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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Grabmälern lesen. Manche sind recht pikant, während andere wahrhaft bemerkenswert sind – wie in dem Fall des Kapitäns, der mit seinen fünf Ehefrauen beerdigt wurde, von denen keine, wie ich hinzufügen möchte, länger als sieben Jahre nach Beginn der Ehe am Leben blieb.«
    An dieser Stelle wurde er normalerweise mit einer kleinen Lachsalve belohnt.
»Andere Gedenksteine wiederum«, erklärte er dann, »sind ehrfurchterweckend wegen der Erhabenheit und historischen Bedeutung, die sie vermitteln.«
Dazu pflegte er die Kapelle in der Westminster Abbey als Beispiel zu nennen, in der Königin Elisabeth I. nur wenige Fuß von der Verwandten entfernt bestattet lag, deren Enthauptung sie befohlen hatte: Maria Stuart, Königin der Schotten.
»Noch ein interessanter Umstand«, fügte er dann hinzu:
»In Ketchakan, Alaska, behielt man im neunzehnten Jahrhundert auf dem Tombstone Cemetery, dem dortigen Friedhof, eine besondere Abteilung den ›Befleckten Tauben‹ vor, wie man damals die jungen Frauen nannte, die in Bordellen lebten.«
Nun aber, an diesem Freitag vormittag, war Earl damit beschäftigt, ein Exposé der Vorträge vorzubereiten, die er dem Kabelsender vorschlagen wollte. Als er zu dem Gegenstand der Grabsteinabdrucke kam, fiel ihm ein, daß er vorgehabt hatte, nach weiteren interessanten Exemplaren zu suchen; und als ihm dann bewußt wurde, was für ein schöner Tag es war, perfekt geeignet für ein solches Unterfangen, beschloß er, die ältesten Bereiche der beiden Friedhöfe St. Mary’s und Trinity aufzusuchen.
Er fuhr gerade die Straße, die zu den Friedhöfen führte, entlang, als er einen schwarzen Volvo-Kombi durch das offene Tor herauskommen und in die andere Richtung wegfahren sah. Maggie Holloway hatte ein Auto von genau dieser Marke und Farbe, dachte er. War sie vielleicht hier gewesen, um Nualas Grab zu besuchen?
Anstatt zu der alten Abteilung zu fahren, nahm er den Weg nach links die Serpentinen des Hügels hinauf. Pete Brown, ein Friedhofspfleger, den er im Verlauf seiner häufigen Streifzüge durch das Feld der alten Grabmäler kennengelernt hatte, war an einem Kiesweg in der Nachbarschaft von Nualas Grab mit Unkrautjäten beschäftigt.
Earl hielt den Wagen an und öffnete das Fenster. »Ganz schön ruhig hier, Pete«, sagte er. Es war ein alter Witz zwischen ihnen beiden.
»Allerdings, Herr Professor.«
»Ich dachte eben, ich hätte das Auto von Mrs. Moores Stieftochter gesehen. Ist sie das Grab besuchen gekommen?« Er war sicher, daß jeder über die Einzelheiten von Nualas Tod informiert war. Es gab nicht so viele Mordfälle in Newport.
»Nett aussehende Dame, ziemlich dünn, dunkles Haar, jung?«
»Das dürfte Maggie sein.«
»Tja. Und sie muß die Hälfte unsrer Gäste hier kennen«, sagte Pete und lachte dann. »Einer von unsern Leuten hat vorhin erzählt, er hätte gesehen, wie sie von einem Grab zum nächsten gegangen ist und Blumen hingelegt hat. Alle unsre Männer hier haben sie bemerkt. Die ist ’ne Wucht.«
Wenn das nicht interessant ist? dachte Earl. »Machen Sie’s gut, Pete«, sagte er und winkte noch, während er langsam weiterfuhr. Da er wußte, daß Pete Browns allgegenwärtige Augen auf ihm ruhten, fuhr er in Richtung des ältesten Teils vom Trinity weiter und nahm dann seine Wanderung durch die aus dem siebzehnten Jahrhundert stammenden Grabsteine dort auf.

46
    Letitia Bainbridges Ein-Zimmer-Apartment im Latham Manor war ein ausladendes Eckzimmer mit einem hinreißenden Blick aufs Meer. Stolz wies sie auf den übergroßen Garderoberaum und das Bad hin. »Zu den alten Stammitgliedern hier zu gehören hat so seine Vorteile«, sagte sie energisch. »Ich weiß noch, wie Greta und ich uns bei dem Eröffnungsempfang damals auf der Stelle dazu entschlossen haben, uns einzuschreiben. Trudy Nichols konnte sich partout nicht entschließen und hat mir dann nie verziehen, daß ich die Einheit hier ergattert habe. Sie hat dann schließlich noch hundertfünfzigtausend mehr für eine der größten Wohnungen gezahlt, und dabei blieb das arme Schätzchen nur noch zwei Jahre am Leben. Die Crenshaws haben die jetzt. Sie waren neulich abends an unserm Tisch.«
    »Ich kann mich an sie erinnern. Sie sind wirklich nett.«
    Nichols, dachte Maggie. Gertrude Nichols. Sie lag in einem der Gräber, die eine Glocke haben.
Mrs. Bainbridge seufzte. »Es ist immer schlimm, wenn einer von uns dahingeht, aber besonders schlimm, wenn’s jemand von unserem Tisch ist. Und ich weiß einfach, daß Eleanor

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