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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ganz geknickt aus, fand Maggie. Als er beim Betreten der Kirche an ihr vorbeikam, blieb er kurz stehen, um ihr zu sagen, er habe sie zu erreichen versucht und würde sich gern nach der Beerdigung mit ihr treffen.
    Earl Bateman war noch, bevor die Messe einsetzte, zu ihr herübergekommen, um mit ihr zu reden. »Nach all dem hier, befürchte ich, werden sich Ihre Erinnerungen an Newport nur auf Begräbnisse und Friedhöfe beziehen«, sagte er, wobei seine Augen hinter einer rund gerahmten, leicht getönten Sonnenbrille denen einer Eule glichen.
    Er hatte keine Antwort abgewartet, sondern war an ihr vorbei nach vorne gegangen, um einen freien Platz in der ersten Bankreihe einzunehmen.
    Liam kam erst, als die Zeremonie schon halb vorbei war, und setzte sich neben sie. »Tut mir leid«, murmelte er ihr ins Ohr. »Der verdammte Wecker ist nicht losgegangen.« Er griff nach ihrer Hand, doch sie entzog sie ihm fast sofort wieder. Sie wußte, daß sie das Objekt vieler Seitenblicke war, und wollte nicht, daß über sie und Liam irgendwelche Gerüchte in Umlauf kamen. Immerhin gestand sie sich ein, daß ihr Gefühl von Isolierung nachließ, als seine kräftige Schulter sich an ihrer rieb.
    Als sie in der Leichenhalle an dem Sarg vorbeigeschritten war, hatte Maggie eine Weile lang das friedliche, liebenswerte Antlitz der Frau betrachtet, die sie nur so kurz gekannt und doch so liebgewonnen hatte. Der Gedanke war ihr in den Sinn gekommen, daß Greta Shipley und Nuala und alle ihre guten Freunde jetzt vermutlich ein fröhliches Wiedersehen feierten.
    Dieser Gedanke hatte die bohrende Frage hinsichtlich der viktorianischen Glocken nach sich gezogen.
    Als sie nun an den drei Leuten vorbeikam, die man als Mrs. Shipleys Verwandte vorgestellt hatte, trugen ihre Gesichter den angemessen ernsten Ausdruck, aber sie fand darin nichts von dem ehrlichen, offenen Schmerz, den sie in den Augen und Mienen der engen Freunde Mrs. Shipleys aus dem Latham Manor entdeckte.
    Ich muß unbedingt herausfinden, wann und wie jede einzelne dieser Frauen gestorben ist, deren Gräber ich besucht habe, und wie viele von ihnen nahe Verwandte hatten, dachte Maggie – Informationen, deren Zweckdienlichkeit sie während ihres Besuchs bei Mrs. Bainbridge erkannt hatte.
    In den folgenden zwei Stunden hatte sie das Gefühl, als funktioniere sie nach einer Art Fernbedienung – sie beobachtete alles, registrierte es, fühlte aber nichts. »Ich bin eine Kamera« war ihre eigene Reaktion auf sich selbst, als sie nach der Beisetzung mit Liam an ihrer Seite von Greta Shipleys Grab wegging.
    Sie spürte eine Hand auf ihrem Arm. Eine gutaussehende Frau mit silberweißen Haaren und einer bemerkenswert aufrechten Haltung hielt sie an. »Miss Holloway«, sagte sie, »ich bin Sarah Bainbridge Cushing. Ich möchte Ihnen dafür danken, daß Sie Mutter gestern besucht haben. Sie war so erfreut darüber.«
    Sarah. Das war die Tochter, die mit Earl wegen seines Vortrags über viktorianische Glocken aneinandergeraten war, sagte sich Maggie. Sie wollte nach Möglichkeit unter vier Augen mit ihr sprechen.
    Schon mit dem nächsten Atemzug bot ihr Sarah Cushing die Gelegenheit dazu: »Ich weiß nicht, wie lange Sie noch in Newport sind, aber morgen vormittag gehe ich mit Mutter zum Brunch aus, und ich würde mich wirklich freuen, wenn Sie mitkommen könnten.«
    Maggie sagte bereitwillig zu.
»Sie wohnen doch hier in Nualas Haus, richtig? Ich hole Sie um elf Uhr ab, wenn es Ihnen recht ist.« Mit einem
    Nicken drehte sich Sarah Cushing um und wartete darauf, sich wieder der Gruppe anzuschließen, mit der sie zusammengewesen war.
    »Laß uns irgendwo ruhig zu Mittag essen«, schlug Liam vor. »Ich kann mir gut vorstellen, daß du keine Lust nach noch mehr Treffen im Anschluß an Beerdigungen hast.«
    »Nein, bestimmt nicht. Aber ich will jetzt wirklich zum Haus zurück. Ich muß einfach Nualas Kleider durchgehen und sie aussortieren.«
    »Dann zum Dinner heute abend?«
    Maggie schüttelte den Kopf. »Danke, aber ich bleibe jetzt lieber bei diesem Sortier-und-Wegpack-Job, bis ich nicht mehr kann.«
    »Hör mal, ich muß dich aber sehen, bevor ich morgen abend wieder nach Boston fahre«, protestierte Liam.
Maggie wußte, er würde ein Nein nicht akzeptieren. »Na gut, ruf mich an«, sagte sie. »Dann machen wir irgendwas aus.«
Er verließ sie bei ihrem Wagen. Sie drehte gerade den Schlüssel im Zündschloß um, als sie ein Klopfen an die Scheibe aufschrecken ließ. Es war Malcolm Norton.

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