Mondlicht steht dir gut
zusammengesunkene Schultern verrieten, wie aufgeregt sie war. Sie ist erst so alt wie Mutter, Sechsundsechzig, dachte er, doch in diesem Augenblick sieht sie zwanzig Jahre älter aus.
»Es ist ziemlich verheerend, oder?« fragte
Mrs. Arlington.
»Ich fürchte, schon«, erwiderte Neil.
»Wissen Sie, das war Geld, das ich verwenden wollte, wenn eine der größeren Wohnungen im Latham Manor frei wird. Aber ich hatte schon immer ein ungutes Gefühl bei der Vorstellung, so viel Geld für mich selbst auszugeben. Ich habe drei Kinder, und als Douglas Hansen sich so ins Zeug gelegt hat und Mrs. Downing mir dann erzählte, wieviel Geld sie in weniger als einer Woche mit seiner Hilfe erzielt hatte, da hab ich mir gedacht, wenn ich dieses Geld verdopple, dann kann ich was an die Kinder vererben und es mir trotzdem ermöglichen, im Latham Manor zu wohnen.«
Sie bemühte sich, mit einem Blinzeln ihre Tränen zurückzudrängen. »Und dann habe ich nicht nur letzte Woche mein Geld verloren, sondern direkt am nächsten Tag einen Anruf bekommen, daß eins der großen Apartments zu haben ist, und zwar das, für das sich Nuala
Moore eingetragen hatte.«
»Nuala Moore?« hakte Neil schnell nach.
»Ja, die Frau, die letzte Woche ermordet worden ist.« Mrs. Arlington tupfte mit einem Taschentuch die Tränen
ab, die sie nicht länger zurückhalten konnte. »Jetzt hab ich die Wohnung nicht, und die Kinder kriegen nicht nur nichts vererbt, sondern eines von ihnen muß mich vielleicht auch noch bei sich aufnehmen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß das jetzt schon seit über einer Woche, aber als ich heute früh die Bestätigung des Aktienkaufs schwarz auf weiß vor Augen hatte, da hat es mich einfach umgehauen.« Sie trocknete sich die Augen.
»Ach, was soll’s.«
Laura Arlington stand auf und versuchte zu lächeln. »Sie sind wirklich ein genauso netter junger Mann, wie es Ihr Vater uns allen ständig erzählt. Sie finden also, ich soll
einfach das, was noch von meinen Papieren übrig ist, so lassen, wie’s ist?«
»Unbedingt«, sagte Neil. »Tut mir wirklich leid, daß das passiert ist, Mrs. Arlington.«
»Nun ja, denken Sie mal an all die Leute auf der Welt, die keine halbe Million Dollar haben, die sie ›in den Wind pissen‹ könnten, wie’s mein Enkel ausdrücken würde.« Ihre Augen wurden groß. »Ich kann nicht glauben, daß ich das gerade gesagt hab! Verzeihen Sie mir.« Dann erschien der Anflug eines Lächelns auf ihren Lippen. »Aber wissen Sie was? Mir geht’s schon viel besser, nachdem ich das gesagt hab. Ihre Mutter und Ihr Vater wollten, daß ich noch zu einer Stippvisite bei ihnen reinschaue. Aber ich denke, ich mach mich jetzt lieber auf den Weg. Richten Sie den beiden unbedingt meinen Dank aus, bitte.«
Als sie gegangen war, kehrte Neil zum Haus zurück. Seine Eltern waren im Wintergarten. »Wo ist Laura?« fragte seine Mutter besorgt.
»Ich wußte schon, daß sie jetzt nicht vorbeischauen würde«, sagte Robert Stephens. »Alles, was sich für sie geändert hat, fängt gerade erst an, sich etwas zu setzen.«
»Sie ist ’ne prima Lady«, sagte Neil hitzig. »Ich würde diesen miesen Sack Douglas Hansen am liebsten erwürgen. Aber eins schwör ich euch, sofort am Montag früh werde ich jeden noch so kleinen Dreckkrümel ausgraben, den ich finden und ihm anhängen kann, und wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, ihn bei der Aufsichtsbehörde zu verklagen, dann tu ich’s auch, verlaßt euch drauf.«
»Gut!« rief Robert Stephens begeistert.
»Du klingst jeden Tag mehr wie dein Vater«, bemerkte Dolores Stephens trocken.
Als Neil sich später den Rest des Baseball-Spiels der Yankees gegen die Red Sox anschaute, wurde er auf einmal von dem dunklen Gefühl geplagt, irgend etwas an dem Portefeuille Laura Arlingtons übersehen zu haben. Über den Aktienkauf hinaus, zu dem sie sich hatte verleiten lassen, stimmte etwas nicht damit. Nur was? grübelte er.
52
Detective Jim Haggerty hatte Greta Shipley fast schon sein ganzes Leben lang gekannt und geschätzt. Von der Zeit an, als er ein kleiner Junge war und ihr die Zeitungen an die Tür brachte, konnte er sich an keine einzige Gelegenheit erinnern, bei der sie nicht entgegenkommend und freundlich zu ihm gewesen wäre. Sie zahlte auch immer pünktlich und gab ein großzügiges Trinkgeld, wenn er am Samstagmorgen kam, um das Geld einzusammeln.
Sie war nicht wie einige der Geizhälse in den anderen protzigen Häusern, dachte er, die einfach die Rechnungen
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