ein Thema, das ihn jederzeit in seinen Bann ziehen konnte. Oder

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