Mondlicht steht dir gut
»Wir müssen unbedingt miteinander reden«, drängte er.
Maggie beschloß, den Stier bei den Hörnern zu packen und weder seine noch ihre Zeit zu vergeuden. »Mr. Norton, falls es mit dem Kauf von Nualas Haus zu tun hat, kann ich Ihnen nur soviel sagen: Ich habe absolut nicht vor, es im Moment zu verkaufen, und ich habe leider, und zwar völlig ohne mein Zutun, ein erheblich höheres Angebot als das Ihre erhalten.«
Während sie »Tut mir leid« murmelte, schob sie den Schalthebel auf FAHREN. Es tat ihr fast weh, dem Mann in das entsetzte Gesicht zu sehen.
51
Neil Stephens und sein Vater begannen ihre Runde Golf um sieben Uhr und waren um zwölf Uhr mittags wieder im Klubhaus. Diesmal hörte Neil schon nach dem zweiten Klingelzeichen, wie jemand den Hörer abnahm. Als er Maggies Stimme erkannte, stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus.
Sogar in seinen eigenen Ohren klang es zusammenhanglos, als er ihr schilderte, wie er sie nach ihrer Abfahrt am Freitag angerufen habe, wie er zu Jimmy Neary gegangen sei, um zu versuchen, Nualas Namen herauszufinden, damit er Kontakt mit ihr aufnehmen könne, wie er das von Nualas Tod erfahren und wie schrecklich leid ihm das getan habe …
»Maggie, ich muß dich heute sehen«, schloß er. Er spürte, daß sie zögerte, und hörte dann zu, als sie ihm sagte, sie müsse zu Hause bleiben und damit fertig werden, die persönlichen Habseligkeiten ihrer Stiefmutter
auszuräumen.
»Und wenn du noch so viel zu tun hast, mußt du doch auf jeden Fall was zu Abend essen«, sagte er mit flehentlicher Stimme. »Maggie, wenn ich dich nicht ausführen darf, dann erscheine ich einfach mit ›Essen auf Rädern‹ vor deiner Tür.« Dann dachte er an den Mann mit dem Jaguar. »Es sei denn, das hat schon jemand anders vor«, fügte er hinzu.
Ihre Reaktion ließ sein Gesicht erstrahlen. »Sieben Uhr? Phantastisch. Ich hab ein tolles Lokal für Hummer entdeckt.«
»Wie’s aussieht, hast du deine Maggie ja erwischt«, sagte Robert Stephens trocken, als Neil sich am Eingang des Klubhauses wieder zu ihm gesellte.
»Ja, richtig. Wir gehen heute abend zusammen essen.«
»Schön, dann freuen wir uns, wenn du sie mitbringst. Du weißt doch, daß wir heute abend im Klub das Geburtstagsessen deiner Mutter haben.«
»Ihr Geburtstag ist doch erst morgen!« begehrte Neil auf.
»Danke für die Auskunft! Du hast schließlich darum gebeten, daß wir die Feier schon heute abend machen. Du hast gesagt, daß du spätestens morgen nachmittag wieder nach Hause fahren willst.«
Neil stand mit der Hand auf dem Mund da, als sei er tief in Gedanken versunken. Dann schüttelte er wortlos den Kopf. Robert Stephens lächelte. »Eine Menge Leute sind der Ansicht, daß es Spaß macht, mit deiner Mutter und mir zusammenzusein.«
»Es macht auch Spaß, mit euch zusammenzusein«, protestierte Neil schwach. »Ich glaube sicher, daß Maggie eure Gesellschaft genießt.«
»Aber ja doch. Und jetzt laß uns heimfahren. Eine andere Kundin von mir, Laura Arlington, kommt nämlich um zwei vorbei. Ich möchte, daß du dir mal ansiehst, was von ihrem Portefeuille noch übrig ist, und überlegst, ob du irgendeine Methode empfehlen kannst, um ihre Einnahmen aufzubessern. Dank dieses windigen Börsenmaklers ist sie wirklich in einer bösen Lage.«
Ich will lieber nicht riskieren, Maggie telefonisch von der Änderung unserer Pläne in Kenntnis zu setzen, dachte Neil. Wahrscheinlich würde sie dann einen Rückzieher machen. Ich erscheine einfach an ihrer Tür und bekenne mich schuldig.
Zwei Stunden später saß Neil mit Mrs. Arlington im Büro seines Vaters. Sie ist wirklich in einer bösen Lage, dachte er. Sie hatte ursprünglich sichere Wertpapiere mit einer guten Rendite besessen, hatte sie jedoch alle verkauft, um sich an irgendeiner hirnverbrannten Spekulation zu beteiligen. Zehn Tage war es nun her, daß sich Mrs. Arlington dazu hatte überreden lassen, einhunderttausend Anteile zu fünf Dollar das Stück von irgendeinem Saftladen zu kaufen. Am folgenden Morgen war die Aktie auf fünfeinviertel Dollar gestiegen, doch schon am Nachmittag desselben Tages hatte sie dramatisch zu fallen begonnen. Mittlerweile lag ihr Wert unter einem Dollar.
Also sind fünfhunderttausend Dollar Aktienkapital zu etwa achtzigtausend zusammengeschrumpft, vorausgesetzt, daß sich überhaupt ein Käufer findet, dachte Neil und blickte dabei über den Schreibtisch hinweg voller Mitleid auf die bleiche Frau, deren krampfhaft gefaltete Hände und
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